Präsident Petro Poroschenko wird zu einer Trauerstunde an der Ruine des havarierten Atomkraftwerks im Norden der Ex-Sowjetrepublik erwartet. In der Hauptstadt Kiew soll es weitere Aktionen zu Ehren der Opfer geben. Auch in Russland und Belarus wird es Gedenkfeiern geben.
Experten schätzen, dass Zehntausende Menschen an den Spätfolgen gestorben sind, nicht etwa an der radioaktiven Strahlung selbst. Viele mussten das verseuchte Gebiet rund um das Atomkraftwerk verlassen, die psychischen und sozio-ökonomischen Folgen waren derart massiv, dass die Gesundheitsversorgung litt, viele dadurch erkrankten.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace ehrte die Opfer mit einer Inszenierung. Die Umweltschützer projizierten rund 40 Fotos auf die Außenwand des massiven Betonsarkophags über dem Reaktor, darunter Bilder von Opfern. Der Schutzmantel soll einen weiteren Strahlenaustritt aus dem havarierten Kraftwerk verhindern.
"Tschernobyl war und ist die bisher schlimmste Katastrophe, seit es die Atomkraft gibt", sagte Tobias Münchmeyer, politischer Sprecher von Greenpeace Deutschland. "Auch 30 Jahre nach Tschernobyl ist die Lage keineswegs unter Kontrolle", sagte er. "Niemand weiß, wie mit den hoch radioaktiven Abfällen unter dem Sarkophag umgegangen werden soll."
Regierung erhöht Renten der damaligen Helfer
Zum 30. Jahrestag erhöhte die ukrainische Regierung nun die Renten der damaligen Helfer. Die Regelung für die oft schwerkranken Menschen gelte rückwirkend vom 1. Januar 2016 an, teilte die Führung in Kiew mit. Medienberichten zufolge leben in der Ex-Sowjetrepublik noch rund 10.000 der Einsatzkräfte, die nach dem Super-GAU am explodierten Reaktor arbeiteten. Sie sollen monatlich zwischen umgerechnet 150 und 200 Euro erhalten, hieß es. Am Jahrestag des Unfalls will Präsident Poroschenko mit seinem Besuch an der Reaktorruine auch der sogenannten Liquidatoren gedenken.
Die orthodoxe Kirche in Russland weihte zur Erinnerung an die Opfer ein Gotteshaus bei Belgorod ein. Das Gebäude in der damals von der radioaktiven Strahlung betroffenen Region ist nach offiziellen Angaben die erste Kirche im Land, die den Einsatzkräften gewidmet ist. Zehntausende Helfer in Tschernobyl kamen damals aus Russland. Viele arbeiteten ohne Schutz und starben binnen kurzer Zeit.
Gedenken auch in Belarus
Auch das damals ebenfalls betroffene Belarus gedenkt seiner vielen Strahlenopfer. "Der Kampf gegen die schweren Folgen von Tschernobyl bleibt auch nach 30 Jahren eine wichtige Aufgabe des Staates", sagte Präsident Alexander Lukaschenko in Minsk.
Nach Meinung der Grünen im Bundestag sollte sich die Bundesregierung dafür stark machen, dass ganz Europa aus der Atomenergie aussteigt. "Ich halte das für erfolgversprechend, wenn man deutlich machen kann, dass es erfolgreiche und ökonomisch sinnvolle Alternativen gibt", sagte Fraktionschef Anton Hofreiter.
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