Ex-Botschafter Falin wurde 90 – „Deutsche sollen mit eigener Stimme reden“

  04 April 2016    Gelesen: 630
Ex-Botschafter Falin wurde 90 – „Deutsche sollen mit eigener Stimme reden“
Seine Besorgnis über den aktuellen Zustand der russisch-deutschen Beziehungen hat Valentin Falin, ehemaliger UdSSR-Botschafter in beiden deutschen Staaten, geäußert.
In einem Interview mit Sputnik-Korrespondent Nikolaj Jolkin stellte der Veteran der russischen Diplomatie, der am 3. April seinen 90. Geburtstag feierte, fest: „Wir hatten damit gerechnet, dass die gute Nachbarschaft das A und O unserer Beziehungen zum neuen Deutschland ausmachen würde. Leider wurde diese gute Nachbarschaft von Verpflichtungen überschattet, die Westdeutschland und somit auch ganz Deutschland von denjenigen aufgezwungen wurden, von denen die Ideologie und Konzeption der Nato stammten. Die Nato ist aber kein europäisches, sondern ein globales Bündnis, deshalb dient diese Organisation auch ganz gut den Zielen der USA. Die Deutschen sollen aber mit ihrer eigenen Stimme reden können.“

Zu seiner langjährigen Tätigkeit als Botschafter sagte Falin: „Ich tat das, damit die Deutschen einsehen: Die größte Tragödie, die uns in den grausamen Krieg verwickelt hat, soll uns eine harte Lehre sein. Leider sind aber nicht alle bereit, diese Lehre zu verinnerlichen, obwohl die Gelegenheit und die Voraussetzungen dafür immer noch bestehen.“

Valentin Falin hatte seine diplomatische Tätigkeit in der DDR noch unter Stalin begonnen. Der junge Fachberater analysierte Unterlagen, die beim Außenministerium sowohl aus offenen Quellen als auch vom Geheimdienst eingingen, und schrieb Berichte für die Staatsführung der UdSSR. Er war Berater von Außenminister Andrej Gromyko und verfasste öffentliche Reden für Nikita Chruschtschow. 1971 bis 1978 war er Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland. Anfang der 80er Jahre fiel er aber, wie er es nannte, in Ungnade.

Bis 1991 bekleidete er hohe Ämter im Zentralkomitee der KPdSU. Danach zog er nach Deutschland und war auf Einladung Egon Bahrs als Professor für Geschichte am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg tätig. 2000 kehrte er nach Russland zurück. Er hält immer noch Referate und fasziniert dabei seine Zuhörer durch hervorragendes Gedächtnis und Gedankentiefe.

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