Richtig sexy waren Vans eigentlich nie. Dafür meist aber mega praktisch. Nach der Blütezeit in den 1990ern und frühen 2000ern verdrängten SUVs die beliebten Großraumlimousinen zunehmend von der Straße. Jetzt feiern Vans eine Art Renaissance. Vor allem aus China, Korea und Japan drängen sich stattliche Luxus-MPVs auf den Markt.
Einer feiert in diesen Tagen seine Premiere in der neuen Welt. Mit dem elektrischen Mini-Bus Mix trifft die Geely-Tochter Zeekr auf der Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas, die noch bis 10. Januar läuft, offensichtlich ins Schwarze. Die Amis liebten die praktischen Kleinbusse schon immer. Hier im Westen der USA reifte der legendäre VW Bulli einst zur Ikone. Und weil Zeekrs erster Familientransporter optisch dem VW ID. Buzz rein zufällig nicht ganz unähnlich ist, fliegen ihm hier auf der Messe die Herzen zu.
Laden mit viel Power
Mit 4,69 Meter ist er fast so lang wie das Pendant aus der norddeutschen Tiefebene. Radstand (3 Meter) und Breite (2 Meter) entsprechen ebenfalls nahezu dem Original-Buzz, mit 1,78 Metern ist der Zeekr allerdings 15 Zentimeter flacher. Kurze Überhänge und glatte Flächen mischen sich zu einem modernen Mix, der auch auf unseren Straßen gefallen dürfte.
Technisch hat der entfernte Verwandte von Volvo und Smart einiges mehr zu bieten als nur eine moderne Hülle. Die neue SEA-M-Plattform (Sustainable Expierence Architecture), in die Zeekr etwa eine Milliarde Euro investiert haben soll, ist auf eine 800-Volt-Ladearchitektur ausgelegt. Wo ID.-Buzz-Kunden mit 400 Volt und maximal 195 kW laden, powert der Mix neue Energie mit bis zu 418 kW in die Zellen. Zur Wahl steht eine 76-kWh-LFT- Batterie, die den Ladezustand laut Zeekr in kaum zehn Minuten von 10 bis 80 Prozent auffrischen kann, sowie ein 102-kWh-Akku, der dafür rund 15 Minuten brauchen soll.
Die elektrischen Reichweiten betragen nach chinesischer Norm - die eher unserem City-Verbrauch entsprechen - 550 und 705 Kilometer. Angetrieben werden die Hinterräder von einer 421 PS starken E-Maschine, auf dem Datenblatt stehen 180 km/h Spitze und ein Sprint von 6,2 Sekunden auf 100 km/h. Wer den Mix in der Stadt bewegt, dürfte zudem ein kleines Wendewunder erleben. Dank einer speziellen Achse können die Vorderräder um bis zu 50 Prozent einschlagen, der Wendekreis soll bei fünf Metern liegen - und damit auf dem Niveau eines Kleinstwagens.
Innenraum sehr clean
Im Cockpit zeigt der Zeekr Mix ein Gesicht, das wir mittlerweile von vielen chinesischen Stromern kennen. Alles fast schon antiseptisch clean, aufgeräumt sowie von Knöpfen und Schaltern befreit, in der Mitte ein stattliches Display, der Innenraum dank eines riesigen Panoramadaches lichtdurchflutet. Wo der ID.Buzz auf eine, beziehungsweise zwei seitliche Schiebetüren setzt, leistet sich die Marke aus Hangzhou vier elektrische Pforten. Weil eine B-Säule fehlt, ist das Eingangsportal üppige 1,48 Meter breit. Gefühlt könnte ein Smart durchfahren. Der Fahrzeugboden liegt lediglich 39 Zentimeter hoch, Kinder und ältere Mitfahrer können also easy einsteigen.
Studien besagen, dass Chinesen nach dem Ankommen zu Hause durchschnittlich noch bis zu 30 Minuten im Auto verweilen, um sich vom digitalen Angebot berieseln zu lassen. Entsprechend hat Zeekr den Mix als mobiles Wohnzimmer eingerichtet. Die Vordersitze lassen sich um 270 Grad zu einer Sitzgruppe drehen, im Kabinenboden sind Schienen eingelassen, auf denen sich zum Beispiel eine Multifunktionsbox mit großem Tisch elektrisch verschieben lässt. Bestes Entertainment ist Pflicht, ebenso wie zig serienmäßige Assistenzsysteme, die von Lidar, Radar und hochauflösenden Kameras unterstützt werden. Zudem verfügt der Mix über eine Schnittstelle für Steer-by-Wire, wichtig für späteres autonomes Fahren.
In China hat der Elektro-Mix bereits einen sauberen Start hingelegt. Seit Oktober wurden schon über 30.000 Einheiten verkauft, die Preisliste beginnt dort bei umgerechnet rund 37.000 Euro, die Version mit größerem Akku kostet etwa 3000 Euro mehr.
Die Markeinführung in den USA soll beschlossene Sache sein, für den Sprung nach Europa wartet Zeekr derzeit noch die Ergebnisse des Euro NCAP Crashtests ab. Spätestens dann dürfte es auch in Deutschland heißen: Der Bus kommt.
Quelle: ntv.de, Tomas Hirschberger, sp-x
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