Ungewöhnliches Objekt rast durch unsere Galaxie

  27 Auqust 2024    Gelesen: 573
  Ungewöhnliches Objekt rast durch unsere Galaxie

Eigentlich suchen Forscher nach dem neunten Planeten unseres Sonnensystems. Dabei stoßen sie auf ein anderes Objekt, das sich mit einer extrem hohen Geschwindigkeit durch die Galaxie bewegt. Es könnte damit sogar der Schwerkraft der Milchstraße entkommen.

Eigentlich waren die Forscher einem ganz anderen Mysterium auf der Spur, dem mutmaßlichen und bisher unentdeckten neunten Planeten des Sonnensystems. Dabei stießen sie jedoch auf etwas Sonderbares: ein sich rasant durch unsere Galaxie bewegendes Objekt. Mit einer Geschwindigkeit von etwa 1,6 Millionen km/h ist es so schnell unterwegs, dass es der Schwerkraft der Milchstraße entkommen und in den intergalaktischen Raum entweichen könnte, wie das Keck-Observatorium auf Hawaii mitteilte.

Entdeckt wurde das Objekt von Bürgerwissenschaftlern, die am NASA-Projekt Backyard Worlds: Planet 9 mitarbeiten. Bei diesem werden Aufnahmen vom All untersucht, um den am Rande des Sonnensystems vermuteten neunten Planeten oder andere nahe Objekte aufzuspüren. Die untersuchten Bilder stammen von der NASA-Mission WISE (Wide-field Infrared Explorer), die von 2009 bis 2011 den Himmel im Infrarotlicht kartiert hatte.

"Kann nicht beschreiben, wie aufgeregt ich war"

Bereits vor einigen Jahren entdeckten drei Teilnehmer der Suchaktion auf den Aufnahmen ein schwaches, sich schnell bewegendes Objekt, das den Namen CWISE J1249 erhielt. Einer der Entdecker ist Martin Kabatnik aus Nürnberg. "Ich kann gar nicht beschreiben, wie aufgeregt ich war", sagte er laut NASA-Mitteilung. "Als ich zum ersten Mal sah, wie schnell es sich bewegte, war ich überzeugt, dass es bereits gemeldet worden sein muss."

Beobachtungen mit Teleskopen bestätigten die Entdeckung und halfen, das rasante Objekt näher zu bestimmen. Das Hochgeschwindigkeits-Objekt wurde in einer aktuellen Studie beschrieben, die als Preprint abrufbar ist und im Fachmagazin "Astrophysical Journal Letters" erscheint.

Geringe Masse ungewöhnlich

Nicht nur die hohe Geschwindigkeit des Objekts ist erstaunlich - auch seine geringe Masse. Es könnte sich um einen massearmen Stern handeln oder einen Braunen Zwerg, ein Mittelding zwischen großem Gasplanet und Stern, was nie richtig zum Leuchten kommt. Es ist damit das erste Hochgeschwindigkeits-Objekt, das mit einer Masse gefunden wurde, die der eines kleinen Sterns entspricht oder geringer ist als diese. Bisher entdeckte extrem schnelle Objekte - sogenannte Hyperschnellläufer - waren meist deutlich größere Sterne.

Dieses neue Objekt hat noch eine weitere einzigartige Eigenschaft. Daten, die am Keck-Observatorium auf Hawaii gewonnen wurden, zeigen, dass es viel weniger Eisen und andere Metalle enthält als andere Sterne und Braune Zwerge. Diese ungewöhnliche Zusammensetzung deutet darauf hin, dass CWISE J1249 recht alt ist und wahrscheinlich aus einer der ersten Generationen von Sternen in unserer Galaxie stammt. Gleichzeitig ist es mit einer Entfernung von nur 400 Lichtjahren zu unserem Sonnensystem der erdnächste bisher bekannte Hyperschnellläufer.

Schoss Supernova Objekt ins All?

Aber warum bewegt sich dieses Objekt mit so hoher Geschwindigkeit? Dazu gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Einer besagt, dass CWISE J1249 ursprünglich aus einem Doppelsternsystem mit einem Weißen Zwerg stammt, der als Supernova explodierte, als er zu viel Material von seinem Begleiter abzog. "Bei dieser Art von Supernova wird der Weiße Zwerg vollständig zerstört, sodass sein Begleiter freigesetzt wird und mit der Geschwindigkeit seiner ursprünglichen Umlaufbahn davonfliegt, zuzüglich eines kleinen Anstoßes durch die Supernova-Explosion", sagt Adam Burgasser, Professor für Astronomie und Astrophysik an der Universität von Kalifornien und Erstautor der Studie.

Eine andere Möglichkeit ist, dass CWISE J1249 aus einem sogenannten Kugelsternhaufen stammt und durch ein zufälliges Zusammentreffen mit Schwarzen Löchern ins All geschleudert wurde. "Wenn ein Stern auf ein Schwarzes Loch trifft, kann die komplexe Dynamik dieser Dreikörperwechselwirkung den Stern direkt aus dem Kugelsternhaufen schleudern", so Kyle Kremer, Assistenzprofessor am Fachbereich Astronomie und Astrophysik der Universität San Diego. Die Wissenschaftler wollen sich nun die elementare Zusammensetzung von CWISE J1249 genauer ansehen, um herauszufinden, welches dieser Szenarien wahrscheinlicher ist.

Quelle: ntv.de


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