Angefangen hat alles mit einer Patientin. Dr. Brian Boxer Wachler, Augenarzt mit Praxis in Beverly Hills, behandelte sie wegen einer Verformung ihrer Augenhornhaut. Dabei fielen ihm Altersflecken auf ihrer linken Wange auf. Er schaute sich weitere Patienten an, und auch die hatten links mehr Flecken als rechts. Tatsächlich, sagt der Arzt, gebe es eine Häufung von Hautkrebs der linken Gesichtshälfte und auch Krankheiten wie grauem Star am linken Auge.
Vielleicht brauchte es einen Arzt in der Autofahrerstadt Los Angeles, um dann auf den Zusammenhang mit dem Auto zu kommen. Boxer Wachler machte sich auf und besuchte zahlreiche Autohändler in der Stadt, um jeweils zu messen, wie gut die Autoscheiben die Insassen gegen UV-Strahlen schützen.
Der Arzt hatte bei dieser Tour eine ganz besondere Assistentin dabei: "Ich fand, das war eine gute Gelegenheit für ein gemeinsames Forschungsprojekt mit meiner achtjährigen Tochter. Ich habe gemessen, und sie hat die Ergebnisse aufgeschrieben. Wir haben festgestellt, dass die Windschutzscheiben hervorragend gegen UV-Licht schützen, doch bei den Seitenscheiben fanden wir große Unterschiede."
Frontscheiben besser geschützt
Bei den 29 Auto-Modellen, die Vater und Tochter untersuchten, lag der Schutz der Seitenscheiben im Schnitt nur bei 70 Prozent, denn im Gegensatz zu den Frontscheiben ist bei ihnen ein UV-Filter nicht gesetzlich vorgeschrieben. Die Windschutzscheibe besteht eigentlich aus zwei Glasschichten und einer Folie dazwischen, damit die Scheibe bei einem Unfall nicht in tausend Scherben zerspringt. Diese Folie ist gleichzeitig auch ein UV-Filter. Doch bei den Seitenscheiben bleibt es den Herstellern überlassen, ob sie einen Filter einbauen oder nicht.
Den besten Schutz bieten nach Boxer Wachlers Erkenntnissen Lexus und Mercedes mit mehr als 90 Prozent - BMW und Porsche liegen demnach bei unter 60 Prozent. Entsprechend rät der Arzt den Auto-Herstellern dringend dazu, den UV-Schutz auch in die Seitenscheiben einzubauen.
Linksverkehr - Befunde umgekehrt
Als weiteren Beleg für seine These sieht er die Haukrebsraten in Australien: Dort gilt Linksverkehr, der Fahrer sitzt im Auto rechts - und entsprechend tritt Hautkrebs dort eher in der rechten Gesichtshälfte auf.
Bis die Hersteller umdenken oder der UV-Schutz vielleicht sogar Pflicht wird, können sich die Kunden mit relativ wenig Aufwand schützen: Spezielle Klebefolien mit UV-Filter gibt es im Fachhandel zu kaufen oder man fragt gleich eine Werkstatt, die sich auf solche Aufträge spezialisiert hat. Es müsse aber schon ein Filter sein, getönte Scheiben böten noch keinen Schutz, sagt der Arzt.
Übrigens gilt das erhöhte Risiko nicht nur in warmen Ländern wie im ewigen Sonnenschein Kaliforniens, so Boxer Wachler. Auch wenn in Deutschland der Himmel häufiger mal bedeckt ist - die UV-Strahlen kommen trotzdem durch.
Quelle:tagesschau.de
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