Wie viele Soldaten nehmen teil?
Die Militärparade in Moskau am "Tag des Sieges" gehört zu den größten Feierlichkeiten in Russland. Aufgrund des Krieges in der Ukraine dürfte sie dieses Jahr allerdings kleiner ausfallen als üblich. Angekündigt sind rund 11.000 Soldatinnen und Soldaten sowie 131 Militärfahrzeuge. Das wären etwa 100 weniger als 2020 (234), wie ein Journalist der "Washington Post" auf Twitter erklärt. Unter Verweis auf die offiziellen Pläne weist er darauf hin, dass unter anderem schweres Gerät wie Panzer und Raketenwerfer fehlen. Gepanzerten Geländewagen der russischen Nationalgarde, die in den vorherigen Jahren stets vertreten waren, nehmen demnach gar nicht teil an, weil sie in der Ukraine gebraucht werden. Stattdessen wird demnach vor allem modernes Kriegsgerät vorgestellt, das nur in kleiner Stückzahl existiert und daher noch nicht einsatzfähig ist. Begleitet wird die Parade am Boden von 77 Kampfflugzeugen am Himmel, die den Buchstaben "Z" bilden sollen: das inoffizielle Symbol der Kriegs-Unterstützer.
Sind weitere Paraden geplant?
Ja, das russische Militär tritt insgesamt in 28 Städten auf. Daran nehmen 65.000 Männer und Frauen teil. Sie werden von 2400 gepanzerten Fahrzeugen und 460 Flugzeugen begleitet.
Die Ukraine erwartet, dass es auch in der umkämpfen Hafenstadt Mariupol eine russische Parade gibt. Der stellvertretende Leiter der Moskauer Präsidialverwaltung, Sergej Kirijenko, sei in Mariupol eingetroffen, um die Feierlichkeiten vorzubereiten, teilte der ukrainische Militärgeheimdienst am Donnerstag mit. Die zentralen Straßen der Stadt würden derzeit "von Trümmern, Leichen und nicht explodierten Sprengkörpern gesäubert".
Was könnte Putin sagen?
Es wird erwartet, dass Wladimir Putin seine Rede nutzt, um neue Pläne für den Krieg in der Ukraine zu formulieren. Nach wie vor ist der Angriff auf den Nachbarn in Russland nur als "militärische Spezialoperation" bekannt. Seit einigen Wochen zieht die russische Führung allerdings wiederholt Parallelen zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem Krieg in der Ukraine, die "demilitarisiert" und "entnazifiziert" werden soll. "Heute kämpfen unsere Soldaten wie ihre Vorfahren Schulter an Schulter für die Befreiung ihrer Heimat vom Nazidreck", sagte Putin am Sonntag.
Wann der russische Staatschef seine Rede halten wird, ist nicht bekannt. Weitere Anhaltspunkte für den Inhalt lieferte am Freitag aber der russische Außenminister Sergei Lawrow. Bei einer Gedenkveranstaltung in Moskau hatte er seine Unterstellung wiederholt, in der ukrainischen Hauptstadt Kiew herrsche ein antisemitisches Regime, des bekämpft werden müsse. "In den baltischen Staaten und in der Ukraine gedeihen unter dem Kiewer Regime ein Neonazismus und eine neue Erscheinungsform des Antisemitismus - mit dem Wissen des kollektiven Westens", hieß es in einer Grußbotschaft, die auf der Webseite des russischen Außenministeriums veröffentlicht wurde. Demnach führen sie gemeinsam einen Propagandakrieg gegen die Russische Föderation und jeden Russen, egal wo auf der Welt er sich aufhält. "Das ist ein neuer Ausdruck des Rassismus", sagt Lawrow. "Sie schüren auf persönlicher Ebene Hass auf alles Russische."
Was erwartet der Westen?
Lügen. Putin habe den Gedenktag in der Vergangenheit "regelmäßig genutzt, um Unwahrheiten über den Westen zu streuen und die NATO zu kritisieren", sagte der Generalsekretär des Verteidigungsbündnisses, Jens Stoltenberg, angesprochen auf seine Erwartungshaltung. Er rechne daher mit neuen "Lügen über die NATO und den Westen insgesamt".
Was macht Scholz?
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Bundeskanzler Olaf Scholz für den 9. Mai nach Kiew eingeladen. "Er kann diesen sehr wichtigen politischen Schritt machen und am 9. Mai nach Kiew kommen", sagte der Staatschef in einem Interview. Darauf verzichtet der deutsche Regierungschef. Scholz empfängt stattdessen den frisch wiedergewählten französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Auch bei diesem Treffen steht allerdings die Ukraine im Mittelpunkt. Scholz und Macron werden um 18.25 Uhr gemeinsam vor die Presse treten.
Quelle: ntv.de, chr/dpa/AFP
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