Sie sind nun in Sicherheit vor den Islamisten, die mit brutaler Härte gegen die Bewohner in Falludscha vorgehen. Sie missbrauchen Männer, Frauen und Kinder als menschliche Schutzschilde. Sie machen Jagd auf alle, die sich nicht an ihre Ausgangssperre halten. Sie richten offenbar Männer und männliche Jugendliche hin, weil sie nicht an der Seite der Islamisten kämpfen wollen. Wer den Dschihadisten entkommen will, dem droht der Tod: Auch Frauen und Kinder wurden laut Uno getötet, als sie versuchten zu fliehen.
Das perfide Kalkül des IS: Die vielen Zivilisten sollen es der internationalen Koalition schwerer machen, die Stadt zurückzuerobern. Die irakische Armee und Milizen haben am Montag eine Offensive begonnen, um die Extremisten zu vertreiben. Unterstützt werden sie von Luftangriffen der US-geführten internationalen Koalition.
Das Leid der Menschen von Falludscha ist groß, Hilfsorganisationen warnen vor einer "extremen Notlage". Schätzungsweise 50.000 Menschen leben noch in der Stadt. Sie haben viel erduldet: Seit einem halben Jahr belagern die irakische Armee und schiitische Milizen die Stadt; Essen und Medikamente sind knapp. Die Menschen hungern. "Es gibt Berichte über erste Hungertote", so eine UNHCR-Sprecherin. Viele Familien müssten Wasser nutzen, von dem sie nicht wüssten, ob es sauber sei. Viele Einwohner seien bei Kämpfen um die Stadt unter den Trümmern ihrer Häuser begraben worden.
In Falludscha drohen langwierige, harte Auseinandersetzungen. Zwischen 500 und 1000 IS-Kämpfer kontrollieren derzeit die Stadt. Bei den Luftangriffen der vergangenen Tage sind nach US-Angaben mehr als 70 Extremisten getötet worden. Einer von ihnen ist der dortige Kommandeur der Terrororganisation, Maher al-Bilawi. Sein Tod werde nicht zu einem Ende der Kämpfe führen, doch sei es "ein Schlag", so ein US-Militärsprecher.
Die Nachrichten aus Falludscha haben auch Folgen für die nordirakische Stadt Mossul, wo ebenfalls der IS herrscht. Mehr als 4200 Menschen sind im Mai laut Uno von dort geflohen aus Angst, dass ihnen ähnliche Grausamkeiten drohen.
Jene, die aus Falludscha entkommen konnten, werden nun in einem Lager in der Provinz Anbar versorgt. Zwei weitere Camps werden kommende Woche öffnen. Für viele Menschen endet das Leid damit nicht. Laut Uno würden die irakischen Sicherheitskräfte die fliehenden Familien trennen: Männer und Jungen müssten zur Sicherheitsüberprüfung. Frauen und Kinder blieben allein zurück. Eigentlich sollten solche Überprüfungen nur ein paar Tage dauern. Doch dies scheint bisher selten der Fall zu sein. Viele befürchten, dass die Festgenommenen dauerhaft verschwinden könnten. Denn die Milizen, die Falludscha nun zusammen mit der Armee vom IS befreien sollen, sind berüchtigt.
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