60 Mitarbeiter von Macquarie in Cum-Ex-Geschäfte verwickelt

  23 Januar 2020    Gelesen: 901
60 Mitarbeiter von Macquarie in Cum-Ex-Geschäfte verwickelt

Frankfurt (Reuters) - Bei den mutmaßlich illegalen Cum-Ex-Geschäften hat die australische Bank Macquarie ein größeres Rad gedreht als bislang angenommen.

Untersuchungen von deutschen Behörden hätten ergeben, dass rund 60 ehemalige und aktuelle Mitarbeiter des Instituts ihre Finger im Spiel gehabt hätten, teilte die Bank am Donnerstag in Sydney mit. Die meisten der betroffenen Personen seien inzwischen nicht mehr bei der Bank beschäftigt. Bislang war nur bekannt gewesen, dass mehrere Mitarbeiter von Macquarie in die Steuer-Tricks involviert waren. Im Verdacht steht auch Bankchefin Shemara Wikramanayake sowie Ex-Boss Nicholas Moore.

Konkret ermitteln die Behörden, welche Rolle Macquarie bei Cum-Ex-Geschäften vor neun Jahren gespielt hat. Macquarie ist der Meinung, dass die Transaktionen legal waren. Die Bank hatte damals laut internen Dokumenten, die Reuters vorliegen, drei US-Pensionsfonds Geld geliehen, die als Käufer in Cum-Ex-Geschäften auftraten und Steuererstattungen einreichten. Wikramanayake und drei andere Manager hatten in einem Memo an den Aufsichtsrat auf Risiken hingewiesen und verlangt, die zu erwartenden Gewinne gegen die Risiken abzuwägen. In einer Aufsichtsratssitzung im Oktober 2010 wurden die Transaktionen unter Auflagen genehmigt, Anfang 2011 seien die Verträge unterschrieben worden.

Bei Cum-Ex-Transaktionen ließen sich Anleger die einmal gezahlte Kapitalertragsteuer mit Hilfe ihrer Bank mindestens zwei Mal erstatten. Dazu verschoben sie um den Stichtag der Dividendenzahlung herum untereinander Aktien mit - also cum - und ohne - ex - Dividendenanspruch. Insgesamt geht es bei dem Skandal um Hunderte Fälle mit einem vermuteten Gesamtschaden von mehreren Milliarden Euro.

In dem ersten Prozess am Landgericht Bonn, der sich mit dem Thema beschäftigt, müssen sich derzeit die beiden britischen Händler Martin S. und Nicholas D. verantworten. Sie sollen laut Anklage von 2006 bis 2011 mit Aktiendividenden getrickst und den deutschen Staat um rund 440 Millionen Euro gebracht haben. Das Gericht sieht die Steuertricks als strafbar an. Zuletzt hatte die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt im Cum-Ex-Skandal um die kollabierte Maple Bank Anklage gegen sieben Beschuldigte erhoben. Im Rahmen der Cum-Ex-Ermittlungen gab es bei zahlreichen Finanzinstituten in Deutschland und anderen Ländern Europas Durchsuchungen. So rückten Beamte bei der Commerzbank, der Deutsche-Börse-Tochter Clearstream und der niederländischen ABN Amro vor.


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