Trumps Zölle treffen auch US-Hersteller hart

  27 März 2025    Gelesen: 425
  Trumps Zölle treffen auch US-Hersteller hart

Porsches werden in den USA künftig noch teurer, Volkswagen-Modelle nicht unbedingt. Entscheidend für die neuen Auto-Sonderzölle ist der Produktionsstandort. Auch für viele Fahrzeuge von Ford und General Motors werden die Preise deshalb empfindlich anziehen.

US-Präsident Donald Trump hat Sonderzölle auf alle nicht in den USA gefertigten Autos in Höhe von 25 Prozent angekündigt. Die Maßnahme soll ab dem 2. April gelten. Auch Autoteile sollen betroffen sein. Wie groß sind die Auswirkungen auf Deutschland als Exportnation mit großer Autoproduktion?

Bisher gelten in den USA Einfuhrzölle auf Autos von 2,5 Prozent. In der EU werden für Autos aus den USA zehn Prozent fällig. Allerdings: Die in den USA beliebten Pick-ups gelten als Nutzfahrzeuge - dafür liegt der Einfuhrzoll schon jetzt bei 25 Prozent. Auch der VW-Bus oder andere Lieferwagen fallen unter diesen erhöhten Zollsatz - Volkswagen liefert den aktuellen Bus jedoch nicht in die USA.

Trump sieht durch die höheren EU-Zölle die US-Industrie benachteiligt. Derzeit werden deutlich weniger Autos aus den USA nach Europa exportiert als umgekehrt: Nach Daten der International Trade Administration wurden im vergangenen Jahr 784.889 europäische Fahrzeuge in den USA verkauft. 446.566 dieser Fahrzeuge stammen aus Deutschland. Damit ist die Bundesrepublik der mit Abstand wichtigste europäische Produktionsstandort.

Umgekehrt wurden 217.230 Autos aus den USA nach Europa gebracht. Eurostat zählt etwas weniger Fahrzeuge, doch das Verhältnis ist ähnlich. Der größte Teil dieser Importfahrzeuge stammt aus der Produktion europäischer Hersteller. Allein gut 90.000 Autos werden bei BMW in Spartanburg für den europäischen Markt gebaut. US-Hersteller spielen im Vergleich eine geringere Rolle bei den EU-Importen. Schwer getroffen wird die Autobranche zudem durch US-Zölle auf Einfuhren aus Mexiko. Zahlreiche Hersteller, auch große US-Firmen, haben in den vergangenen Jahren dort ihre Produktion für den US-Markt ausgebaut.

Auswirkung aufs deutsche BIP wohl überschaubar

Gesamtwirtschaftlich gesehen dürften sich die Auswirkungen der nun angekündigten Zölle für Deutschland erst einmal in Grenzen halten, schreibt das "Handelsblatt". Kurzfristig würde das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,18 Prozent niedriger ausfallen, zeigen Berechnungen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW). "Auch wenn die Autoindustrie global sehr sichtbar ist und ein Zollsatz von 25 Prozent im historischen Vergleich sehr hoch ist - außerhalb Nordamerikas bleiben die gesamtwirtschaftlichen Effekte überschaubar", sagt IfW-Ökonom Julian Hinz, Professor für Internationale Volkswirtschaftslehre an der Universität Bielefeld, dem Blatt.

Die geringen Auswirkungen hierzulande begründen sich laut Hinz dadurch, dass die Hersteller Autos in der Regel in der Nähe von dem Markt bauen, wo sie verkauft werden. Deshalb würde "Europa insgesamt eher wenig zu spüren bekommen". Viele deutsche Automobilhersteller haben in den vergangenen Jahren ihre Fertigungskapazitäten in den USA ausgebaut. Hier eine Übersicht über die betroffenen Hersteller:

Volkswagen

2024 setzte VW 379.178 Fahrzeuge in den USA ab. Diese werden aber kaum in Europa gefertigt. Europas größter Autobauer verfügt über ein Werk in Tennessee, in dem die SUV-Modelle Atlas und der elektrische ID.4 vom Band laufen. Alle anderen Modelle werden importiert, vor allem aus Mexiko. Das Werk in Puebla ist nach VW-Angaben das größte Autowerk in Mexiko und eines der größten des Konzerns.

Audi

Die Volkswagen -Tochter verfügt über keine eigene Produktion in den USA, sondern führt ihre Autos aus Mexiko und Europa ein. 2024 setzte Audi knapp 200.000 Fahrzeuge in den USA ab, davon fast 57.000 SUV vom Typ Q5. Der Ingolstädter Konzern denkt darüber nach, in den USA eine eigene Produktion aufzubauen. Eine Entscheidung darüber soll voraussichtlich in diesem Jahr getroffen werden.

BMW

Der Münchner Autobauer betreibt sein weltweit größtes Werk in Spartanburg in South Carolina. Die Fabrik mit ungefähr 11.000 Mitarbeitern und einer Jahresproduktion von rund 400.000 Autos ist auf große Fahrzeuge spezialisiert. Dort laufen unter anderem der X3, X5 oder X7 vom Band. Ungefähr die Hälfte der Produktion bleibt in den USA. Der Rest wird exportiert. Limousinen werden dagegen in die USA eingeführt. Insgesamt verkaufte BMW 2024 knapp 400.000 Fahrzeuge der Marken BMW und Mini in den USA. BMW-Chef Oliver Zipse hat sich zuletzt für niedrigere Einfuhrzölle auf US-Autos in die EU starkgemacht.

Mercedes-Benz

Die Stuttgarter verfügen über ein großes Werk in Tuscaloosa in Alabama, in dem 2023 knapp 300.000 Fahrzeuge vom Band liefen, unter anderem die SUV-Modelle GLE und GLS sowie die elektrischen SUV EQS und EQE. Rund zwei Drittel der Jahresproduktion gehen in den Export. Insgesamt setzte Mercedes im vergangenen Jahr 324.528 Fahrzeuge in den USA ab.

Porsche

Der Sportwagenbauer verkaufte 2024 76.167 Fahrzeuge in den USA, alle aus europäischer Produktion. Über eine Fertigung in den USA verfügt die VW-Tochter nicht.

Ford

Die US-Autobauer importieren Autos vor allem aus Mexiko. So hat Ford drei Werke dort. Nach Angaben des mexikanischen Branchenverbandes Amia exportierte Ford in der ersten Jahreshälfte 2024 knapp 196.000 Autos aus Mexiko nach Nordamerika, wobei 90 Prozent dieser Fahrzeuge in die USA gingen.

General Motors

GM importierte 2024 rund 750.000 Fahrzeuge aus Kanada oder Mexiko in die USA. Die meisten davon werden nach Angaben des Wirtschaftsanalyseunternehmens GlobalData in Mexiko hergestellt. Darunter befinden sich einige der beliebtesten Fahrzeuge von GM, darunter der Chevy Silverado, der GMC Sierra Pickup und mittelgroße SUVs. In Kanada betreibt GM drei Werke.

Stellantis

Die französisch-italienisch-amerikanische Gruppe, zu der unter anderem die Marken Fiat, Peugeot, Opel, Jeep und Chrysler gehören, betreibt zwei Montagewerke in Mexiko, besitzt aber auch zwei Montagewerke in Ontario in Kanada.

Quelle: ntv.de, ino/rts


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