Klima: Sintflut aus der Antarktis

  19 Februar 2016    Gelesen: 574
Klima: Sintflut aus der Antarktis
Forscher fürchten, dass binnen 1000 Jahren das Eis Grönlands und der Westantarktis weg ist. Die Meere würden um mehrere Meter steigen.
Das Abschmelzen der Eisschilde der Antarktis und Grönlands und der folgende Anstieg des Meeresniveaus gehören zu den massivsten Langzeitfolgen der Klimaerwärmung. Ein Anstieg der Ozeantemperatur um mehr als zwei Grad Celsius gegenüber heute könnte in der Westantarktis, der Kontinentalhälfte vis-à-vis Südamerikas, zum Verlust des Eises führen. Allein der Südkontinent würde drei bis fünf Meter zum Meeresanstieg beitragen, errechneten nun Klimawissenschaftler des deutschen Alfred-Wegener-Instituts: Sie rekonstruierten den Eisverlust in der bisher letzten Warmzeit (Höhepunkt vor 125.000 Jahren) und zogen Schlüsse auf mögliche künftige Entwicklungen.

Schluss in 1000 Jahren?

Eine Forschergruppe um Johannes Sutter und Gerrit Lohmann vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), hat in Modellen ermittelt, dass eine Erwärmung der Antarktis durch steigende Treibhausgasanteile in der Atmosphäre die Stabilität des westantarktischen Eisschildes stören und dessen Totalkollaps bewirken könnte. Weltweit wären Küsten durch mehrere Meter Meeresanstieg bedroht.

In einem Modell nimmt man an, dass die Klimaerwärmung so weitergeht und man den Ausstoß an Treibhausgasen nicht merklich reduziert. Dann könnte sich der Kollaps der Westantarktis rasant abspielen, die Eismassen wären binnen etwa 1000 Jahren weg.

Die Antarktis ist ein weitgehend eisbedeckter Kontinent (bis zu 4,7 Kilometer Dicke), umgeben vom Südlichen Ozean, während die Arktis der im Winter großteils eisbedeckte, landumgürtete Arktische Ozean ist. Die Westantarktis hat an den Ausläufern der Gletscher im Meer große Schelfeisflächen wie das Ronne-, Ross- und Larsen-Schelfeis. Schelfeis sind auf dem Meer liegende, mit dem Inlandeis verbundene Flächen.

Nachrutschendes Inlandeis

Antarktis und Grönland speichern zwei Drittel der Süßwasserreserven. Nach Studien an Ozeansedimenten und Eiskernen vermutet man, dass das Eis der Westantarktis schon in der bisher letzten Warmzeit kollabiert ist. Damals war die polare Oberflächentemperatur gut zwei Grad höher. Neue Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass durch die Erwärmung des Wassers zuerst das Schelfeis verschwand. Da es schon im Meer treibt, hat das kaum Folgen auf den Meeresspiegel, doch verliert das landbasierte Eis dahinter den Halt und rutscht ins Meer. Vermutlich war der Meeresspiegel damals sieben Meter höher; davon sollen je ein halber Meter auf die temperaturbedingt größere Ausdehnung des Wassers bzw. den Zufluss von Gletschern auf dem Land sowie zwei Meter auf schmelzendes Grönlandeis zurückzuführen sein. Für vier Meter war demnach die Antarktis verantwortlich.

„Sowohl für die letzte Warmzeit als auch für die Zukunft identifizieren wir kritische Temperaturlimits im Südlichen Ozean: Steigt die Ozeantemperatur um über zwei Grad Celsius, wird der westantarktische Eisschild irreversibel verloren gehen. Dies führt zu einem drastisch erhöhten Beitrag der Antarktis zum Meerespiegelanstieg von drei bis fünf Metern“, erläutert Sutter.

Wärmster gemessener Jänner

Heute liegt der Anstieg des Meeresspiegels im Millimeterbereich: Grönland und die Antarktis sollen zusammen pro Jahr einen Millimeter beitragen, in Summe seien es drei, heißt es. Zwar ist der Verlust des Westantarktis-Eises ein Prozess, der sich über tausende, in extremo hunderte Jahre erstreckt; der Zerfall des Schelfeises könne aber „innerhalb mehrerer Jahrzehnte“ passieren, so die Studie. Die Forscher betonen auch einen Unterschied zwischen der letzten Warmzeit und der Zukunft: Die künftige Erwärmung werde weit schneller sein.

Übrigens: Laut Ubimet-Meteorologen war der Jänner der wärmste seit etwa 140 Jahren bzw. praktisch seit Beginn der Aufzeichnungen, gemessen als Summe der Temperaturen in den Winter- und Sommerbereichen der Erde. Global war es 1,56 Grad wärmer als im Mittel.

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