Fünf luxuriöse Raumgleiter aus China

  13 Februar 2025    Gelesen: 71
  Fünf luxuriöse Raumgleiter aus China

Hierzulande haben den Van spätestens die SUV vom Markt gespült. Doch in Asien steht er als geräumige Alternative zur Luxuslimousine weiter hoch im Kurs. Fünf Beispiele.

Als Renault vor 40 Jahren den Espace brachte und Chrysler kurz davor den Voyager, da war Raumfahrt plötzlich wieder chic. Während der VW Transporter zusehends zum gewerblichen Lastesel verkümmerte oder sonst nur Aussteigern den Weg ins Abenteuer wies, erwiesen sich die Großraumlimousinen der neuen Generation als pfiffige Familienkutschen und lösten den Kombi als klassischen Pampersbomber ab. Bis irgendwann mit ähnlich viel Platz und Variabilität die SUV gekommen sind und die Raumfahrer vom Markt gefegt haben.

Klar, den VW Transporter gibt es immer noch und natürlich von fast allen gewerblichen Kastenwagen bei Stellantis oder Renault, Ford oder Mercedes auch eine zivile Variante. Doch so richtig viel Sex-Appeal haben die alle nicht und entsprechend auch keinen Erfolg.

In China sieht die Sache - mal wieder - ganz anders aus. Dort assoziiert den Van keiner mit einem Lieferwagen, sondern eher mit einer Luxuslimousine. Denn wenn sich Millionen Menschen in den Metropolen drängen, wird Raum zum wahren Luxus. Selbst die nobelste S-Klasse verliert im stundenlangen Stop-and-Go-Verkehr ihren Reiz, wenn man stattdessen in seinem eigenen Vorstandbüro durch die Stadt schleichen, sich lang machen oder sogar unterwegs mal aufstehen kann - egal, ob man dabei jetzt arbeiten will, schlafen oder einfach nur entspannen.

Während bei uns selbst Dauerbrenner wie der Renault Scenic mittlerweile zum SUV mutiert sind, um überhaupt eine Zukunft zu haben, werden die Straßen in Fernost deshalb geflutet von futuristischen Raumschiffen, neben denen selbst die erste Generation des Espace gefährlich nach Steinzeit aussieht. Nur nach Europa werden es die wohl so schnell oder gar nicht schaffen. Fünf Beispiele.

LiAuto Mega: Der Taycan für den Tycoon

Er ist noch spaciger als einst der Renault Espace, denn gegen den LiAuto Mega sieht selbst ein Lamborghini unscheinbar aus. Doch ist das keine Effekthascherei. Der von einem ehemaligen Porsche-Designer gezeichnete Mega-Van ist zwar größer als ein VW Bus, hat aber einen geringeren cW-Wert als ein Taycan. Und das zahlt sich bei der Reichweite aus.

So holt der Siebensitzer aus seinem 103-kWh-Akku in dieser Klasse konkurrenzlose 710 Kilometer. Und lädt danach schneller als jedes andere Auto mit bis zu 552 kW - wenn man denn eine passende Säule findet. Damit das zumindest in China klappt, stellt LiAuto die neuen Mega-Charger der Einfachheit halber gleich selbst auf.

Ader Mega punktet nicht nur im Windtunnel, auf der Langstrecke und an der Ladesäule, sondern ist auch der Held der Hinterbänkler. Denn in der zweiten Reihe bietet er mehr Platz als eine S-Klasse und selbst in der dritten Reihe sitzt man bequemer als im Fünfer - natürlich in der Langversion. Die Sache hat nur zwei Haken: Erstens kostet der Mega in China mindestens 74.000 Euro und zweitens wird er es wohl nie nach Europa schaffen.

Denza D9: Schöne Grüße nach Schwaben

Mit ihrem ersten Pkw haben sie kein Glück gehabt bei Denza. Denn die für China im Joint-Venture mit BYD umgebaute Mercedes B-Klasse war ein veritabler Flop. Doch mittlerweile haben die Chinesen bei der Marke das Sagen und mit dem D9 einen Bestseller im Programm.

Kein Wunder: Denn 5,25 Meter lang, vorn mit einem beleuchteten Nadelstreifen-Grill im Actros-Format gepflastert und hinten mit roten LED-Lanzen bestückt, fängt er im Nachtleben der Metropolen alle Blicke. Und vor allem bietet er einen Komfort, der selbst die edelsten Varianten der Mercedes V-Klasse wie ein schwäbisches Sammeltaxi auf der Alb wirken lässt - von Multivan und ID.Buzz ganz zu schweigen. Und das zu einem Preis, bei dem der deutschen Premium-Kundschaft die Tränen in die Augen schießen werden: Denn los geht's für den D9 umgerechnet bei fast schon lächerlichen 42.000 Euro.

Dabei gibt es im D9 nichts, was die Ruhe stört und zurück auf den Boden der Tatsachen holt. Wo die Vans bei uns ihre Nähe zum Lieferwagen kaum verhehlen können, ist der D9 bocksteif und grundsolide. Schließlich steht er auf einer elektrischen Skateboard-Plattform der BYD-Familie, der die sogenannten Blade-Zellen zusätzliche Stabilität geben. Und statt des mehr oder minder gut gedämmten Nagelns eines Selbstzünders hört man nur das Surren eines Stromers, der das Raumschiff mit 312 PS in der Frontantriebsvariante sanft und samtig über die Seidenstraße zieht.

