Starkes Auto, starker Verstappen
Vermutlich war es gar nicht so einfach, sich an diesem Wochenende auf das Wesentliche zu konzentrieren. Der Grand Prix der Niederlande war ein Autorennen eingebettet in ein dreitägiges lautes, bierseliges Open-Air-Festival. 300.000 Menschen kamen, fast alle von ihnen erwarteten, natürlich, einen Heimsieg von Max Verstappen. Nebenbei wurde der Weltmeister noch durch das Königshaus geehrt, Verstappen ist jetzt Offizier im Orden von Oranien-Nassau. Selten gab es in dieser Saison eine solche Fallhöhe für den Red-Bull-Star, zudem war die Konkurrenz wieder deutlich näher dran als zuletzt. Doch Verstappen kämpfte sich nach anfänglichen Problemen in das Wochenende, holte die Pole und auch den Sieg. Auch in einem starken Auto muss man erstmal alles richtig machen. So wird man Weltmeister.
"Verarscht", "angepisst" und nah dran
In diesem Sinne erinnert Verstappen aktuell stark an den Lewis Hamilton der vergangenen Jahre. Der Lewis Hamilton der Gegenwart macht momentan ganz andere Erfahrungen. Nur in den besten Momenten ist sein Team überhaupt konkurrenzfähig, und das Auf und Ab bei Mercedes setzt sich verlässlich fort. In Ungarn gab es berechtigte Hoffnungen auf den ersten Sieg des Jahres, in Belgien folgte ein Absturz, in den Niederlanden war der Sieg nun wieder so nah und doch so fern. Erst ein spätes Safety Car nahm Hamilton die theoretische Chance, am Ende rutschte er sogar noch aus den Podesträngen - es folgte eine für ihn fast beispiellose Schimpftirade im Funk gegen das eigene Team. Er fühle sich "verarscht", sei "angepisst". Später entschuldigte er sich glaubhaft: "Ich war emotional am Anschlag, ich habe mich einfach vergessen." Die Sehnsucht nach einem Sieg muss groß sein bei den Dauersiegern von einst.
Auf der Suche nach dem verlorenen Tempo
Ferrari hat zwar schon gewonnen in diesem Jahr, den ganz großen Triumphen laufen die Italiener aber endlos lange nach. Und wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung ist die alte Schwäche auch in diesem Jahr zu bestaunen: Das Auto ist eigentlich gar nicht schlecht, aber im Laufe der Saison geht zu vieles schief. Ein chaotischer Boxenstopp nahm am Sonntag Carlos Sainz aus dem Rennen, "ständig bringen wir uns selbst um die Punkte", sagte der Spanier. Teamchef Mattia Binotto stellte allerdings fest: "Dieser Vorfall macht mir weniger Sorgen als die Geschwindigkeit unseres Autos." Der Kurs in Zandvoort hätte den Roten besonders liegen sollen, doch irgendwann in den vergangenen Monaten hat Ferrari seine Stärken vom Saisonstart verloren.
Schumacher mit Liefergarantie, Haas nicht
Es war eine passende und fast schon erwartbare Pointe. Über Tage und Wochen lenkt die Teamleitung bei Haas den Fokus auf die Leistungen Schumachers, wenn es um eine Vertragsverlängerung geht: Wer bei uns fahren will, der muss sich schon beweisen, so ungefähr. Dann kommt eines der wenigen Rennen, in denen das Auto überhaupt konkurrenzfähig ist - und das Team bringt den Fahrer mit zwei ganz schwachen Boxenstopps um jede Chance. Festzuhalten bleibt nach dem Rennen in Zandvoort: Wenn etwas möglich war in den vergangenen Wochen, dann hat Schumacher geliefert. Und auch an diesem Wochenende war er wieder durchgehend schneller als Teamkollege Kevin Magnussen. Nach Gründen, die gegen einen neuen Vertrag sprechen, muss man eigentlich eine Weile suchen.
Quelle: ntv.de, sue/sid
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