Heute ist ntv.de mal nicht unterwegs, um ein bestimmtes Automodell zu beschreiben oder zu erfahren. Heute steht automobiles Kulturprogramm auf der Tagesordnung. Automuseen sind das Stichwort. Und davon gibt es im ganzen Land reichlich - von der Wolfsburger Autostadt im Norden über die Werksmuseen von Mercedes und Porsche in Stuttgart bis zum Münchener BMW-Museum ganz im Süden der Republik.
Und dann wären da ja noch die markenübergreifenden Museen hier und in den angrenzenden Nachbarländern, in deren Räumlichkeiten Benzingespräche einfach doppelt so viel Spaß machen wie anderswo. Mindestens. Als da wäre die Louwman Collection in Den Haag, wo unter hunderten Exponaten einer der ersten Toyoda AA aus den 1930er Jahren (die Firma hieß erst später Toyota) steht, in einem architektonisch nicht minder spannenden Bauwerk.
Im elsässischen Mülhausen residiert eine der größten Bugatti-Sammlungen in den Hallen der Schlumpf-Sammlung - allerdings auch noch hunderte Autos anderer Hersteller. Und wiederum mehr nördlich, nämlich im niedersächsischen Einbeck, zeigt Karl-Heinz Rehkopf, welche Auswirkungen es haben kann, wenn man seiner Sammelleidenschaft freien Lauf zu lassen in der Lage ist: Hier wird einer hunderte Exponate umfassenden Kollektion auf tausenden Quadratmetern Raum gegeben, um sich zu entfalten. Den Auftakt gab ein alter, längst liebevoll restaurierter Kornspeicher, während inzwischen mehrere, in der ganzen Stadt verteilte Depots als Heimat für die ausgestellten Vehikel dienen.
Und jetzt kommt Autoenthusiast Friedhelm Loh mit einer ähnlichen Botschaft um die Ecke wie Karl-Heinz Rehkopf. Die Freude an den Autos mit vielen Menschen teilen zu wollen, lautet nämlich die Botschaft der beiden Museumsgründer - das mag diese beiden Museen von vielen anderen unterscheiden. Und während ich den PS.Speicher schon ganz gut kenne, mache ich mich erstmals auf den Weg in das mittelhessische Dietzhölztal. Und genau wie Einbeck liegt die nicht einmal 6000 Seelen zählende Gemeinde so ländlich, dass schon die Anfahrt über geschwungene Landstraßen vorbei an malerischen Orten richtig Gaudi bereitet und dazu animiert, gleich mit einem Special Car anzureisen.
150 Autos von 55 verschiedenen Herstellern
Was folgt, wenn man durch die Eingangstür des äußerlich eher funktional anmutenden Baus stiefelt, ist schon ziemlich beeindruckend. Zumal die Bezeichnung "Nationales Automuseum", die das Team um Friedhelm Loh für diesen Ort der Autoenthusiasten wählte, in die Irre führt. Es könnte die Assoziation aufkommen, hier würden nur hiesige Marken stehen. Aber weit gefehlt - denn die aktuell rund 150 Ausstellungsfahrzeuge entstammen 55 Marken aus 10 Ländern. Und gerade diese Mischung macht einen Besuch so aufregend.
Wer durch die innenarchitektonisch anspruchsvoll gestalteten Hallen schlendert, staunt nicht schlecht. Und zwar keineswegs nur, weil hier der sündhaft teure Duesenberg aus der Vorkriegsära genauso steht wie etliche exotische Kleinwagen der 1950er von Marken à la Gutbrod oder Kleinschnittger. Moderne Hypersportler wie Bugatti Veyron sowie Mercedes-AMG Project One oder Rennsportler aus der Formel 1 und Formel E sind ebenfalls am Start. Sondern auch, weil die Fahrzeuge spannend und ungewöhnlich inszeniert werden. Da hängen Vehikel an Kränen, stehen im Hochregal oder auf der eingebauten Steilkurve.
Großes Repertoire an Highlights
Ein paar weitere Highlights gefällig? Lincoln Continental von Kennedy oder das Maybach-Einzelstück Exelero. Bugatti Type 57 Atalante oder Porsche 917 K. Selbst der Ferrari GTO aus dem ehemaligen Besitz des Asterix-Zeichners Albert Uderzo wartet in der Ausstellung auf neugierige Besucherblicke. Diverse Gastronomieeinrichtungen versüßen den Museumsbesuch im wahrsten Sinne des Wortes.
Friedhelm Loh übrigens geht das Konzept der reinen Fahrzeugsammlung nicht weit genug. Er möchte aus der Örtlichkeit einen Platz für Forschung und Lehre machen. Ein Automuseum als Hochschulcampus? Forensiker Professor Dr. Jochen Buck lehrt an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen Sachverständigenwissen und plant fest damit, in den Räumlichkeiten des Nationalen Automuseums Vorlesungen abzuhalten - am besten live am Objekt.
Durchaus keine schlechte Idee, denn viele Studiengänge streifen das Thema Automobil, ob es nun um technische oder wirtschaftliche Disziplinen geht. Und die Lehrtätigkeit im Museum würde sicherlich nicht die erste Bachelor- oder Masterarbeit anfüttern, die im Bereich automobilwirtschaftlicher, designwissenschaftlicher oder technikhistorischer Fachrichtung entsteht.
Was bleibt außer dem Rückweg mit einem leichten Grinsen im Gesicht? Vielleicht die Info, dass die Ausstellung ab dem 23. Juli für jedermann öffnet und tagsüber von mittwochs bis sonntags besucht werden darf. Und natürlich die Aussicht darauf, dass ntv.de in nächster Zeit über das eine oder andere Exponat näher berichten wird. Sie dürfen maximal gespannt sein.
Quelle: ntv.de
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