Selenskyj vor US-Kongress: "Wir brauchen Sie jetzt"

  16 März 2022    Gelesen: 781
    Selenskyj vor US-Kongress:   "Wir brauchen Sie jetzt"

Aus Kiew ist der ukrainische Präsident dem US-Kongress zugeschaltet. Eindringlich erinnert er die Amerikaner an ihre eigenen dunkelsten Stunden, an Pearl Harbor und die Terroranschläge vom 11. September. Erneut fordert er eine Flugverbotszone und weitere Sanktionen gegen Russland.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Amerikaner bei seinem Hilfsappell vor dem US-Kongress an ihren eigenen Kampf gegen Angreifer erinnert. "Erinnern Sie sich an Pearl Harbor", sagte er mit Blick auf den japanischen Angriff 1941. "Erinnern Sie sich an den 11. September", fügte er mit Blick auf die Terroranschläge von New York und Washington hinzu. "Wir brauchen Sie jetzt." Bei der Verteidigung der Ukraine gehe es um mehr als nur um das Land, betonte der Präsident per Videolink aus Kiew vor den US-Senatoren und Kongressabgeordneten. "Russland hat nicht nur uns angegriffen, nicht nur unser Land, nicht nur unsere Städte, es hat eine brutale Offensive gegen unsere Werte gestartet."

Die US-Regierung hat die Ukraine seit Anfang vergangenen Jahres mit rund 1,2 Milliarden US-Dollar Militärhilfen und Waffenlieferungen unterstützt - davon 550 Millionen Dollar seit Beginn des russischen Angriffskriegs. US-Medienberichten zufolge wollte Biden noch an diesem Mittwoch weitere Militärhilfen in Höhe von 800 Milliarden US-Dollar ankündigen. Andere Länder, darunter Deutschland, haben der Ukraine ebenfalls bereits Waffen geliefert oder zugesagt, darunter auch Flugabwehrraketen und Panzerabwehrlenkwaffen.

In seiner Rede vor beiden Kammern des US-Kongresses forderte Selenskyj mit Nachdruck erneut die Einrichtung einer Flugverbotszone. Russland habe den Himmel über der Ukraine in eine Quelle des Schreckens und des Todes verwandelt, sagte er. Die Flugverbotszone sei notwendig, damit Russland die ukrainischen Städte nicht mehr "terrorisieren" könne, forderte Selenskyj. Solchen Terror habe es in Europa seit 80 Jahren nicht mehr gegeben, betonte er.

"Ich muss unseren Luftraum schützen"

Eine Flugverbotszone würde es der russischen Luftwaffe erschweren, Ziele in der Ukraine anzugreifen. Die Durchsetzung einer Flugverbotszone durch die USA oder das Verteidigungsbündnis NATO gilt derzeit allerdings als ausgeschlossen. Unter anderem US-Präsident Joe Biden hat wiederholt gewarnt, dass eine solche Maßnahme zu einer direkten Konfrontation zwischen NATO-Kräften und dem russischen Militär führen könnte, was eine Eskalation des Kriegs bedeuten würde. Aus diesem Grund hatte Biden auch die von Polen vorgeschlagene Übergabe von Kampfflugzeugen vom Typ MiG-29 an die Ukraine abgelehnt.

Wenn die Forderung nach einer Flugverbotszone zu viel verlangt sei, dann brauche die Ukraine Flugzeuge und Flugabwehrsysteme, sagte Selenskyj. Er habe eine Pflicht: "Ich muss unseren Luftraum schützen." Selenskyj forderte zudem mehr Sanktionen gegen Russland. Er rief alle US-Firmen auf, ihre dortigen Geschäfte aufzugeben. An die US-Kongressabgeordneten appellierte er, alles zu tun, damit Russland nicht einen einzigen Penny bekommt, den es zur Zerstörung der ukrainischen Bevölkerung nutzen könnte.

Eine Rede vor beiden Kammern des US-Kongresses zu halten, gilt als besondere Ehre. Am Donnerstag will sich Selenskyj mit einer Videoansprache auch an den Deutschen Bundestag wenden.

Quelle: ntv.de, chf/dpa/rts


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