Die US-Elektroautomarke Tesla forscht an einem Laserwischer, der die Frontscheibe der Autos künftig von groben Verschmutzungen reinigen soll. Ein entsprechendes Patent hat das Unternehmen jetzt angemeldet. Für die klassische Aufgabe, die Scheibe bei Unwetter von Regentropfen zu befreien, scheint das System allerdings nicht konzipiert zu sein.
Kaum jemand beherrscht es so perfekt durch eine kleine Ankündigung großes öffentliches Aufsehen zu erregen wie Tesla-Chef Elon Musk. Musks neuester Coup: ein Patent für einen Scheibenwischer, der mit Laserstrahlen funktioniert. Ernst gemeinte Innovation oder Marketing-Bluff?
Das neue Tesla-Patent hat den Namen "Pulsed Laser Cleaning of Debris Accumulated on Glass Articles in Vehicles", was so viel bedeutet wie "Pulslaser-Reinigung von Schmutzteilen, die sich auf Glas und Scheiben von Fahrzeugen absetzen". Hinter dem sperrigen Titel verbirgt sich ein System, das laut Unternehmensangaben auf einem Lasermodul unter der Fronthaube des Fahrzeugs basiert. Dort, wo bei vielen Autos die Waschdüsen für die Scheiben sind, treten laut den technischen Zeichnungen Laserstrahlen aus, die groben Schmutz auf der Scheibe beseitigen sollen.
Zuvor erkennt das System demnach, wo genau sich die zu reinigende Stelle befindet. Je nach Verschmutzungsgrad wird der Laser dann auf die richtige Intensität eingestellt, sodass der Schmutz entfernt, aber die Scheibe darunter nicht beschädigt wird. Anschließend wird der Laser zielgenau in pulsartigen Stößen abgeschossen. Experten sehen in dem System aber eine Gefahr. Das Problem: Die Insassen hinter der Windschutzscheibe könnten geblendet und verletzt werden.
Gefahr für den Autofahrer
"Ich halte dieses Konzept für sehr weit hergeholt", sagt Edwin Büchter von Cleanlaser. Das Unternehmen bietet unter anderem industrielle Laserreinigungssysteme an, die beispielsweise Lack entfernen oder Oberflächen von Schmutz befreien können. "Technisch könnte man Scheiben durchaus mit einem Laser reinigen und den Schmutz verdampfen", sagt Büchter. Allerdings bestünde die Gefahr, dass der Laser dabei die Augen des Fahrers trifft und ihn verletzt. "Der Laserstrahl hört ja nicht wie beim Laserschwert in Star Wars nach einem Meter auf", so Büchter. Und um groben Schmutz oder Wasser entfernen zu können, müsste der Laser so stark sein, dass er die Augenflüssigkeit der Insassen verdampfen lassen könnte.
Umstehende Fußgänger oder Radfahrer wären dagegen weniger gefährdet. "Die Verletzungsgefahr für Passanten ist sehr gering", sagt Büchter. Gerät man ungewollt mit der Hand in den Laserstrahl, zieht man sich nicht unbedingt eine Verletzung zu. Das hängt mit der Wellenlänge des Lasers zusammen, erklärt Büchter. "Eine bestimmte Wellenlänge kann zwar das empfindliche Auge beschädigen, hat aber gleichzeitig keine Wechselwirkung mit der Haut."
Denkbar wäre laut Büchter daher ein UV-Laser, dessen Strahlung durch die Windschutzscheibe absorbiert würde und dann keine Gefahr mehr für Fahrer und Beifahrer darstellt. So funktioniert es auch mit der UV-Strahlung der Sonne, die nicht durch die Scheibe gelangt - der Grund warum die Haut auch bei gutem Wetter im Auto nicht gebräunt wird, so der Experte.
Dennoch bleiben viele technische Fragen offen. So müsste ein System erkennen, welche Art von Schmutz sich auf der Scheibe befindet, um die Intensität des Lasers entsprechend einzustellen. Um zudem die höchste Reinigungskraft zu erzielen, müsste der Laser senkrecht auf die Scheibe treffen. Konstruktionsbedingt ist das aber nicht möglich, wenn der Laser von der Motorhaube aus auf die schräg stehende Scheibe trifft. Ob das System auch Regentropfen beseitigen kann, geht aus der Patentschrift zudem nicht hervor.
Hersteller setzen nur wenige Patente um
Tesla will die Technik nicht nur für Autos nutzen. Demnach könnten damit auch Solaranlagen auf Hausdächern automatisch gereinigt werden. Ob der Laser-Scheibenwischer es aber tatsächlich in die Entwicklung schafft, ist ungewiss. "Von den neu angemeldeten Patenten der Autohersteller wird nur ein Bruchteil kommerzialisiert und tatsächlich auch umgesetzt", sagt Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM). Hersteller nutzten Patente aber auch, um ihre Innovationskraft zu zeigen.
Das könnte erklären, warum Tesla bereits Anfang des Jahres ein anderes Reinigungspatent angemeldet hat: ein elektromagnetisches Scheibenwischersystem. Dabei ist der Scheibenwischer im Ruhezustand ebenfalls im Bereich unter der Fronthaube untergebracht. Beginnt es zu regnen, fährt der Scheibenwischer hervor und wischt elektromagnetisch auf einem Schienensystem in einer linearen Bewegung von links nach rechts - über die komplette Fläche der Scheibe.
Die Lasertechnik wird in der Autobranche allerdings bereits angewendet. Denn einige Modelle von Audi und BMW sind mit Laserscheinwerfern ausgestattet, die deutlich heller und präziser leuchten als LED- oder Xenonlicht. Das dabei genutzte Laserlicht ist für das menschliche Auge allerdings ungefährlich.
Quelle : spiegel.de
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