Neue H5N1-Variante offenbart besorgniserregende Mutation

  10 Februar 2025    Gelesen: 91
  Neue H5N1-Variante offenbart besorgniserregende Mutation

In den USA breitet sich das Vogelgrippe-Virus unter Kühen scheinbar unaufhaltsam aus. Eine Entdeckung bei Routinekontrollen der Milch versetzt Experten jetzt weltweit in Alarmbereitschaft: Offenbar hat eine zweite H5N1-Variante die Nutztiere erreicht - mit einer besorgnisrregenden Mutation.

Eine neue Variante des hochpathogenen Vogelgrippe-Virus ist bei Milchkühen in den USA nachgewiesen worden - und besorgt nicht nur das US-Landwirtschaftsministerium, sondern auch Wissenschaftler weltweit. Bei der Virusvariante handelt sich um den Genotyp D1.1 der Klade 2.3.4.4b. Dieser unterscheidet sich Experten zufolge von dem Stamm B3.13, der erstmals vor einem Jahr Milchkühe in Texas infizierte und bisher in fast 1000 Herden in den USA verheerende Schäden angerichtet hat.

Ein Aspekt ist bei der neuen Entdeckung besonders besorgniserregend: Das D1.1-Virus weist eine PB2-Mutation auf, die eine Virusvermehrung in Säugetieren erleichtern könnte. Diese Anpassung ist beim Genotyp B3.13 nicht zu finden.

"Der zweite Eintrag von H5N1 bei Milchkühen in den USA ist eine Warnung, dass diese Viren auch in Zukunft die Artenbarriere überwinden können", sagt Virologe Martin Schwemmle vom Universitätsklinikum Freiburg. D1.1 ist laut dem US-Landwirtschaftsministerium (USDA) der "derzeit vorherrschende Genotyp bei wandernden Wildvögeln" - und verantwortlich für zwei besonders schwere Fälle beim Menschen.

So erkrankte ein Teenager in Kanada schwer und musste im Krankenhaus behandelt werden. Außerdem war D1.1 für den ersten und bisher einzigen Todesfall bei einem Menschen im Zusammenhang mit Vogelgrippe in Nordamerika verantwortlich: Ein 65-Jähriger starb im US-Bundesstaat Louisiana an den Folgen einer Infektion. In beiden Fällen hatten die Patienten zuvor Kontakt mit Vögeln.

"Kann jederzeit auch in Deutschland passieren"

Was die Einschleppung der neuen Virusvariante für die Menschen bedeutet, ist allerdings noch unklar. "Im Moment wissen wir noch sehr wenig über D1.1 in Milchkühen, was eine gut informierte Abschätzung des Risikos erschwert", sagt Virologin Barbara Wieland vom Eidgenössischen Departement des Innern der Schweiz. Die Tatsache, dass ein weiteres H5N1-Virus den Weg in Milchkühe geschafft hat, sei aber bedenklich - gerade mit Blick auf die Anpassung an den Menschen, so die Expertin. "Es zeigt klar, dass aufgrund der massiven Viruszirkulation in den USA wegen zahlreicher Ausbrüche in Wildvögeln und in Nutzgeflügel die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Übertritt steigt."

Auch das deutsche Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bewertet diesen zweiten Eintrag bei Kühen als kritisch, insbesondere weil sein Ursprung unklar ist. Zuerst wurde das Virus bei Routinekontrollen in großen Milchsilos in Nevada entdeckt und dann wurde zurückverfolgt, welche Milchkühe in welchem Betrieb tatsächlich infiziert waren. Wissenschaftler vermuten, dass die große Zahl H5N1-infizierter Vögel in den USA die Übertragung auf Milchkühe ermöglicht hat. "Leider ist die Ursache für die Infektion dieser Tiere unklar", sagt Virologe Schwemmle. "Aber wir müssen davon ausgehen, dass dies jederzeit auch in Europa oder Deutschland passieren kann."

Experten haben die Vogelgrippe als eine der größten Bedrohungen im Hinblick auf eine mögliche neue Pandemie eingestuft. Es besteht das Risiko, dass sich H5N1 mit der saisonalen Grippe vermischt, ansteckender wird und dadurch eine tödliche Pandemie ausgelöst wird. Der Immunologe Carsten Watzl von der Technischen Universität Dortmund warnte zuletzt vor der Möglichkeit, dass das Virus von Mensch zu Mensch übertragbar werden könnte: "Wenn es wirklich zu so einer Veränderung kommen würde, hätten wir ein Problem."

Quelle: ntv.de


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