Monsanto soll Studien gekauft haben

  05 Dezember 2019    Gelesen: 651
Monsanto soll Studien gekauft haben

In der Debatte über Vorteile und Risiken des Pestizids Glyphosat soll der Konzern Monsanto zwei Studien bei einem Experten der Universität Gießen bestellt haben. Diese fielen einem ARD-Bericht zufolge nicht nur sehr positiv aus, sie verheimlichten auch ihren Finanzier.

Den einen gilt es als krebserregender Insektenkiller, den anderen als effizienter Unkrautvernichter für eine ertragreiche Landwirtschaft: Der Streit um das Pestizid Glyphosat des inzwischen zur Bayer AG gehörenden Herstellers Monsanto beschäftigt Politik, Justiz, Agrar- und Verbraucherverbände seit vielen Jahren. Im Mittelpunkt steht dabei die Wissenschaft, die als vermeintlich unabhängige Instanz Faktensicherheit in die Debatte über Risiken von Glyphosat bringen soll - etwa, wenn es um die Zulassung des Mittels in der Europäischen Union geht.

Recherchen des ARD-Magazins Monitor deuten darauf hin, dass Monsanto versucht haben könnte, die öffentliche Debatte durch gekaufte Studien zu beeinflussen. Im Mittelpunkt steht dabei der Agrarökonom Michael Schmitz. Dieser hatte laut Bericht neben seiner Arbeit an der Universität Gießen auch 20 Jahre lang dem Bundeslandwirtschaftsministerium als Sachverständiger gedient. Zudem war er Gutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Finanzier nicht genannt


Zugleich ist Schmitz Verfasser zweier Studien, die Glyphosat in äußerst positivem Licht erscheinen lassen. Diese Studien sollen von Glyphosat-Befürwortern vielfach zitiert worden sein, darunter auch vom Bayer-Konzern. In den Studien fehle aber der Hinweis, dass es sich um Auftragsarbeiten handelt, für die Monsanto Geld an ein von Schmitz geführtes Privatinstitut gezahlt hatte.

Auf Anfrage von Monitor wollte sich Schmitz demnach nicht äußern und erklärte lediglich: "Die Unabhängigkeit der Wissenschaft ist am Output zu messen, also an den Veröffentlichungen und deren Qualität."

Scharfe Kritik von Lobbycontrol


In den Studien kam Schmitz laut Monitor 2011 zu dem Schluss, dass ein Glyphosatverbot für Deutschland und die EU bis 1,4 Milliarden Euro "Wohlstandsverlust" bedeuten würde. Diese Studie soll Schmitz sogar auf einer Fachkonferenz offiziell als Vertreter der Justus-Liebig-Universität Gießen vorgestellt haben, nicht als Repräsentant seines Privatinstituts. 2015 befand eine Schmitz-Studie zudem den Glyphosat-Einsatz für ökologisch vorteilhaft, weil der Ackerboden geschont und der CO2-Ausstoß gesenkt werde.

Der Bayer-Konzern räumte Finanzierung und Auftrag auf Anfrage von "Süddeutscher Zeitung" und Lobbycontrol ein. Die Unterstützung durch Monsanto ist auf den finalen Publikationen nicht gekennzeichnet. Der Politikwissenschaftler Ulrich Müller von Lobbycontrol übt harte Kritik am Vorgehen des Konzerns. "Monsanto und die Glyphosat-Hersteller wollten über diese Studien Politik und Öffentlichkeit beeinflussen, ohne dass ihre Beteiligung daran publik wurde", sagt er der "Süddeutschen Zeitung" und sprach von "unsauberer Lobby-Taktik". Und weiter: "Die wirtschaftlichen Interessen hinter den Studien werden verschleiert, um mehr Glaubwürdigkeit zu gewinnen."


Quelle: n-tv.de


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