Doch Studien weisen darauf hin, dass die sogenannten Humanen Papillomviren nicht nur die Gebärmutter befallen, sondern auch Anal-, Mund-Rachen-Krebs sowie Genitalwarzen verursachen. Bei Frauen wie auch bei Männern. Zudem wären geimpfte, nicht infizierte Männer keine Überträger mehr. Ist es also angebracht, auch Männer gegen HPV zu impfen?
Bislang übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Impfung nur für Frauen. Das könnte sich ändern, sollte die Ständige Impfkommission (Stiko) dem Ratschluss der US-Gesundheitsbehörde CDC folgen. Diese rät Eltern dringend dazu, auch Jungs noch vor dem ersten Sex impfen zu lassen.
Immer mehr Oralsex
Die amerikanische Behörde beruft sich auf eine Studie, die den Zusammenhang von Mund-Rachen-Krebs und HPV untersucht hat. Forscher haben darin berechnet, dass in den USA die Häufigkeit dieser Krebsart - ausgelöst von HPV - die Zahl der Gebärmutterhalskrebs-Fälle bis zum Jahr 2020 sogar übersteigen könnte. Als Ursache vermuten die Wissenschaftler die Zunahme von Oralsex. Beim Schleimhautkontakt werden Viren übertragen, die im Mund Krebs auslösen können. Es seien also keineswegs nur Frauen gefährdet.
Bislang sind die Gesundheitsbehörden vieler Länder, auch in Deutschland, davon ausgegangen, dass das Virus aufgehalten werden kann, wenn allein Mädchen geimpft werden. Je mehr Frauen geschützt sind, desto seltener könnte das Virus beim Sex übertragen werden, so die Logik. Die WHO schätzt, dass weltweit jährlich etwa 266 000 Frauen an einem sogenannten Zervix-Karzinom sterben.
Ein Impfzwang widerstrebt dem Freiheitsempfinden vieler Menschen. Doch im Fall der Masern sprechen die medizinischen Argumente eindeutig für die Schutzmaßnahme. Die Impfung sollte zur Pflicht werden. Nicht aus dem Gefühl des Zwangs heraus, sondern aus Verantwortung. Kommentar
Doch der Plan funktioniert nicht. Wissenschaftler vermuten, dass in Deutschland nicht mehr als 40 Prozent der Mädchen gegen HPV geimpft sind. Für einen flächendeckenden Schutz könnte das zu wenig sein - das Virus kann sich daher weiter ausbreiten. Jetzt fordern Experten, dass auch Jungen den Pieks bekommen.
Es regt sich Widerstand gegen die HPV-Impfung für Jungs
"Ich erhoffe mir von der Impfung von Jungs einen indirekten Effekt für die Gesundheit von Frauen", sagt Kinderarzt Ulrich Heininger vom Universitäts-Kinderspital Basel, der Mitglied der Ständigen Impfkommission ist. Zudem profitieren schwule Männer nicht vom Impfschutz der Frau. Vielen Männern, die gleichgeschlechtlichen Sex praktizieren, sei das Risiko einer HPV-Infektion nicht bewusst. Eine Impfempfehlung könnte das ändern.
Doch es regt sich auch Widerstand. Unter Ärzten und Wissenschaftlern ist umstritten, wie gefährlich HPV für Männer tatsächlich ist. Die Zahl der durch HPV ausgelösten Tumore bei Männern ist in Deutschland nach wie vor überschaubar. Laut Schätzungen der Impfkommission erkranken 1500 Männer pro Jahr an einem von HPV ausgelösten Krebs.
Hinzu kommt, dass noch nicht einmal die Impfung der Frauen unumstritten ist. Zwar ist belegt, dass Humane Papillomviren an der Gebärmutter Schaden anrichten - ob eine breit angelegte Impfkampagne aber das richtige Mittel gegen die Erreger ist, sehen manche Ärzte kritisch. Die bisher zugelassenen Impfstoffe wirken lediglich gegen die Hochrisikotypen des in vielen Formen auftretenden Virus.
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