Im Vergleich der Kameraboppel hat das neue Huawei P40 Pro einen der größten. In dieser Hinsicht wird es wohl nur von Samsungs Galaxy S20 Ultra übertroffen. Das Arrangement aus drei Kameras, einem LED-Blitz, einem Tiefensensor und einem Mikrofon zeigt, worum es dem chinesischen Smartphonehersteller geht: Alle Aufmerksamkeit auf die Foto- und Videofähigkeiten seines neuen Tophandys zu lenken.
Denn während die drei Modelle der neuen P40-Serie technisch mit allerlei Finessen ausgestattet sind, fehlt ihnen der Zugang zu Googles Diensten. Und damit Gmail, Google Maps und alles was man aus dem Play Store herunterladen könnte. Schuld ist ein Beschluss der US-Regierung, der es Google verbietet, Huawei seine Dienste zur Verfügung zu stellen. Das wurde schon dem Mate 30 zum Verhängnis, das der Konzern im Herbst 2019 präsentierte. Die Hardware ist top, aber ohne Google chancenlos.
Huawei versucht nun, sich mit eignen Mitteln aus dieser Misere zu ziehen. Wenn man die Google Mobile Services (GMS) nicht nutzen darf, dann entwickelt man eben Huawei Mobile Services (HMS), um Googles Angebote zu ersetzen. Dazu gehört es auch, dass der Konzern mit Huawei Musik und Huawei Video hierzulande jetzt auch als Anbieter von Musik- und Videoangeboten auftritt. Gerüchten zufolge wird zusammen mit Tomtom auch an einer eigenen Karten-App gearbeitet.
Wo sollen die Apps herkommen?
Den Verlust des Play Stores, den die meisten Androidnutzer gewöhnt sind, versucht das Unternehmen gleich mit mehreren Maßnahmen auszugleichen. Zum einen mit einer eigenen App namens Phone Clone, mit der man beim Einrichten des P40 nicht nur Daten, sondern vor allem Apps vom alten auf das neue Smartphone übertragen kann.
Das funktioniert recht gut, Twitter, Telegram und viele andere Apps lassen sich so übertragen. Mit den Apps von Google aber gibt es bei dieser Methode meist Ärger, weil die eben nach den Google Mobile Services verlangen. Im ersten Test zeigte sich etwa Google Maps prinzipiell benutzbar. Nur kann man sich dort nicht mit seinem Google-Account anmelden, also nicht auf gespeicherte Orte, die Heimadresse und Ähnliches zugreifen.
Darüber hinaus versucht Huawei seinen eigenen App-Store, die App Gallery, auszubauen, doch viele populäre Apps fehlen auch dort. Wohl um dieses Manko auszugleichen, war auf unserem Testgerät die "AppSuche" installiert, die im Netz nach frei verfügbaren Downloads von Apps sucht, die man ohne Umweg über den Play Store installieren kann. Wer die nutzt, geht freilich ein gewisses Risiko ein, denn solche Downloads können zumindest potenziell mit Schadsoftware verseucht sein.
Sehr, sehr viele Megapixel
Den Verlust der Google-Dienste nimmt man spätestens dann wahr, wenn man die drei offenbar hervorragenden Kameras des P40 Pro ausprobiert. Meine Testschnappschüsse waren fast durchweg von sehr guter Qualität. Nur fiel es schwer, sie aus dem Gerät herauszubekommen. Bei anderen Android-Handys nutze ich dafür Google Fotos und lade die Bilder aus dessen Webversion auf den Computer. Mit Huaweis Galerie-App geht das nicht.
Und das ist schade, denn die wieder mal gemeinsam mit Leica entwickelten Kameras haben viel zu bieten. Im P40 Pro stecken drei Fotosensoren mit 12, 40 und 50 Megapixeln. Neben einem Weitwinkel und einem Ultraweitwinkel verfügt es über ein Fünffach-Teleobjektiv, das per Softwarezoom bis zu 50-fache Vergrößerung liefert. Ein Tiefensensor ist ebenfalls enthalten und hilft beispielsweise, bei Porträts den Hintergrund weichzuzeichnen. Videos werden mit bis zu 4K-Auflösung aufgezeichnet, auf der Vorseite ist eine Dualkamera mit 32 Megapixeln ins Display eingebaut.
Der Bildschirm geht noch einen Hauch weiter in den Rand über als beim Vorgänger P30 Pro, ist mit OLED-Technik von sehr hoher Qualität ausgestattet, kontraststark und auch seitlich betrachtet noch farbecht. Die Auflösung beträgt beim P40 Pro 2640 x 1200 Pixel, die Bildwiederholfrequenz hat Huawei auf 90 Hertz angehoben, was vor allem beim Scrollen und Spielen Ruckler verhindern soll.
5G als Grundausstattung
Als Prozessor baut das Unternehmen seinen eigenen Kirin 990 5G ein, der über integrierte 5G-Funktionen verfügt. Alle Versionen des P40 verfügen dadurch über eine Anbindung an 5G-Mobilfunknetze, sofern Provider und Tarif das unterstützen und ein solches Netz vorhanden ist. Neben einem Steckplatz für zwei SIM-Karten, von denen eine auch gegen eine Huawei-Speicherkarte getauscht werden kann, ist auch die Nutzung von eSims möglich.
Die P40-Reihe umfasst drei Modelle, das P40 mit Dreifachzoom für 799 Euro, das P40 Pro mit Fünffachzoom für 999 Euro und das P40 Pro+ mit einer Kombination aus Dreifach- und Zehnfachzoom. Für Letzteres hat der Hersteller noch keinen Preis angegeben, nur angekündigt, dass es wohl im zweiten Quartal auf den Markt kommen werde.
Huawei ist sich offenbar bewusst, dass es trotz hervorragender Technik schwierig werden könnte, viele Käufer für die neuen Smartphones zu begeistern. Das zeigt sich an dem Angebot, das der Konzern Vorbestellern macht. Denn wer jetzt ein P40 oder P40 ordert, bekommt dazu ein paar kabellose Kopfhörer und eine Smartwatch als kostenlose Dreingabe. Ab dem 2. Mai sollen die neuen Smartphones erhältlich sein.
spiegel
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