Geboren wurde sie 1920 in Paris. Ihre Familie – der Vater war Innenarchitekt, ihre Mutter Modeschöpferin – verkehrte mit zahlreichen Künstlern und Schriftstellern, auch Picasso zählte zu ihren Freunden. Zunächst arbeitete Benoîte Groult als Lehrerin und später als Journalistin. Später gründete sie das F-Magazin, eine politische Zeitschrift für Frauen.
Im Alter von 40 Jahren begann sie, Bücher zu schreiben. Auch diese befassten sich mit der Lage der Frauen. Zunächst entstand ein intimes Tagebuch über die Kriegszeit und über die geringe Freiheit der Frauen (Das vierhändige Tagebuch). Groults erster, 1972 veröffentlichter Roman La part des choses – in Deutschland unter dem Titel Die Dinge, wie sie sind erschienen – thematisiert die Beziehungen zwischen Mann und Frau und brachte ihr den Preis der Akademie der Bretagne ein. Zu ihren Bestsellern zählte das drei Jahre später veröffentlichte Werk Ödipus` Schwester – Zorniges zur Macht der Männer über Frauen.
Mit einem Tabu brechen
Die Frauen blieben ihr Lebensthema: "Es ist faszinierend zu sehen, welche Entwicklung sie schließlich in unserem Jahrhundert durchgemacht haben", sagte Groult einmal der ZEIT. Aber erst der erotische Bestseller Salz auf unserer Haut sei ihr feministischer Befreiungsschlag gewesen, schrieb sie in ihrer Autobiografie.
Das Buch beschreibt die Affäre einer Pariser Intellektuellen mit einem bretonischen Fischer, von dem sie eigentlich alles bis auf das Bett trennt. Groult, die sich als eine späte Tochter von Simone de Beauvoir verstand, wollte darin mit einem Tabu brechen und eine glückliche Liebe beschreiben, erlebt von einer Frau, die alles will, ohne das geringste Gefühl, eine Sünde zu begehen.
Allein in Deutschland verkaufte sich das Buch mehr als drei Millionen mal. Anfangs wurde es – vor allem von männlichen Kritikern – als "Frauenporno" abgetan, inzwischen gilt es als Klassiker der erotischen Literatur. 1992 wurde es von Andrew Birkin verfilmt, Produzent war Bernd Eichinger.
Groult, die drei Mal verheiratet war und drei Töchter hatte, war eine der prominentesten Feministinnen Frankreichs. Unter Staatspräsident François Mitterrand leitete sie eine Kommission, die für männliche Berufsbezeichnungen weibliche Namen suchte. Außerdem trat sie für das Recht auf Abtreibung und für die Antibabypille und später für die Sterbehilfe ein. Sie beschrieb sich als "Feministin wider Willen", weil sie "so große Mühe hatte, feminin zu werden".
Sie blieb Feministin, weil Frauen zwar im persönlichen Bereich große Fortschritte machten, aber nur geringen politischen Einfluss gewannen und auch nur selten in öffentlichen Funktionen tätig wurden.
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