Allerdings ist der Antrieb nicht die einzige Besonderheit des Seacharger: Der Prototyp bestreitet seinen Weg durch den Ozean nicht nur emissionsfrei, sondern auch ganz ohne Kapitän oder Besatzung: Die Steuerung übernimmt das Boot völlig autonom mit Hilfe eines GPS-Senders, eines Satelliten-Modems sowie eines Arduino-Mini-Computers. Anders als etwa eine Drohne wird das Schiff also nicht ferngesteuert.
Die Erfinder übertragen den Start und die Route des Seacharger über ihre Homepage live im Internet. Sie sind jedoch nicht die ersten, die an nachhaltigen Konzepten für eine umweltfreundlichere Schifffahrt der Zukunft arbeiten. So hat etwa das britische National Oceanography Centre den Prototypen eines autonom fahrenden Katamaran vorgestellt, der mit einer Kombination aus Wind- und Wasserkraft angetrieben wird. Die britischen Forscher haben dabei im Gegensatz zu den Kaliforniern auch für längere sonnenfreie Perioden vorgesorgt, indem sie zusätzlich zu den zwölf Solarpaneelen an Bord auch eine Windturbine installiert haben. Dafür hat der Katamaran auch wissenschaftliche Instrumente an Bord, mit denen er Wetter und Wasser auf seiner Reise durch die Meere untersuchen soll.
Zum Einsatz autonomer Roboterschiffe gibt es neben Forschung und Militär auch Projekte mit Beteiligung aus der Industrie. Das EU-Projekt Munin (Maritime Unmanned Navifgation through Intelligence Network) etwa plant mit Unterstützung des Fraunhofer-Instituts und Ingenieuren des Autobauers Rolls Royce den Bau riesiger autonomer Cargo-Schiffe, die unbemannt tausende Container durch die Weltmeere fahren. Allerdings sollen diese Schiffe nicht von Computern an Bord, sondern von einer High-Tech-Zentrale aus ferngesteuert werden (siehe Video am Anfang des Artikels).
Bei Munin werden zwar auch alternative Antriebe für die Schiffe erforscht, allerdings zeichnen sich die geplanten 400 Meter langen Schiffe bisher vor allem durch die bessere Effizienz aus und haben damit durch die Einsparung von Treibstoff einen positiver Effekt auf die Umwelt: Ohne menschliche Besatzung könnten die Schiffe länger auf offener See bleiben und langsamer fahren, was allein 50 Prozent des Treibstoffs einsparen soll. Dass es jedoch bereits möglich ist, auch große Schiffe mit Elektro-Antrieb zu bauen, hat jüngst die Elektro-Fähre von Siemens gezeigt, die seit 2015 in Norwegen in Einsatz ist.
Wegen der potentiellen Einsparungen dürfte die Entwicklung autonomer Schiffe für die weltweite Schifffahrtsindustrie von Interesse sein, die seit geraumer Zeit mit niedrigen Frachtraten und Transport-Preisen wegen schwindender Nachfrage und kriselnder Weltwirtschaft kämpft. Denn ohne Besatzung können die Schiffe längere Zeit auf offener See bleiben und ebenso längere Liegezeiten in Häfen finanziell besser verkraften.
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