Experte hält Folgen von Trumps Zöllen in Europa für überschaubar

  11 Februar 2025    Gelesen: 69
  Experte hält Folgen von Trumps Zöllen in Europa für überschaubar

Die von Trump verhängten Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte dürften nach Ansicht eines Experten keine gravierenden Folgen für Europa und Deutschland haben. In Asien wird derweil überlegt, wie der Schaden begrenzt werden kann. Und für Australien könnte es eine Sonderregelung geben.

US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte hätten nach einer Experten-Einschätzung überschaubare Folgen für Europa. "Es ist unschön für unsere Volkswirtschaften, aber nicht verheerend", sagte der frühere Chef des Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayr. Zudem dürften die Stahlpreise sinken, wenn mehr Stahl in Deutschland bleibe und andere Länder statt in die USA mehr nach Deutschland lieferten. Davon könnten etwa Erbauer von Windrädern profitieren.

"Für Deutschland würden die Zölle nach unseren Berechnungen knapp 0,03 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen", sagte Felbermayr nach einer aktuellen Analyse. In Euro mache das einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro an Wertschöpfung aus. "Auch für die USA wäre das nicht vorteilhaft: Sie würden gut 0,04 Prozent des BIP verlieren."

"Schlimmer wird es, wenn Zölle nicht nur auf Stahl und Aluminium, sondern auf alles erhoben werden. Dann wären wir schnell bei einem Verlust von 0,3 oder 0,4 Prozent oder zwölf Milliarden Euro Wertschöpfungsverlust", sagte Felbermayr.

Gibt es wieder einen Deal?

Der heute in Wien tätige Wirtschaftsprofessor geht zurzeit davon aus, dass die US-Zölle vor allem ein "Drohinstrument" sind: "Auch die USA haben kein nachhaltiges Interesse daran, sich wirklich abzuschotten und Zollmauern zu errichten." Europa sei aber heute in einer schwierigeren Position als vor acht Jahren, als ein Deal mit Trump gefunden wurde, um Zölle abzuwenden.

Unter anderem seien die Europäer abhängiger von den USA, etwa wegen der Flüssiggaslieferungen, und sie hätten den damals versprochenen Abbau von Industriezöllen nicht umgesetzt. "Die Frage ist, wie viel Porzellan wird zerschlagen, bis man wieder den Tisch decken kann."

Trump hatte am Montag die Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte auf pauschal 25 Prozent "ohne Ausnahmen oder Befreiungen" erhöht. Kanadas Industrieminister Francois-Philippe Champagne bezeichnete dies in einer Erklärung als "völlig ungerechtfertigt", da Stahl und Aluminium aus Kanada wichtige US-Industrien wie Verteidigung, Schiffbau, Energie und Automobilbau unterstützten.

Ausnahme für Australien möglich

In Südkorea rief das Industrieministerium die Stahlhersteller zu Gesprächen darüber auf, wie die Auswirkungen der Zölle minimiert werden könnten. Hongkong will sogar bei der Welthandelsorganisation (WTO) eine Beschwerde einreichen, da die USA den Status der Stadt als eigenständiges Zollgebiet völlig ignoriert hätten, sagte Chefsekretär Eric Chan.

Eine Ausnahme könnte für Australien gelten: Nach einem Telefonat mit dem dortigen Ministerpräsidenten Anthony Albanese erwägt Trump, das Land angesichts des Handelsüberschusses mit den USA von den Stahl- und Aluminiumzöllen zu befreien. "Wir haben einen Überschuss mit Australien. Es ist eines der wenigen Länder", sagte Trump vor Reportern. Albanese erklärte, er habe in dem Telefongespräch Australiens Argumente für eine Ausnahmeregelung dargelegt.

Quelle: ntv.de, rog/dpa/rts


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