Gute 100 kWh passen beim D9 in den Boden und die Reichweite ist - zugegeben im chinesischen Zyklus - mit guten 600 Kilometern anderthalbmal so groß wie bei der elektrischen V-Klasse. Natürlich ist der D9 vor allem für China gemacht. Doch offenbar sieht BYD auch bei uns einen Markt für den Luxusliner. Nicht umsonst tingelt er seit einem Jahr über die europäischen Messen.

Zeekr 9 Grand: Grand mit Vieren

Schon in der Grundversion ist der Zeekr 009 ein Riese mit reichlich Raum. Doch wer wirklich was auf sich hält in Hangzhou oder Hefei, der bestellt das 5,21 Meter lange Dickschiff für ziemlich lachhafte 100.000 Euro als "Grand" - und fährt bequemer als in jedem Rolls-Royce. Denn statt sechs gibt es dann nur noch vier Sitze und den bei 3,21 Metern Radstand riesigen Rückraum füllen zwei mächtige Captain Chairs mit Liege- und Massagefunktion, Klapptischen und Fußrasten.

Weil die Entwickler davon ausgehen, dass man in diesem Separee am liebsten seine Ruhe hat, gibt's serienmäßig eine Trennwand zum Fahrer und weil das Kino im Kopf nach einem stressigen Tag auch mal Sendepause hat, schrauben sie über die gesamte Fahrzeugbreite gleich noch einen Bildschirm davor, der größer ist als in manchem Wohnzimmer. Damit der Film auch ohne Unterbrechung läuft und man nicht zwischendurch an die Ladesäule muss, gibt es einen 140-kWh-Akku mit fast 900 Kilometern (chinesischer) Normreichweite.

Zwar war auch der Grand schon auf einigen Messen außerhalb Chinas zu sehen, doch hat die Geely-Tochter mit dem Mix einen kleineren und noch pfiffigeren Van im Angebot, der bessere Export-Aussichten hat.

Volvo EM90: Chinesisch-schwedische Großpackung

Kantige Kombis und riesige SUV - geräumig waren Volvos schon immer. Doch seit die Schweden zum chinesischen Geely-Konzern gehören und konsequent zur elektrischen Premium-Marke aufgebaut werden, liebäugeln sie mit der Großräumigkeit, machen mit dem EM90 jetzt Nägel mit Köpfen und verkaufen tatsächlich einen Van.

Eine Neuentwicklung ist der elektrische Raumriese freilich nicht. Er basiert auf dem Zeekr 009, von dem er auch den Antrieb übernimmt. 5,21 Meter lang, mit einem 145 LED in zahllosen Szenarien illuminierten Grill und bei über 3,20 Metern Radstand im Fond mit zwei riesigen Captain Chairs und einer kleinen Bank bestuhlt, fährt der mit einem bis zu 140 kWh großen Akku im chinesischen Zyklus bestenfalls mehr als 800 Kilometer weit. Dabei lassen 544 PS die Pfunde purzeln und ermöglichen eine Reisegeschwindigkeit von 190 km/h.

Offiziell ist der EM90 erst einmal ein rein chinesisches Projekt. Doch nachdem Volvo mehr als alle vermeintlichen Luxusmarken aus dem Reich der Mitte bei uns Rang und Namen hat und vor allem ein funktionierendes Händlernetz, könnten sie schnell mit von der Partie sein, wenn die Raumfahrer auch bei uns wieder abheben.

Voyah Dream: Man wird ja wohl noch träumen dürfen

Während Denza oder Volvo geschickt die Gerüchteküche bedienen und die Spekulationen anheizen, macht Dongfeng Nägel mit Köpfen und hat den Voyah Dream auf den Weg gebracht. Zwar bislang nur in die Schweiz oder nach Norwegen, doch ein Anfang ist damit schon mal gemacht und bei uns soll es wohl noch in diesem Jahr für Preise nördlich von 80.000 Euro ebenfalls losgehen.

Dafür gibt's einen Sechssitzer, der mit 5,32 Metern ähnlich ist wie eine S-Klasse. Nur dass man hier bei 3,20 Metern Radstand im Fußraum Tango tanzen kann. Erst recht, wenn die beiden Thronsessel im Fond beim Öffnen der Schiebetüren automatisch nach hinten gleiten und so noch einmal mehr Beinfreiheit bieten.

Obwohl der Dream der Traumwagen der Hinterbänkler sein will, kommt auch der Fahrer auf seine Kosten. Erstens sitzt er in der ersten Reihe kaum schlechter als die Passagiere dahinter, zweitens hat er vor seiner Nase den größeren Bildschirm, der sich mit seinen drei Tablet-großen Clustern hier fast über die gesamte Fahrzeugbreite spannt und drittens leisten die beiden E-Maschinen solide 435 PS und gehen mit bis zu 620 Nm zu Werke.

Gewaltig wie ein Airbus beim Start, aber so flüsterleise wie ein ICE schiebt der Dream damit an, beschleunigt in 5,9 Sekunden auf Tempo 100 und wird erst bei 200 km/h wieder von der Elektronik eingebremst. Da darf es dann gerne auch mal die Autobahn sein statt nur die Umgehungsstraße oder der Boulevard durch die Stadt. Und damit es nicht bei Kurzstrecken bleibt, schrauben die Chinesen einen 108-kWh-Akku in den doppelten Boden und stellen - im etwas laxeren lokalen Zyklus - eine Reichweite von 482 Normkilometern in Aussicht. Geladen wird danach allerdings eher langsam: mit 10 kW am Wechsel- und gerade mal 125 kW am Gleichstrom.

Quelle: ntv.de, Benjamin Bessinger, sp-x


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