Im Mekka der Zündkerzenschrauber und Bolzendreher

  12 Oktober 2015    Gelesen: 616
Im Mekka der Zündkerzenschrauber und Bolzendreher
"Des isch net möglich", kam es völlig erstaunt aus dem Mund eines Schwabens. Er hatte gerade ein Schild entdeckt, auf dem "verkauft" stand. Das Objekt, das der Schwabe inspizierte, war wirklich nur noch als Rostlaube zu bezeichnen. Es war der Rahmen eines Mercedes 300 SL Flügeltürers.
Zwischen all den Ersatzteilen wie Motoren, Getrieben, Keilriemen oder Rückleuchten stach dieses Teil besonders hervor. Viele schüttelten beim Vorbeigehen den Kopf. Aber es soll wohl einmal ein schickes Auto werden, wenn es denn einmal fertig wird. Einige Modelle von Oldtimerenthusiasten sind auf dem Schauplatz zu bewundern. Da steht ein Cadillac - bei dem der Liebhaber wohl gleichzeitig Tankstellenbesitzer ist - neben einer Ente oder einem VW-Käfer. Alle Fahrzeuge sind liebevoll restauriert und der Stolz ihrer Besitzer.

Rings herum dagegen feilschen die Besucher aus ganz Europa um kleinste Beträge. Sprache bildet dabei kein Hindernis, eher der Inhalt des Geldbeutels. "Ich habe ein Schutzschild und einen Reifen für meine Zündapp KS 750 bekommen", ist Christian Ballenberger froh, endlich das ersehnte Teil in seinem Bollerwagen abzutransportieren.

Herbert Reuter von den Alt-Ford Freunden Pfungstadt hat dies schon hinter sich gebracht. Ein wirklich fast originalgetreu restaurierter Ford Taunus 12 M P 4 steht in der Maimarkthalle - fast zu schön ist das Auto, um damit zu fahren. Auf dem Marktplatz stehen Autos zum Verkauf. Da geht es los bei etwa 1100 Euro für einen in die Jahre gekommenen Fiat 500. Etwas teurer ist da schon ein Goggomobil für 8999 Euro. Wer es größer möchte, der kann sich ein Feuerwehrauto mit ausziehbarer Leiter in die Garage stellen. Für 54 500 Euro steht ein Mercedes-Benz Ponton Miesen Kombi zum Verkauf, in unmittelbarer Nähe eine Cobra sogar für stolze 65 000 Euro.

Gerade die Mischung aus alten Teilen und fertigen Fahrzeugen ist es, die die Besucher wohl immer wieder anlocken. Manche suchen schon seit 25 Jahren nach bestimmten Teilen. Auch beim 40. Geburtstag erweist sich die Veterama wieder als Magnet für Benzindurstige und Schraubenhungrige. Der Duft von Benzin liegt eben in der Luft - ganz bestimmt, wenn gerade eine Zündapp oder BMW oder ein VW-Cabrio an den Besuchern vorbei fährt. Apropos Benzingeruch: Zum Jubiläum der Veterama hat Henny Kroeze seine Original-Holzsteilwand aus den 1930er Jahren aufgebaut. Mit Indian-Scoutmaschinen, die zum Teil über 90 Jahre alt sind rasen Henny und Tochter Kim entlang von Balken, die sich biegen. Bei etwa 60 Stundenkilometern in der fast zehn Meter hohen Steilwand stockt selbst hartgesottenen Oldtimerfreunden der Atem, wie etwa Tjetse van der Schoof. "Das ist schon wahnsinnig, sich das nur anzusehen", sagte der 75-Jährige, der wegen dieser Show eigens aus den Niederlanden angereist ist. Und was sagt die 24-jährige Kim: "Es ist schön, wenn das Publikum klatscht und begeistert ist. Für mich ist das Adrenalin pur. Das brauche ich."
Es ist schon atemberaubend, wenn die zwei Hand in Hand ihre Kreise in dem engen Rund drehen. Henny selbst betrachtet das nüchterner: "Das mache ich jetzt schon so lange. Da freut man sich über das Publikum, das klatscht." Aber seine Augen leuchten hell und zeigen seine Begeisterung für diesen Sport.

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