Die Region Kiew ist nach ukrainischen Angaben erneut Ziel eines russischen Raketenangriffs geworden. Infolgedessen wurden in einem Vorort von Kiew ein 35-jähriger Mann und dessen vier Jahre alter Sohn getötet, wie der staatliche Rettungsdienst mitteilte. Drei weitere Menschen wurden demnach schwer verletzt.
Raketenteile seien am Samstagabend in Browary östlich von Kiew auf private Wohnhäuser gefallen, teilten die Helfer bei Telegram mit. Vater und Sohn seien dabei unter den Trümmern eines Gebäudes eingeschlossen worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
In der ukrainischen Hauptstadt waren am späten Samstagabend mehrere Explosionen zu hören – unter anderem im Zentrum von Kiew. Die ukrainische Luftwaffe erklärte im Onlinekanal Telegram, zwei russische Raketen seien auf die Hauptstadt zugesteuert. Am Nachthimmel waren laut einem AFP-Reporter mindestens zwei Blitze zu sehen. Die Kiewer Militärverwaltung teilte bei Telegram mit, dass die Luftabwehrsysteme der Stadt aktiviert worden seien, um die Angriffe abzuwehren. Opfer oder Schäden wurden dort zunächst nicht gemeldet.
Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe waren außer Kiew auch andere ukrainische Regionen von russischen Luftangriffen betroffen. In fünf weiteren Regionen habe es Drohnenangriffe gegeben, erklärte die Luftwaffe. Russland startet fast jede Nacht massive Drohnen- und Raketenangriffe auf Städte in der Ukraine. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj drängt die Verbündeten seit Wochen, schnell neue Luftabwehrsysteme zu liefern.
In der Ukraine waren erneute russische Luftangriffe als Reaktion auf den Vorstoß der ukrainischen Armee in der westrussischen Grenzregion Kursk befürchtet worden. Im Zuge dessen evakuierten die ukrainischen Behörden nach eigenen Angaben 20.000 Menschen aus der an Kursk grenzenden Region Sumy.
"Der Krieg ist zu uns gekommen"
Unterdessen meldete der Gouverneur der westrussischen Grenzregion Kursk in der Nacht 13 Verletzte in der Stadt Kursk infolge eines ukrainischen Luftangriffs. Darunter seien zwei Schwerverletzte, teilte Alexej Smirnow mit. Die Einwohner wurden demnach verletzt, als Trümmerteile einer abgeschossenen ukrainischen Rakete auf ein Gebäude fielen. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Angesichts des ukrainischen Vorstoßes in der Region Kursk brachten die dortigen Behörden nach eigenen Angaben mehr als 76.000 Menschen in Sicherheit. Für die Flüchtenden wurden zusätzliche Züge in die Hauptstadt Moskau eingesetzt, außerdem wurden Hilfsgüter in das Grenzgebiet gebracht. "Der Krieg ist zu uns gekommen", sagte eine Frau bei ihrer Ankunft am Bahnhof in Moskau.
Zuvor hatten die russischen Behörden in den drei Grenzregionen Belgorod, Brjansk und Kursk den Beginn von Anti-Terror-Einsätzen bekanntgegeben. Sicherheitskräfte und Armee erhalten damit weitreichende Befugnisse. Die Bewegungsfreiheit der Bürger wird eingeschränkt, Fahrzeuge können beschlagnahmt, Telefongespräche abgehört und bestimmte Gebiete für den Zugang gesperrt werden. Das staatliche russische Anti-Terrorismus-Komitee hatte am Freitag erklärt, die Ukraine habe einen "beispiellosen Versuch gestartet, die Lage in einer Reihe von Regionen in unserem Land zu destabilisieren".
Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP
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