Verstappen entledigt sich jeder Konkurrenz

  29 Auqust 2022    Gelesen: 919
  Verstappen entledigt sich jeder Konkurrenz

Max Verstappen startet von weit hinten, siegt aber trotzdem mit spielender Leichtigkeit. Die Formel 1 zerfällt beim Grand Prix in Spa in zwei Klassen: der Red-Bull-Pilot und die anderen. Die Konkurrenz um Ferrari ist ratlos. Dem amtierenden Weltmeister winkt nicht nur die Titelverteidigung.

Verstappen fährt in einer eigenen Liga

"Wie von einem anderen Planeten" sei der Red-Bull-Pilot in Belgien unterwegs gewesen, befand der abgehängte Ferrari-Fahrer Carlos Sainz. Von weit hinten war er gestartet, ganz vorn kam er an. Verstappen war teils mehr als zwei Sekunden schneller pro Runde als die schnellsten Verfolger, das sind Welten in der Formel 1. "Das ist eine Leichtigkeit, mit der er momentan diese Leistungen bringt, das ist unwahrscheinlich", sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko bei Sky. Neun Siege in 14 Rennen hat der Niederländer schon gesammelt. Am zweiten WM-Titel kann niemand mehr Zweifel haben. Von nun an jagt er mehr: In dieser Form könnte Verstappen den Rekord von 13 Saisonsiegen von Michael Schumacher und Sebastian Vettel in den verbleibenden acht Rennen knacken. Auch die meisten Siege in einer Saison, die meisten Siege in Folge, die meisten Punkte in einer Saison, der größte Vorsprung auf den WM-Zweiten sind drin. Alles scheint möglich.

Ferrari ist ratlos

Die Scuderia wurde in Spa schon wieder vorgeführt. Der Abstand zu Red Bull erschütterte Fahrer und Verantwortliche. "Wir müssen verstehen, was wir für die nächsten Rennen verbessern können", dozierte Teamchef Mattia Binotto. Was genau das sein könnte, vermochte aber zunächst keiner der Roten so genau zu sagen. Schließlich war Red Bull in allen Belangen überlegen gewesen. "Ich denke nicht, dass es nächste Woche ein paar Wunder geben wird, dass wir ganz nah an Red Bull sind", bekannte der WM-Dritte Charles Leclerc vor der Weiterreise nach Zandvoort - zu Verstappens Heimspiel.

Es liegt aber auch an Ferrari selbst: Der F1-75 ist auf Hochgeschwindigkeitskursen für Red Bull kein Gegner mehr. Die Strategen treffen unter dem wachsenden Druck immer wieder riskante oder nicht nachvollziehbare Entscheidungen. Und auch die Fahrer patzen. Wie Leclerc, der am Ende eines gebrauchten Tages eine Fünf-Sekunden-Strafe kassierte, weil er auf der Jagd nach der schnellsten Rennrunde in der Boxengasse ein km/h zu schnell unterwegs war. Nicht viel fehlte an dieser Stelle zur Perfektion - aber eben genug. So wie in (zu) vielen Bereichen.

Schumacher gehen die Chancen aus

Der Haas-Pilot braucht dringend ein paar gute Argumente, warum sein Team oder ein anderer Rennstall ihm nächstes Jahr ein Cockpit geben sollte. Da hilft es wenig, dass sein Auto trotz eines Pakets von Neuerungen in Belgien wohl das langsamste im Feld war. Und dann glühte auch noch der Popo des 23-Jährigen, weil sich sein Sitz wegen eines Defekts während des Rennens kräftig aufheizte. "Gutes Training für Singapur", scherzte Schumacher mit Blick auf das Schwitzrennen in fünf Wochen. Bei genauem Hinsehen war Belgien aber vielleicht doch eine Reise wert: Im Ziel trennten ihn nur drei Sekunden von seinem deutlich vor ihm gestarteten Teamkollegen Kevin Magnussen. Und der Teamkollege ist ja immer der erste Maßstab.

Mit Vettel gibt es mehr gesellschaftliche Themen

Auch vier Wochen nach seiner Rücktrittsankündigung ist Sebastian Vettel ein überaus gefragter Mann. Nur geht es dabei allenfalls am Rande um Sportliches, eher um gesellschaftliche Themen, seine Pläne als Formel-1-Rentner oder die Aussichten seines Freundes Mick Schumacher auf ein Cockpit. Über Sportliches würde es sich aber auch kaum zu reden lohnen. Aston Martin hat die Entwicklung des Rennwagens weitgehend eingestellt, der Fokus gilt der kommenden Saison. Vettel nimmt es gelassen. 122-mal stand er auf einem Formel-1-Podium, ein weiterer Besuch wird in seinen letzten acht Rennen nicht mehr hinzukommen. Ihm bleiben kleine Erfolge wie der achte Rang in Spa.

Mercedes ist im Jojo-Modus

Der Konstrukteursweltmeister der vergangenen acht Jahre ist angekommen im Jojo-Modus. In Budapest schielte Mercedes berechtigt auf den ersten Sieg des Jahres. In Spa wussten die Silberpfeile schon im Training, dass die Spitze weit entfernt sein würde. Vermisst wird vor allem etwas, was das Team in seinen dominantesten Zeiten auszeichnete: Konstanz auf hohem Niveau. Teamchef Toto Wolff sprach in Belgien von einem schlimmen Wochenende. Rekordweltmeister Lewis Hamilton kann kaum erwarten, dass eine neue Saison beginnt - mit einem hoffentlich stärkeren Auto. Nach seinem Ausscheiden erinnerte Hamilton an einen Astronauten in einer Mondlandschaft, als er trotzig über einen trockenen Feldweg Richtung Fahrerlager stapfte. Später noch erhielt er eine Verwarnung, weil er der medizinischen Untersuchung fernblieb. Es kann nur besser werden.

Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid


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