Zika ist längst international

  28 Mai 2016    Gelesen: 507
Zika ist längst international
Die Olympischen Spiele sollten wegen Zika abgesagt werden, fordern Forscher. Die WHO widerspricht, das Virus breite sich eh aus. Stimmt, ist aber kein Grund zur Panik.
Verlegt Olympia! Oder noch besser: Sagt das Sportereignis am besten ab, denn sonst verbreitet sich das Zika-Virus weltweit! Mit dieser Nachricht hatten sich 150 Forscher am Freitag mit einem öffentlichen Brief an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gewendet. Eine halbe Million Besucher der Spiele könnten in Rio de Janeiro angesteckt werden und die Krankheit in ihre Heimatländer tragen, hieß es.

Das Wesentliche zum Zika-Virus finden Sie auf unserer Themenseite "Die Seuche, die mit den Mücken kam"

Die WHO hat diese Bedenken nun klar zurückgewiesen: Es bestehe keine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit, die die Vertagung oder Absage der Olympischen Spiele rechtfertige, teilte sie in der Nacht zum Samstag mit. Auch würde eine solche Entscheidung "die internationale Ausbreitung des Zika-Virus nicht signifikant" beeinflussen, schließlich sei Brasilien nur eines von fast 60 Ländern und Gebieten, aus denen Übertragungsfälle gemeldet würden – und zwischen denen reger Reiseverkehr herrsche.

Das klingt für manchen nun sicherlich nicht minder bedrohlich: "Das Sportereignis abzusagen, lohnt nicht, die Seuche ist eh nicht mehr aufzuhalten." Doch Zika ist nicht Ebola, nicht Malaria, nicht Dengue. Meint: nicht hochansteckend und weit weniger schwerwiegend. Der Infekt selbst ist für Erwachsene zumeist harmlos und verläuft unbemerkt.

Wer Zika eindämmen will, muss Stiche vermeiden

Zwar kann der Erreger direkt von Mensch zu Mensch weitergegeben werden. Zum Beispiel bei ungeschütztem Sex. Das geschieht aber nur in Einzelfällen. Die Krankheit wird vor allem von Moskitos übertragen, in Lateinamerika von Gelbfiebermücken (Aedes aegypti), andernorts ist auch die Asiatische Tigermücken (Aedes albopictus) dazu in der Lage.

Wer Zika eindämmen will, muss also zunächst darauf achten, nicht gestochen zu werden. Zudem gilt es, Mücken zu jagen und so viele wie möglich noch vor dem Schlüpfen zu erledigen. Die wichtigsten Maßnahmen: Regentonnen und Blumentöpfe entleeren, denn in solch stehendem Wasser legen die Tiere bevorzugt ihre Eier ab. Zur Not Gift versprühen. Da die Spiele in Brasilien während der Winterzeit stattfinden, sind die Insekten zwar weniger aktiv, dennoch bleiben sie die größte Gefahr.

1947 von Dengue-Forschern in Versuchsaffen entdeckt – in einem Wald namens Zika in Uganda – wurde das Virus fünf Jahre später im Menschen nachgewiesen. Die Mücken der Gattung Aedes übertragen es. Das geschieht zurzeit am häufigsten durch die Gelbfiebermücke Aedes aegypti. Diese ist in den Tropen und in den Subtropen verbreitet.

Es gibt zwei Linien des Virus: eine afrikanische und eine asiatische (Haddow et al., 2012 & Faye et al., 2014). Letztere löste bisherige Ausbrüche in Afrika, Amerika, Asien und der Pazifikregion aus (Enfissi et al., 2016). Sie alle waren überschaubar.

Aufmerksam auf den Erreger aus der Familie der Flaviviren wurden Virologen im Jahr 2007. Damals erkrankten mehr als 100 Menschen auf der Pazifikinsel Yap in Mikronesien. 2013 dann der nächste größere Ausbruch: In Französisch-Polynesien bekam rund ein Zehntel der Bevölkerung Zika. Zwei Jahre später trat das Virus in Brasilien auf und infizierte Millionen.

Besonders wichtig ist der Schutz für Schwangere. Denn für Ungeborene ist das Virus ein Risiko. Dass Zika bei manchen Kindern im Mutterleib zu einer Schädelfehlbildung – Mikrozephalie genannt – führen kann, gilt mittlerweile als erwiesen. Schwangere sollten betroffene Gebiete daher meiden. Das schließt auch Rio de Janeiro ein. Die WHO hat außerdem die Regierungen betroffener und gefährdeter Staaten aufgerufen, Frauen gezielt zu beraten, Kondome und Insektensprays zu verteilen, damit diese sich nicht anstecken. Langfristig sollten sich die Gesundheitssysteme darauf einstellen, für betroffene Kinder zu sorgen.

Vor diesem Hintergrund ist ein im aktuellen Brief genannter Vorschlag der 150 Forscher durchaus sinnvoll. So heißt es, die WHO solle eine unabhängige Expertengruppe aufstellen, die das Internationale Olympische Komitee (IOC) zu den Risiken der Zika-Verbreitung beraten könne. Diesen Schritt nicht zu tun, wäre aus ihrer Sicht unverantwortlich.

Das IOC ist bereits informiert, für Olympioniken gibt`s Empfehlungen

Zudem hat die Organisation Mitte Mai bereits Empfehlungen für die Olympioniken ausgesprochen. Sie unterscheiden sich unwesentlich von den zuvor genannten: Stiche vermeiden, kein ungeschützter Sex, wenn nicht gerade ein Wettkampf ansteht, so oft wie möglich in Räumen mit Klimaanlagen bleiben – wegen geschlossener Fenster gibt es dort nur selten Mücken – und Gegenden meiden, in denen es keine Wasserleitungen und bloß eine schlechte sanitäre Versorgung gibt. Dort ist das Risiko größer, von Mücken gestochen zu werden.

Wer sich daran hält, trägt im Kleinen dazu bei, die Epidemie einzudämmen. Zika wird dadurch aber nicht abgehalten, sich international auszubreiten. Dort, wo es geeignete Trägermücken gibt, wird das Virus auftauchen. Grund zur Panik ist das aber nicht.

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