Nach Anschlag in Nizza: Fast 20 Menschen kämpfen um ihr Leben

  18 Juli 2016    Gelesen: 494
Nach Anschlag in Nizza: Fast 20 Menschen kämpfen um ihr Leben
Nach dem Anschlag in Nizza schweben fast 20 Menschen weiter in Lebensgefahr. Mehrere Opfer sind immer noch nicht identifiziert. Auch eine Berliner Schule quält die Ungewissheit.
In der südfranzösischen Stadt Nizza starben am Donnerstag mindestens 84 Menschen, als ein Mann mit einem Lkw am französischen Nationalfeiertag in die Menge raste.

Mehr als 300 Menschen wurden verletzt, darunter sind nach Angaben der Gesundheitsbehörden auch mehr als 50 Kinder. Fast 20 Verletzte schwebten am Sonntag noch in Lebensgefahr.

Nicht alle Opfer konnten bisher identifiziert werden. Auch die Lehrerin und die beiden Schülerinnen der Berliner Paula-Fürst-Schule, die wahrscheinlich bei dem Anschlag ums Leben kamen, gelten offiziell weiterhin als vermisst.

"Wir wissen immer noch nichts Genaueres zu den drei vermissten Personen unserer Schule", heißt es auf der Webseite der Gemeinschaftsschule. "Mit dieser Ungewissheit müssen wir jetzt umgehen."

Regen prasselte am Sonntag aus dem grauen Berliner Himmel auf die Paula-Fürst-Schule herab. Ein Vordach hielt den stillen Ort der Trauer vor dem hellen Zweckgebäude trocken. Weiße und rote Rosen, Nelken und Sonnenblumen standen an einer Rollstuhlrampe aufgereiht, daneben brannten Kerzen.

Auf der Facebook-Seite der Schule schrieb ein Nutzer: "Wir sind erschüttert. Mein Beileid an die Familien und Freunde der Verstorbenen und gute Genesung den Verletzten." Eine andere Nutzerin hinterließ die Trauerbotschaft: "Sie war meine Deutschlehrerin."

Täter schickte offenbar Foto an seinen Bruder

Ermittler nahmen in Nizza am Sonntag zwei weitere Personen fest. Kurz nach dem Anschlag waren schon vier Männer und die Ex-Frau des Attentäters festgenommen worden. Letztere ließ die Polizei nach mehreren Verhören wieder frei.

Einer der Inhaftierten soll kurz vor dem Anschlag eine SMS des Attentäters erhalten haben, in dem dieser nach "mehr Waffen" verlangt habe. Die SMS hätten Ermittler auf dem Handy des Täters gefunden, berichtete der französische Fernsehsender "BFMTV".

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, der Attentäter habe seinem Bruder in Tunesien wenige Stunden vor dem Attentat ein Foto geschickt, das ihn inmitten feiernder Menschen zeigte.

"Er sagte, er sei in Nizza mit seinen europäischen Freunden, um den Nationalfeiertag zu begehen", sagte der Bruder zu Reuters. Er habe auf dem Foto sehr glücklich ausgesehen. Die Nachrichtenagentur konnte die Existenz des Bildes jedoch nicht verifizieren.

Der 31-jährige Tunesier Mohamed Lahouaiej-Bouhlel hatte sich womöglich vor recht kurzer Zeit dem radikalen Islam zugewandt. Das berichteten französische Medien am Wochenende unter Berufung auf Polizeiquellen.

Nach anderen Berichten leerte er kurz vor der Tat sein Konto und schickte 100.000 Euro an seine Familie in Tunesien. Am Sonntag wurde auch bekannt, dass er am vorigen Dienstag und Mittwoch die Zone ausgespäht hatte, in der er den Anschlag verüben wollte.

Nicht als Islamist bekannt

Lahouaiej-Bouhlel war bei Polizei und Geheimdiensten nicht als Islamist bekannt, sein Name fand sich in keiner der einschlägigen Datenbanken. Er wurde auch von etlichen Menschen, die ihn von früher kannten, als nicht religiös beschrieben.

Die Paula-Fürst-Schule will ihre Schüler und Schülerinnen nun intensiv betreuen. In den nächsten Tagen werde es Unterstützungsangebote geben, hieß es auf der Internetseite. Am Freitagabend seien die Zwölftklässler aus Nizza zurückgekommen, die dort auf Kursfahrt waren. Sie seien von ihren Eltern am Flughafen Tegel in Empfang genommen worden. "Dort bekamen sie unmittelbar die Möglichkeit psychologischer Unterstützung."

In Frankreich hatte am Samstag eine dreitägige Staatstrauer begonnen. Berlin gedenkt an diesem Montag mit einem ökumenischen Gottesdienst der Opfer des Anschlags.

Quelle : spiegel.de

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