Weltpremiere des Kia EV3 - Kompakt-Stromer fährt 600 Kilometer

  23 Mai 2024    Gelesen: 531
  Weltpremiere des Kia EV3 - Kompakt-Stromer fährt 600 Kilometer

Kia bringt die Extravaganz seiner bisherigen Elektro-Palette in die Kompaktklasse. Bei der Technologie gibt es allerdings Abstriche, das ultraschnelle Laden entfällt. Dennoch lohnt der Blick auf den Koreaner.

Die Kia-Strategen würden womöglich mit den Augen rollen bei der Frage: Warum hat der neue elektrisch angetriebene Kompakt-Kia kein 800-Volt-Bordnetz? Wäre das nicht der Gamechanger für die Elektromobilität? Ziemlich schnell laden zu können, davon träumt auch der potenzielle Elektroautokäufer mit überschaubarem Budget.

Oder etwa doch nicht? Kia sagt jedenfalls Nein. Demnach würden die meisten Autofahrer hierzulande ohnehin nicht weit fahren. Ja, schon richtig. Aber psychologisch verpasst Kia uns damit einen Dämpfer. So wird der EV3 mit maximal 128 beziehungsweise 102 kW (mit kleinerem Akku) zuzeln. Wobei, es kommt natürlich auf die Ladekurve an, aber jetzt wird der neue Koreaner ja erst einmal statisch präsentiert. Bis zu den erstens Tests wird es also noch eine ganze Weile dauern.

Und das, was der Betrachter hier im Studio erstmals zu sehen bekommt, pustet alle Bedenken zur Ladethematik weg wie ein heftiger Sturm. Denn der 4,30 Meter lange Kompakte (Radstand: 2,68 Meter) sieht wirklich cool aus. Vielleicht zu cool für den konservativen Geschmack. Aber die konservative Klientel scheint Kia anderen Marken zu überlassen. Hier herrscht die stylishe Kante vor, rund war gestern. Und so kommt der jetzt als Fronttriebler vorfahrende Crossover auch ein bisschen trekkingmäßig daher. Das unterstreichen nicht zuletzt die in hemdsärmeligem Schwarz abgesetzten Radhäuser. Außerdem passen seine vertikal angeordneten Frontscheinwerfer nicht nur zur geometrischen Form des Blechkleids, sondern bekunden auch Verwandtschaft zum großen SUV EV9, dessen Miniatur-Version der EV3 quasi ist.

Großes Display von EV9 zieht in den kleinen EV3 ein

Und innen? Ein erstes Probesitzen und Begutachten der Oberflächen lässt auf Recycling-Materialien schließen, was der Pressetext denn auch bestätigt. Ansonsten kommen die Infotainment-Fans auf ihre Kosten mit dem riesigen Doppelscreen (30 Zoll) - bekannt auch aus EV6 und EV9. Bedienerfreundlich: Um Einstellungen an der Klimatisierung vorzunehmen, muss der Passagier nicht in die Tiefen des Menüs abtauchen; die Interfacedesigner haben ihnen ein Eckchen auf dem Monitor freigeräumt, das dauerhaft bleibt. Und zwar liegt das genau in der Mitte der beiden Oberflächen, von denen die linke das Kombiinstrument mit Reichweite und Tempo darstellt. Auf der rechten Seite gibt es viel Menü sowie beispielsweise die Straßenkarte.

Wer noch ein Fünkchen Rest-Konservatismus in sich trägt, wird aber auch beglückt. Und zwar mit physischen Knöpfchen. Diese finden sich an den Innenseiten der Türen. So verrät das Ausstellungsfahrzeug bereits, welche Features es geben wird. Darunter Lenkradheizung und belüftete Sitze. Und auch andere elektrospezifische Ausstattungsmerkmale sollen den EV3 fit für die Zukunft machen. So bietet der Koreaner eine Vehicle-to-Grid-Funktion. Damit kann er als Puffer für das Stromnetz herhalten, um den Energieversorgern zu erlauben, die Stromschwankungen im Netz besser auszugleichen. Ist aber sowieso noch nicht überall möglich.

EV3 startet zunächst mit 204 PS

Reden wir über den Antrieb. Qual der Wahl? Bisher Fehlanzeige, aktuell werden lediglich 204 PS kommuniziert. Ein Allradler soll folgen. Dass es bei einer einzigen Leistungsstufe bleiben soll, ist schwierig vorstellbar. Hurtig genug beschleunigt der Kompakte jedenfalls mit 7,4 Sekunden von 0 auf 100 Sachen. Außerdem besteht die Wahlmöglichkeit zwischen gut 58 und etwas mehr als 81 kWh Stromspeicher. Mit Letzterem soll der EV3 rund 600 Kilometer gemäß WLTP kommen. Um die Effizienz zu erhöhen, beherbergt der Frontstoßfänger aktive Luftklappen, um die Reichweite über die kurzfristig justierbare Kühlleistung zu optimieren. Für die berühmte 80-Prozent-Ladung sollen übrigens rund 30 Minuten vergehen, auch das geht in Ordnung.

Zum Schluss noch ein paar Leckerlis für erwachsene Spielkinder gefällig? So lässt sich der EV3 auch per Smartphone öffnen und schließen, sofern man die entsprechende App herunterlädt. Um die Ladezeit zu überbrücken, lassen sich auf dem großen Display auch Games spielen und Videos streamen. Außerdem integrieren die Ingenieure ChatGPT in das Sprachbediensystem. Praktisch ist, dass die Mittelarmlehne auch als kleiner ausziehbarer Tisch fungieren kann - wofür immer man diesen auch einsetzen möchte. Interessant wird sein, ob Kia den EV3 preislich attraktiv wird anbieten können, beispielsweise dank günstigerer Lithium-Eisenphosphat-Batterietechnologie. Allzu lange wird der Konzern mit dieser Info wohl nicht mehr hinterm Berg halten. Schließlich dürften bereits etliche Markenaffine darauf brennen, bestellen zu dürfen, denen der Niro zu wenig bietet und der EV6 zu teuer ist.

Quelle: ntv.de


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