Rauchen ist nicht mehr cool

  07 April 2016    Gelesen: 701
Rauchen ist nicht mehr cool
Alkohol, Zigaretten, Hasch, Crystal - wie halten es junge Menschen in Deutschland mit Suchtstoffen? Neue Zahlen sind ermutigend. Doch über die Drogenpolitik wird weiter gestritten.
Rauchen kommt bei Jugendlichen in Deutschland immer mehr aus der Mode. Der Anteil der rauchenden 12- bis 17-Jährigen sank nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im vergangenen Jahr auf den historischen Tiefstand von 7,8 Prozent. Zur Jahrtausendwende lag die Quote noch bei 27 bis 28 Prozent und sank danach beinahe kontinuierlich immer weiter. Im Jahr 2014 betrug sie 9,7 Prozent.

Der Anteil der Jugendlichen, die noch nie rauchten, verdoppelte sich parallel dazu beinahe von 40,5 Prozent im Jahr 2001 auf 79,1 Prozent 2015. Die in Berlin veröffentlichten Daten der BZgA stammen aus einer Befragung von 7004 jungen Leuten zum Thema Drogenkonsum. Die Bundeszentrale führte den Rückgang auf die nach der Jahrtausendwende gestarteten Präventionsmaßnahmen zurück.

Auch bei den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren geht der Anteil der Raucher den Daten der BZgA zufolge seit einigen Jahren stark zurück. In dieser Altersgruppe fiel die Raucherquote 2015 mit 26,2 Prozent ebenfalls auf einen historischen Tiefpunkt. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), sprach sich dennoch für ein baldiges Verbot der Tabakaußenwerbung aus. Mortler sagte, Tabakwerbung schaffe eine positive Einstellung gegenüber dem Rauchen.

Rauschtrinken und Kiffen

Auch der regelmäßige Alkoholkonsum der jungen Deutschen nimmt nach den BZgA-Erkenntnissen weiter ab. Von den 12- bis 17-Jährigen gaben demnach im vergangenen Jahr zehn Prozent und von den 18- bis 25-Jährigen 33,6 Prozent an, regelmäßig Alkohol zu trinken. Im Jahr 2005 hatten die Quoten bei 18,6 Prozent und 40,5 Prozent gelegen. Etwa jeder Dritte im Alter von 12 bis 17 Jahren gab laut BZgA an, noch nie Alkohol getrunken zu haben.

Sorge bereite ihr allerdings weiterhin das Rauschtrinken der Jugendlichen, sagte Mortler bei der Vorstellung der Drogenaffinitätsstudie. Man müsse weiter dafür kämpfen, das Alkoholtrinken nicht bagatellisiert werde. Unter den illegalen Drogen stehe der Konsum von Cannabis mit Abstand an der Spitze. Fast zehn Prozent der jungen Menschen hätten schon Cannabis probiert.

Trotzdem fordert die Opposition eine Abkehr vom Cannabisverbot. "Jugendschutz kann nicht durch das Strafrecht erreicht werden", sagte der Linken-Drogenexperte Frank Tempel. Tempel forderte, folgende Fragen in den Mittelpunkt der Suchtpolitik für junge Menschen zu stellen: "Hat der Jugendliche Probleme und greift deswegen zu Drogen wie Alkohol oder Cannabis? Oder nimmt er diese Substanzen zum Experimentieren und entwickelt infolgedessen Probleme?" In beiden Fällen sei das Strafrecht fehl am Platze. "Wichtig ist vielmehr fachkompetentes Personal: Sozialarbeiter, Jugendpsychologen und Suchtberatungsstellen."

"Die Bundesregierung überlässt den Cannabismarkt der organisierten Kriminalität und hält an der gescheiterten Verbotspolitik fest", kritisierte der Grünen-Fachpolitiker Harald Terpe. Terpe forderte einen besseren Schutz Minderjähriger vor den Risiken des Drogenkonsums. Auch Cannabis sei - genauso wie Alkohol - nicht harmlos. Doch auf dem Schwarzmarkt gebe es keinen Jugendschutz. "Der Dealer fragt nicht nach dem Ausweis und klärt nicht über Suchtrisiken auf", sagte Terpe. Sinnvoll sei stattdessen ein staatlich regulierter Markt für Cannabis mit strengen Regeln.

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