»Ich war sehr stark eingeschränkt dadurch, dass ich diese Nebenhöhlenprobleme hatte und keine Luft bekam«, erzählte Fite dem amerikanischen Radiosender NPR.
Warum sich dieser Kreislauf bei der inzwischen 27-Jährigen ständig wiederholte, konnten die Ärzte nicht erklären.
Sie habe Allergien, erklärten die Mediziner und führten Untersuchungen durch. »Aber dann kamen die Tests zurück, und die Ärzte sagten: ›Oh, es sind doch keine Allergien‹«, erinnert sich Fite.
Erst eine Kombination ungewöhnlicher Symptome führte schließlich zu einer Antwort: Asthma, der Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn und eine starke negative Reaktion auf Alkohol.
»Noch bevor ich meinen Drink ausgetrunken hatte, litt ich schon an extrem starken Kopfschmerzen«, sagte sie NPR. »Ich bin allergisch auf Spaßhaben.«
»Okay, aufhören! Sie hat es«
Fite litt auch an Nasenpolypen, gutartigen Ausstülpungen der Nasenschleimhaut. Mit 20 ließ sie sich die Nasenpolypen chirurgisch entfernen, aber mit 25 musste sie aus Thailand, wo sie damals lebte, zurück in die USA und sich noch einmal operieren lassen. Dieses Mal dauerte es gerade einmal acht Wochen, bis die Nasenpolypen zurückkehrten.
»Ich war damals bei einem Arzt in Bangkok in Behandlung«, sagt Fite. »Und er meinte: ›Das ist doch nicht normal.‹«
Er lieferte allerdings einen wichtigen Hinweis, als er erwähnte, dass Aspirin Nasenpolypen verursachen kann. Jetzt kam man der Krankheit auf die Schliche: Fite leidet an AERD, dem ASS-Intoleranz-Syndrom.
Entdeckt wurde die Krankheit im frühen 20. Jahrhundert, sagt die Immunologin Dr. Tanya Laidlaw, die im Brigham & Woman’s Hospital in Boston an der Krankheit forscht. Man finde diese Krankheit bei Patienten, die an Asthma und Nasenpolypen leiden und auf Medikamente wie Aspirin reagieren, so die Ärztin.
Fites Mutter wies sie auf eine von Laidlaws Onlinepräsentationen zu dem Thema hin, woraufhin Fite noch einmal ihren Arzt in Thailand aufsuchte. Der beschloss, einen Test mit ihr durchzuführen. Er verabreichte ihr eine Vierteltablette Aspirin und beobachtete die Wirkung.
»45 Minuten später saß ich im Wartezimmer des Krankenhauses, hustete, schwitzte, und mein Blutdruck raste«, so Fite. »Und die sagten: ›Okay, aufhören. Gebt ihr das Mittel, sie hat die Krankheit.‹«
Endlich wusste sie, was das Problem war. Aber wie würde es jetzt weitergehen? Man sagte Fite, sie müsse sich gegen Aspirin desensibilisieren lassen.
Dazu würde man ihr eine sehr hohe Dosis an Aspirin verabreichen – eine Behandlung, die ihr Arzt in Bangkok noch nie durchgeführt hatte.
»Er sagte: ›Ich fühle mich nicht wohl damit, diese Behandlung zu machen. Ich glaube, Sie werden in ganz Asien keinen Arzt finden, der sich dabei wohlfühlt‹«, erzählt Fite.
Lebenslang Aspirin
Also verließ sie Thailand erneut und suchte Laidlaw in ihrer Klinik in Boston auf, um sich dort der Prozedur zu unterziehen. Die Ärztin sagte NPR, sie wisse nicht, warum die Behandlung wirke, und es könne auch sonst niemand erklären. Das ändert nichts daran, dass dieses Vorgehen den Patienten weniger anfällig gegenüber Aspirin mache und zu einer Linderung der Symptome führe.
Sie finde es frustrierend, dass AERD in der Öffentlichkeit so wenig bekannt sei, sagt Laidlaw. In den USA haben schätzungsweise 1 bis 1,5 Millionen Menschen das ASS-Intoleranz-Syndrom. Mindestens 20 Prozent der Menschen, die daran erkrankt seien, wüssten nicht, woran sie leiden, schätzt Laidlaw.
Viele Hausärzte würden die Krankheit nicht erkennen, weil sie nicht auf Immunologie oder auf HNO-Medizin spezialisiert seien, sagt Dr. Ana Broyles, Immunologin vom Bostoner Kinderkrankenhaus.
Hinzu kommt, dass das ASS-Intoleranz-Syndrom bislang wenig erforscht ist. Als sie vor zehn Jahren begann, Untersuchungen zu AERD anzustellen, habe aus den 100 Jahren, die man diesen Zustand bereits kennt, kaum Grundlagenforschung vorgelegen, sagt Laidlaw.
Und Fite? Ihr geht es nach der Desensibilisierung deutlich besser. In den vergangenen zwölf Monaten hatte sie nur ein einziges Mal Probleme mit den Nasennebenhöhlen. Sie wird nun allerdings den Rest ihres Lebens Aspirin nehmen müssen, was seine ganz eigenen Gefahren mit sich bringen könnte.
»Was, wenn ich in einen Unfall gerate und wegen des Aspirins zu stark blute?«, sorgt sie sich.
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