Kurdischer Vater rettet minderjährige Tochter aus den Fängen der PYD und schickt sie in die Türkei
Anfang dieses Monats seien wieder sechs minderjährige Mädchen entführt worden. Die aus Angst vor Repressalien anonym berichtenden Zeugen sagten, dass zwei der Mädchen Schülerinnen einer Sprachschule in der Stadt Al-Qamishli seien und am 4.Mai von der PYD entführt worden seien. Beide Mädchen seien etwa zwölf Jahre alt gewesen, so eine Quelle gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu.
Die PYD bringe sie in das etwa 60 Kilometer von Al-Qamishli entfernte Dorf Tal Barak, wo die Mädchen eine militärische Ausbildung erhielten. Einige Mütter der entführten Mädchen demonstrierten dagegen seitdem mit einem dreitägigem Sitzstreik vor dem Rekrutierungsbüro der PYD.
Denselben Quellen zufolge habe die Terrororganisation PYD auch am 5. und 9. Mai versucht, im ländlichen Gebiet Ayn al-Arab zwei weitere Mädchen zu entführen. Deren Vater sei es gelungen, diese zu retten und in die Türkei zu schicken. Er sitze nun in Ayn el Arab im Gefängnis.
Ein schottischer Europaabgeordneter hatte bereits im April die Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten durch den syrischen PKK-Ableger PYD verurteilt und die Terrororganisation dazu aufgerufen, diese Praxis zu beenden. „Der Krieg ist keine Entschuldigung für den Einsatz von Kindersoldaten auf dem Schlachtfeld“, erklärte Alyn Smith von der Schottischen Nationalpartei (SNP).
„Die EU ist eine Wertegemeinschaft und darf die Augen davor nicht verschließen. Wir müssen alle Formen von Missbrauch in diesem Zusammenhang verurteilen, egal, woher sie kommen.“
Der Abgeordnete, der auch im außenpolitischen Ausschuss des Europäischen Parlaments sitzt, mahnte, es werde „ohne Gerechtigkeit keinen Frieden in Syrien und der Region geben“ und forderte die EU auf, die Dokumentationsarbeit von Menschenrechtsorganisationen zu unterstützen, die sich mit Menschenrechtsverletzungen der PYD befassen.
Das Syrische Netzwerk für Menschenrechte (SNHR) veröffentlichte jüngst einen Bericht, worin die Menschenrechtsverletzungen der PYD, des Ablegers der terroristischen PKK in Syrien, in den von ihr beherrschten Gebieten dokumentiert werden. Demnach hat die PYD mindestens 1651 Menschen, darunter auch Frauen und Kinder, willkürlich verhaftet. 42 Frauen und 51 Kinder wurden von den so genannten „Volksverteidigungseinheiten“ (YPG), dem militärischen Arm der PYD, ermordet und 1876 Kinder wurden zwangsrekrutiert. Im Bericht das SNHR wird der PYD vorgeworfen, im Norden und Nordosten Syriens Massaker mit dem Ziel einer ethnischen Säuberung durchgeführt zu haben.
Weiterhin wird dem syrischen Ableger der Terrororganisation PKK vorgeworfen, zwischen 2013 und 2014 alleine in der Region Hasaka 91 Zivilisten getötet zu haben, darunter sieben Frauen und 17 Kinder. Das SNHR berichtet von willkürlichen Verhaftungen und Vermisstenfällen, die bis heute noch nicht geklärt sind. Die PYD soll alleine in der Region Hasaka mindestens 1651 Personen ohne Angabe von Gründen inhaftiert haben.
Jugendliche würden gewaltsam von der YPG aus ihren Häusern abgeholt und zwangsrekutiert, so das SNHR. In der erschreckenden Veröffentlichung der unabhängigen Menschenrechtsorganisation wird von bis zum heutigen Tag mehr als 16 bekannt gewordenen Fällen von Folter sowie der Ermordung eines Medienaktivisten, der am 15. Juli 2014 vor den Augen seiner Familie erhängt wurde, berichtet.
Das SNHR weist darüber hinaus auch auf massive Menschenrechtsverletzungen gegenüber Frauen hin. Demnach sollen seit März 2011 durch willkürlichen Beschuss und gezielte Angriffe der YPG 42 Frauen ermordet worden sein. Eine 44-jährige Frau wurde am 13. Oktober 2013 zusammen mit ihren sechs Kindern in dem Dorf El Hajjiyah hingerichtet, wird von der SNHR berichtet. Von 2014 bis Oktober 2015 seien in den Regionen Hassaka, Qamishli und Afrin 88 Frauen, 34 von ihnen noch im Kindesalter, entführt worden, um sie für die YPG zu rekrutieren.
Weiterhin wird berichtet, dass bis zum 31. Dezember 2015 nicht weniger als 51 Kinder Opfer willkürlichen Beschusses von Häusern durch Scharf- und Heckenschützen der YPG geworden seien, sowie dass 111 Kinder verhaftet und 1876 von der YPG zwangsrekutiert wurden. Zudem ist von Übergriffen gegen Journalisten und Kameramänner die Rede. Insgesamt sollen 24 Reporter und Kameramänner verhaftet, ihre Ausrüstung und Autos beschlagnahmt worden sein.
Außerdem bestätigt das SNHR, dass mehr als 30 Gemeinden und Dörfer in Hassaka zerstört und ihre größtenteils arabischen Bewohner zu Tausenden vertrieben worden seien. Auch von Menschenrechtsverletzungen gegenüber der turkmenischen Bevölkerung von Hassaka ist in dem Bericht die Rede. Mehr als 100 Familien seien aus ihren Dörfern vertrieben worden, gaben Turkmenen im Gespräch mit dem SNHR an.