Ex-Model verklagt Harvey Weinstein

  20 Dezember 2019    Gelesen: 682
Ex-Model verklagt Harvey Weinstein

Kaja Sokola wirft Harvey Weinstein vor, sie als Minderjährige missbraucht zu haben. Eine Einigung über mehrere Millionen Dollar lehnte sie ab - und hat Klage eingereicht. Womöglich muss Walt Disney haften.

Filmproduzent Harvey Weinstein muss sich mit einer weiteren Klage auseinandersetzten. Kaja Sokola wirft ihm unter anderem vor, sie als 16-Jährige gezwungen zu haben, seinen Penis zu massieren, wie neben anderen Medien die "New York Times" berichtet. Sokola hat ihn demnach wegen des Missbrauchs Minderjähriger verklagt.

Die Vorwürfe hatte sie laut dem Bericht erstmals im vergangenen Jahr im Rahmen einer Sammelklage anonym vorgebracht. Damals hatten Weinsteins Anwälte die Vorwürfe als "offensichtlich unbegründet" zurückgewiesen. Die neue Klage kommentierten sie auf Medienanfrage nicht.

Vor Kurzem wurde bekannt, dass Weinstein eine Vereinbarung mit Dutzenden der Klägerinnen erzielt hat. Sie sieht eine Zahlung von insgesamt 25 Millionen Dollar vor. Weinstein wird nicht verpflichtet, Fehlverhalten einzugestehen und müsste auch nichts zahlen, sondern Versicherungen seines ehemaligen Filmstudios.

"In meinem eigenen Namen"

Die Vereinbarung sei weder fair noch gerecht, sagte Kaja Sokola in einer Erklärung, die von ihrem Anwalt veröffentlicht wurde. "Deshalb reiche ich heute meine eigene Klage ein, in meinem eigenen Namen." Sokola fordert eine nicht näher bezifferte Schadenersatzsumme.

Sokola war nach eigenen Angaben mit 16 Jahren nach New York gezogen, um als Model zu arbeiten und Schauspielerin zu werden. In ihrer 23-seitigen Klage hieß es, Weinstein sei ihr im September 2002 vorgestellt worden. Der Filmproduzent habe sie zum Essen eingeladen, sie stattdessen aber zu seinem Wohnhaus gebracht.

Weinstein sagte ihr laut der "Times", wenn sie Schauspielerin werden wolle, müsse sie sich auch nackt wohlfühlen und alles tun, was der Regisseur verlange. Er habe sie aufgefordert, ihre Bluse auszuziehen und ihre Hose zu öffnen. Weinstein habe sie zwischen den Beinen berührt und sie gezwungen, seinen Penis zu massieren. Sie habe mit den Tränen gekämpft und geschrien, sie wolle ihn nicht berühren. Weinstein habe die Tür verriegelt, sie angeschrien und ihr gesagt, sie solle sich beruhigen.

Eigentlich hätte Sokola die Klage vor ihrem 23. Lebensjahr einreichen müssen, berichtet die "New York Times". Diese Frist wurde demnach wegen einer Änderung der Landesgesetze im August für ein Jahr aufgehoben. Sokola sei eines der wenigen mutmaßlichen Opfer Weinsteins, das auch Ansprüche gegen Walt Disney geltend machen könnte. Der Konzern sei zum Zeitpunkt des mutmaßlichen Übergriffs im Jahr 2002 Eigentümer von Weinsteins Filmfirma gewesen.

Dutzende Frauen werfen dem 67 Jahre alten Weinstein sexuelle Übergriffe vor. In New York beginnt im Januar ein Prozess gegen ihn. Ihm werden eine Vergewaltigung im Jahr 2013 und erzwungener Oralverkehr im Jahr 2006 zur Last gelegt.

Weinstein war einst ein gefeierter Produzent von Filmen wie "Pulp Fiction" und "Shakespeare in Love". Er hat die Vorwürfe gegen sich stets zurückgewiesen. Der Skandal hatte zur weltweiten #MeToo-Kampagne gegen sexuelle Übergriffe geführt.

spiegel


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