Mikroplastik in Seen überrascht Forschungsteam

  16 Juli 2023    Gelesen: 834
  Mikroplastik in Seen überrascht Forschungsteam

Kunststoffmüll ist ein globales Problem. Wie stark Seen mit Mikroplastik belastet sind, untersucht erstmals ein internationales Forschungsteam weltweit. Bei der Auswertung der Ergebnisse gibt es mehrere Überraschungen.

In einigen Seen gibt es eine höhere Konzentration an Mikroplastikteilen als in (damit hochbelasteten) Ozeanen. Das hat ein internationales Forschungsteam bei der Untersuchung des Wassers von 38 Seen und Stauseen, die in 23 Ländern liegen, herausgefunden. Die Forscherinnen und Forscher, deren Ergebnisse im Fachmagazin "Nature" veröffentlicht wurden, fanden in allen untersuchten Gewässern Mikroplastik, sogar in Seen, die sich in sehr entlegenen und kaum besiedelten Gebieten befinden.

"Unsere Ergebnisse zeigen zum ersten Mal ein umfassendes Bild der Plastikverschmutzung in Seen. Sie verdeutlichen, wie wichtig es ist, Seen und Stauseen in den Kampf gegen die Mikroplastikverschmutzung einzubeziehen, sowohl für das Management als auch für den Erhalt der Ökosystemleistungen der Seen", sagt Professor Hans-Peter Grossart, der an der Studie beteiligt war, laut Mitteilung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Besonders überrascht waren die Forschenden demzufolge vom Ausmaß der Verschmutzung in einigen Seen, denn diese übertraf in den am stärksten belasteten Seen sogar die Konzentrationen, die in den subtropischen Ozeanwirbeln aus Plastik in anderen Untersuchungen gemessen wurden.

Großteil der Partikel sind Fasern

Um möglichst viele verschiedene Typen von Seen in die Untersuchung mit einzubeziehen, suchten die Forschenden nach einer Reihe von verschiedenen Gewässern, die sich in Größe, Tiefe sowie der Besiedlungs- und Versiegelungsdichte im angrenzenden Umland unterschieden. An den weltweit verteilten Standorten wurden dann durchschnittlich 140 Kubikmeter Wasser gefiltert und alle Mikroplastikteile, die größer als 0,25 Millimeter waren, gezählt sowie die Art des Kunststoffs bestimmt. Die meisten Kleinstteile waren aus Polyester, Polypropylen und Polyethylen. Die Forschenden gehen davon aus, dass 49 Prozent davon auf Kunststofffasern und 41 Prozent auf sogenanntes "sekundäres Mikroplastik" zurückzuführen ist, das beispielsweise bei Zersplitterung größerer Kunststoffteile entsteht.

Bei der ersten standardisierten Untersuchung dieser Art wurden in allen Seen, die zu Proben herangezogen wurden, winzige Teilchen von Plastik nachgewiesen, sogar in entlegenen Gegenden, wie im Lake Tahoe in der Sierra Nevada oder in Bergseen. Prinzipiell unterschieden sich aber die gefundenen Konzentrationen von Plastikpartikeln von See zu See stark voneinander. Sie variierten von 0,01 bis zu mehr als 10 Partikel pro Kubikmeter Wasser. 45 Prozent der untersuchten Seen wiesen mehr als einen Partikel pro Kubikmeter auf, die am stärksten verschmutzten mehr als zehn Partikel pro Kubikmeter.

Auch Trinkwasser-Seen sind hoch belastet

Besonders bedenkenswert: Auch Seen, die zur Trinkwassernutzung herangezogen werden, tauchen in der Liste mit der höchsten Mikroplastikbelastung auf. Dazu gehören der Lago Maggiore in Italien, der Luganer See, der zu Italien und der Schweiz gehört, der Lake Tahoe in den USA und der Lake Neagh in Großbritannien.

Bei den genannten Beispielen handelt es sich um große Seen, die von vielen Menschen auch in der Freizeit genutzt werden. Doch in großen und tiefen Seen hat das Wasser auch eine lange Verweildauer, sodass sich Kunststoffe darin schnell ansammeln. "Solche Seen fungieren als 'Fallen' für Plastik und können im Laufe der Zeit erhebliche Mengen an Mikroplastik ansammeln", erklärt Stella Berger laut IGB-Mitteilung, die ebenfalls an der Untersuchung beteiligt war.

In Deutschland überraschten die hohen Mikroplastikwerte in Form von Mikrofasern, die im Großen Stechlinsee nachgewiesen wurden, schreiben die Forschenden. Vor allem, weil das Ufer des Sees in Brandenburg weitgehend naturbelassen und von Buchenwald umgeben ist. Grossart vermutet, dass die Fasern im Wasser vor allem von der Kleidung von Badenden stammen.

Auch wenn es sich bei den Ergebnissen der aktuellen Studie um Momentaufnahmen handelt, kommen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zu dem Schluss, dass Verschmutzungen durch Mikroplastik in Seen vielfache negative Auswirkungen sowohl auf die Qualität des Trinkwassers als auch auf Wasserorganismen und Ökosysteme hat. Aus diesem Grund müssten bei der Bekämpfung von Plastikverschmutzung unbedingt auch Seen berücksichtigt werden.

Quelle: ntv.de, jaz


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