Künstliche Affen-Embryos lösen Schwangerschaftsanzeichen aus

  06 April 2023    Gelesen: 604
  Künstliche Affen-Embryos lösen Schwangerschaftsanzeichen aus

Künstliche Embryonen aus Stammzellen züchten - für Laien klingt das erstmal nach Science Fiction. Bei Mäusen hat das allerdings bereits geklappt, und nun auch bei Affen. Diese Embryonen lösen nach einer Transplantation erstmals Schwangerschaftsanzeichen aus.

Es ist ein weiterer Schritt für die Embryonenforschung: Ein chinesisches Forscherteam des "Institute of Neuroscience" hat aus Stammzellen von Javaneraffen synthetische Embryonen erzeugt, sogenannte Embryoide, sie in "Leihmütter" verpflanzt, worauf diese hormonelle Reaktionen zeigten. Das alles ohne Sperma oder Eizelle. Dass der Körper auf das Prozedere entsprechend reagiert, ist neu. Ihre Ergebnisse veröffentlichen die Wissenschaftler rund um den Biologen Zhen Liu im Fachmagazin "Cell Stem Cell".

Wichtig: Die Forscher transplantierten die Embryoiden nicht gleich, sondern nach acht Tagen Entwicklungszeit. Interessant dabei ist, dass drei von acht Muttertieren zwar hormonelle Anzeichen einer Schwangerschaft zeigten, sich die Embryoiden selbst aber nicht weiterentwickelten. Anders als in der Zellkultur: Dort entwickelten sie sich bis zum 18. Tag, bevor sie kollabierten.

Für die Forschung ergeben sich damit neue Möglichkeiten, die frühe Embryonalentwicklung und Einnistung von Embryonen in die Gebärmutter bei Primaten untersuchen zu können. Außerdem bestätigt die chinesische Forschungsgruppe damit frühere Experimente mit Mäuseembryonen.

Im vergangenen Jahr konnten Wissenschaftler des California Institute for Technology in Kooperation mit der Universität Cambridge solche züchten, die sich bis zum achten Tag entwickelten, was fast der Hälfte der Schwangerschaft von Nagern entspricht.

Die Arbeit der chinesischen Forscher bietet den Vorteil, dass Affen dem Menschen deutlich näher sind als Mäuse. "Das, was wir von künstlichen Affenembryonen lernen können, gilt mit großer Wahrscheinlichkeit auch für uns Menschen", sagt Rüdiger Behr, Forscher im Leibniz-Institut für Primatenforschung, dem Science Media Center. Allerdings müsse die Übertragung in die Gebärmutter erfolgreich verlaufen, um weitere Schlüsse zu ziehen. Für einen großen Meilenstein müssten die Embryonen Herz und Gehirn entwickeln.

In Deutschland verboten

Der Direktor des Instituts für Humangenetik, Malte Spielmann, äußert sich ähnlich. "Aus meiner Sicht handelt es sich hier um einen kleinen Fortschritt für den Bereich der Primatenforschung, nicht jedoch um einen wirklichen wissenschaftlichen Durchbruch." Die Affen-Embryonen erreichten das Stadium der frühen Organbildung, nicht mehr.

Die chinesischen Forscher sind dennoch optimistisch. Zum Beispiel könnten die Ergebnisse helfen, Zugangsschwierigkeiten bei Experimenten an menschlichen, synthetischen Embryonen zu vermeiden und ethische Bedenken entschärfen. In Deutschland verbietet das Embryonenschutzgesetz bisher Experimente an menschlichen Embryonen. Die rechtliche Einordnung von synthetischen Embryonen bleibt allerdings weltweit unklar.

Quelle: ntv.de


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