Mit Porsche 911 S/T unterwegs - Traum vieler Elfer-Fahrer

  30 Dezember 2024    Gelesen: 315
  Mit Porsche 911 S/T unterwegs - Traum vieler Elfer-Fahrer

Porsche hat sich mit dem S/T einen Traum-Elfer zum Jubiläum gegönnt. Das fahrende Stück Automobilgeschichte macht auch nach 61 Jahren 911 noch Spaß, soll aber wohl hauptsächlich daran erinnern, dass es erschwinglichere Arten gibt, Elfer zu fahren.

Wenn man den Porsche 911 S/T so bei sich stehen und parken hat, sich in Ruhe und ohne Hektik reinsetzen darf und natürlich auch anfassen, dann vergisst man schnell, dass diese Ausführung eigentlich eine harte Fahrmaschine ist.

Denn das Coupé, das es in jeder Hinsicht auf die Spitze treibt, sieht so brav und dezent aus, ja geradezu elegant mit den vielen goldfarbenen Emblemen und vor allem mit der noblen terracottafarbenen Innenausstattung. Wertige Lederziernähte unterstützen den edlen Touch und die in historischem Grün gehaltene Drehzahlmesser-Skala ist ein netter Versuch, das Erbe lebendig zu halten. Das Detail ist ja charmant, aber ein 992-Innenraum sieht eben doch anders aus als ein 911-Urmodell. Trotzdem irgendwie fein.

Ist dieser rare Porsche nun ein braver Tourer für eine Sonntagsspazierfahrt, wie seine dezente Optik scheinen lässt? Mitnichten, diese Hoffnung stirbt jäh, wenn du die ersten Meter mit dem 525-PS-Boliden gemacht hast. Aber nicht einmal wegen der Leistung. Die ist ja im Elektrozeitalter eher müde für diese Preisklasse. Vielmehr, weil du deinen Codriver nicht mehr verstehen kannst, vor lauter Sound. Ja, der Vierliter-Saugmotor macht total süchtig.

Wie leichtfüßig der Boxer hochdreht mit seinem sogenannten Einmassenschwungrad. Wie toll er am Gas hängt. Aber du musst das wollen. Und das Ingenieurteam hat lange gefeilt am S/T, nicht zuletzt an seiner Aerodynamik. Und dabei nie das Ziel aus den Augen verloren, Form und Funktion in Einklang zu halten: Wie filigran allein die Abrisskante auf dem Heck gestaltet ist. Ausfahrbar ist der Spoiler außerdem trotzdem. Auch Front sowie Unterboden haben die Techniker freilich angefasst.

Purer als der S/T ist kaum ein anderer Elfer

Die Zuffenhausener haben beim S/T nicht nur (bewusst) an Dämmmaterial gespart. Um Gewicht zu reduzieren, wird darüber hinaus jede Menge CfK verbaut - Dach, Kotflügel und Türen bestehen beispielsweise aus carbonfaserverstärktem Kunststoff. Dazu kommen Leichtbauglas sowie Magnesiumfelgen. Hinterachslenkung? Pfeift der S/T drauf. Warum? Weil seine Fahrerschaft gar nicht nötig hat, die letzte Zehntelsekunde auf dem Track herauszuholen dank technischer Hilfsmittel.

Lieber auf der einsamen Landstraße Spaß haben, wo niemand mit der Stoppuhr (oder mit dem Laser) nachmisst. Zum Glück. Denn für Straßenverhältnisse ist dieser Elfer verdammt schnell: Nach 3,7 Sekunden soll Landstraßentempo stehen. Und jetzt wird es interessant, denn der S/T ist offenbar vom Werk aus gar nicht dazu bestimmt, schneller als 300 km/h zu fahren, er ist nämlich abgeregelt.

Ein 911 S/T ist quasi zum Purismus verdonnert vom Produktmanagement. Das (knackig schaltbare) Sechsganggetriebe ist obligatorisch, Automatik ist hier nicht zu haben. Bleibt die Frage, wie ein 911 S/T in der Praxis eingesetzt wird. Gesellig ist das exklusive Coupé schon mal nicht - die gemütliche Ausfahrt zu zweit fällt aus. Der S/T will schon gefordert werden, das ist in seiner DNA angelegt. Und aller puristischen Anflüge zum Trotz - ganz ohne Technik geht es auch bei einem S/T nicht. Variable Dämpfer gehören ebenso zum Repertoire wie die Quersperre an der Hinterachse, um die Traktion zu maximieren.

Konfigurieren kann man den S/T übrigens nicht mehr, die an das Debütjahr der Baureihe 911 angelehnte Stückzahl von 1963 Exemplaren ist längst vergriffen. So werden aus dem einstigen Grundpreis von 292.187 Euro mehr als 400.000 Euro - das sind in etwa die Kurse, zu denen die S/T in den einschlägigen Autobörsen gehandelt werden.

Den S/T pauschal als Spekulationsobjekt zu bezeichnen, wäre allerdings zu kurz gesprungen. Denn wirklich viele Fahrzeuge werden in Europa nicht zum Verkauf angeboten. Doch darüber ließe sich im Zuge von intensiver Recherche sicherlich eine eigene Story schreiben. Wie dem auch sei, Fakt ist, dass die Elfer-Sondermodelle die Szene lebendig halten und imagemäßig positiv auf die konventionellen Ausgaben abfärben. Und während die sündhaft teure S/T-Ausführung eher etwas für Hardcore-Fans ist nicht nur mit dickem Portemonnaie, sondern auch mit Lust am ambitionierten Fahren, ist der Basis-Elfer trotz sportlicher Mindestanforderung eher etwas für breitere Zielgruppen. Die Mindestanforderung an die Solvenz der Kundschaft bleibt jedoch ebenso bestehen. Unter 128.700 Euro geht nichts. Ein bisschen Traumauto steckt eben auch in der Grundvariante des 911, auch wenn man die Baureihe an jeder Ecke hierzulande sieht.

Quelle: ntv.de


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