Russland "verdreifacht" Sturmangriffe im Donbass

  04 November 2022    Gelesen: 495
  Russland "verdreifacht" Sturmangriffe im Donbass

Seit Wochen intensiviert Russland seine Angriffe in der Ukraine, vor allem im Donbass nimmt die militärische Aktivität zu. Nach ukrainischen Angaben ist die Lage in der Region "angespannt", aber unter Kontrolle.

Die ukrainische Armee berichtet von schweren Kämpfen mit russischen Truppen im Donbass. Schwerpunkte seien die Städte Bachmut und Awdijiwka, sagte Serhij Tscherewatyj, Sprecher der Armeegruppe im Osten des Landes, im ukrainischen Fernsehen. "Der Feind setzt seine Sturmangriffe fort und schießt mit allen Arten von Rohrartillerie, Mehrfachraketenwerfern, Panzern und Mörsern", sagte der Offizier.

Die Militärangaben waren nicht unabhängig überprüfbar. Aber auch der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj berichtete dem NATO-Oberbefehlshaber Christopher Cavoli am Telefon, Russland habe seine Angriffe verdreifacht. Er sprach von bis zu 80 Angriffen täglich. Die Lage an der Front sei "angespannt, aber unter Kontrolle", teilte Saluschnyj auf Telegram mit.

Gegen die ukrainischen Stellungen in Bachmut im Gebiet Donezk laufen russische Truppen, vor allem die Söldnergruppe Wagner, seit Monaten an. Awdijiwka wenige Kilometer nördlich von Donezk ist seit 2014 Frontstadt. Die russischen Truppen und Einheiten der von Moskau kontrollierten Separatisten haben dort in acht Monaten Krieg nur kleine Geländegewinne erzielen können.

Angesichts der heftigen Gefechte geht der ukrainische Generalstab seit Tagen von hohen russischen Verlusten aus und spricht von täglich mehreren Hundert Toten. Militärexperten in Kiew sagten, selbst wenn die Zahlen zu hoch seien, sagten sie etwas über Verluste unter den frisch an die Front geworfenen russischen Reservisten aus.

Zivilisten sollen Cherson verlassen

Die Großstadt Saporischschja wurde nach Angaben der Gebietsverwaltung in der Nacht mit russischen Raketen aus dem Flugabwehrsystem S-300 beschossen. Über dem Gebiet Dnjepropetrowsk gelang es den Ukrainern nach eigenen Angaben, acht russische Drohnen iranischer Bauart abzuschießen. Eine solche Drohne wurde auch über dem Gebiet Lwiw im Westen des Landes abgefangen.

Im Süden des Landes ist die Ukraine weiter auf dem Vormarsch. Aus westlichen Sicherheitskreisen verlautete am Donnerstag, dass Russland den Rückzug aus dem südukrainischen Cherson vorbereite. Die strategisch wichtige Stadt wurde als eine der ersten von russischen Truppen besetzt und gehört zu den vier Gebieten, die Kremlchef Putin jüngst völkerrechtswidrig zu einem Teil Russlands erklärt hatte.

Am Freitag ordnete Putin an, dass Zivilisten die südukrainische Region Cherson verlassen sollen. Alle, die in Cherson lebten, sollten aus dem gefährlichen Gebiet herausgebracht werden, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur RIA Putin. Die Zivilbevölkerung sollte "nicht leiden". Das ukrainische Außenministerium beklagte dagegen Deportationen ihrer Bürger durch Russland. Ähnliche "Abschiebungen" wie in Cherson würden "auch in den Regionen Saporischschja, Luhansk und Donezk sowie auf der Krim vorgenommen", hieß es.

Das Ministerium beklagte zudem Plünderungen durch die russischen Soldaten in den betroffenen Regionen. In der vergangenen Woche hatten rund 70.000 Zivilisten das Gebiet verlassen. Wie das russische Verteidigungsministerium am Freitag erklärte, würden täglich "mehr als 5000 Zivilisten" aus der Region abtransportiert. Der von Moskau eingesetzte Gouverneur von Cherson, Wladimir Saldo, begründete dies mit dem Risiko "massiver Raketenangriffe" der vorrückenden ukrainischen Armee.

Quelle: ntv.de, mba/dpa/AFP


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