Wer ist Firmenchef Jürgen Mossack?

  04 April 2016    Gelesen: 1369
Wer ist Firmenchef Jürgen Mossack?
In Panama-Stadt heißt er einfach nur "der Deutsche", die Heimat verließ er vor Jahrzehnten. Die Recherchen zu den "Panama Papers" zeigen: Der Chef der dubiosen Kanzlei in Panama ist genauso schattenhaft wie seine Klienten.
Die "Panama Papers" schlagen auf der ganzen Welt ein wie eine Bombe. Eine Kanzlei soll geheime Firmen für Abertausende Kunden organisiert haben, darunter Mafia-Clans, Drogenbosse, korrupte Regime, Fifa-Funktionäre und ein Cousin des syrischen Machthab
Über Jürgen Mossack weiß man dank der Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" und des Netzwerks ICIJ, dass er 1948 im fränkischen Fürth geboren wurde und als Teenager mit seiner Familie nach Panama auswanderte. Wie viele andere Alt-Nazis suchte wohl auch Vater Erhard Mossack in Lateinamerika den Neuanfang. Er war Mitglied der Waffen-SS gewesen und hatte laut SZ im Krieg als Rottenführer in einem Totenkopf-Regiment gedient.

In Panama angekommen, soll sich Mossack senior den Recherchen zufolge später dem US-Auslandsgeheimdienst CIA als Informant angedient haben. Anfragen der SZ an den BND blieben unbeantwortet mit der Begründung, die Veröffentlichung vorhandener Dokumente zu Erhard Mossack könnten "das Wohl der Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Länder" gefährden. Die SZ-Rechercheure sehen darin ein Indiz dafür, dass Mossack senior auch für den BND gearbeitet haben könnte.

Mossack entdeckt das System Briefkastenfirma

Während Eltern und Geschwister nach gut zehn Jahren aus unbekannten Gründen nach Deutschland zurückkehrten, wurde Jürgen Mossack als einziges Mitglied seiner Familie dauerhaft heimisch in Panama. Er studierte Jura, arbeitete nach dem Examen auch eine Zeitlang in London und gründete 1977 - mit 29 Jahren - in Panama seine eigene Kanzlei, die Jürgen Mossack Lawfirm. Bald spezialisierte er sich auf Briefkastenfirmen und holte sich 1986 als Partner Ramón Fonseca ins Boot.

Über Firmengründer Jürgen Mossack weiß man sonst bisher wenig. Im Zuge der Recherchen zu den "Panama Papers" haben sich einige Reporter sein Anwesen von außen angesehen. Er wohnt in einem Villenviertel, Grundstück an Grundstück mit früheren Präsidenten Panamas, Agenten, Superreichen - eben Leuten, die Stacheldraht, Elektrozäune, Geländewagen, Überwachungskameras und zum Teil auch Wachpersonal schätzen. Sogar der berüchtigte Drogenboss Manuel Noriega soll hier gewohnt haben, bis er in den Knast wanderte.

Kanzlei: Sind verantwortungsvolle Mitglieder der Finanzwelt

Der Hauptsitz der Kanzlei Mossack Fonseca wird als unauffälliges Gebäude mit Glasfront und drei Etagen beschrieben - im Finanzdistrikt von Panama City geht es eher unter neben Wolkenkratzern und futuristischer Architektur. Mossack hat noch nie Interviews gegeben. Auf eine direkte Anfrage per E-Mail zu den laufenden Recherchen reagierte er im März ausweichend. Wie die SZ schreibt, beschreiben Bekannte aus dem Finanzviertel von Panama Mossack als aufbrausend und durchsetzungsstark. Allgemein werde er nur "der Deutsche" genannt.

Die Kanzlei schrieb auf Anfrage der SZ unter anderem: "Wir sind verantwortungsvolle Mitglieder der internationalen Finanz- und Wirtschaftswelt. Wir überprüfen jeden potenziellen Neu-Mandanten mit einem Maß an Sorgfalt, das oft über das gesetzlich Geforderte hinausgeht." Umrahmt ist diese Erklärung von einer ausführlichen Erläuterung über Arbeitsweise und angebliche Legalität der Geschäfte der Kanzlei.

Fonseca spricht von einem "Verbrechen" - und meint die Enthüllungen

Mossacks Kanzleipartner Fonseca ist in Panama eine öffentliche Figur und hat sich bereits zu den "Panama Papers" geäußert. In den vergangenen Jahren trat er neben seiner Anwaltstätigkeit unter anderem als Schriftsteller und als Berater des panamaischen Präsidenten Juan Carlos Varela in Erscheinung. Fonseca wurde 1952 geboren und studierte in Panama und an der renommierten London School of Economics - gewisse biografische Parallelen zu Mossack drängen sich auf.

Mit der Diskretion, die die Geschäfte von Mossack Fonseca über Jahrzehnte hinweg umgab, ist es nun vorbei. "Das ist ein Verbrechen", sagte Ramón Fonseca gegenüber der Nachrichtenagentur AFP - und meinte damit die Veröffentlichung der Unterlagen. "Das ist ein Angriff auf Panama, weil es gewissen Ländern nicht gefällt, dass wir so erfolgreich beim Anwerben von Unternehmen sind."

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