Milzbrand in Sibirien ausgebrochen
Rentiere werden jetzt massenhaft geimpft
Es ist der erste Ausbruch von Milzbrand in Nordsibirien seit 75 Jahren. Von dem Erreger sind besonders die Rentiere betroffen. 2.300 von ihnen sollen verendet sein. Experten aus Moskau stellten in der Region ein Feldlazarett auf und begannen, mehr als 40.000 Rentiere zu impfen.
Dass Menschen sich mit Milzbrand infizieren, ist selten. Bekannt ist der Erreger vor allem, weil er das Potenzial zur Biowaffe hat: Es reicht nämlich aus, aktive Sporen über Aerosole einzuatmen, um sich anzustecken. Gleichzeitig ist Milzbrand direkt von Mensch zu Mensch nicht besonders ansteckend. Meist lösen die Sporen nach dem Kontakt mit der Haut eitrige Geschwüre aus, die sich mit Antibiotika gut behandeln lassen und nur selten tödlich enden. Nur unbehandelt ist die Erkrankung sehr gefährlich. Seltener ist Darmmilzbrand, der nach dem Verzehr verkeimter Lebensmittel oder dem Trinken verseuchten Wassers auftreten kann. Blutiger Durchfall und Erbrechen sind die Folge. Schlimmstenfalls kommt es zu einer Blutvergiftung und Organversagen.
Sporen schlummern über Jahrzehnte im Boden
Infektionsherd des Ausbruchs in Sibirien könnte nach ersten Erkenntnissen ein historischer Friedhof der Jamal-Nenzen sein. Das indigene Volk bestattet seine Toten traditionell in Holzsärgen und vergräbt diese nicht, weil der Boden früher tiefgefroren war. Aufgrund des Klimawandels sinkt die Temperatur in der Region aber längst nicht mehr in extreme Bereiche. "Die Bacillus-anthracis-Sporen können in der Umwelt viele Jahre überdauern und keimen, wenn sie in entsprechende Medien, wie zum Beispiel Blut, gelangen wieder aus und produzieren ein Gift", sagte Günther Dettweiler, Sprecher am Robert Koch-Institut ZEIT ONLINE. "Besonders empfänglich sind Huftiere, die sich beim Grasen mit Sporen aus dem Boden infizieren können."
Dem Ausbruch waren ungewöhnlich milde Temperaturen vorangegangen. Dadurch könnten die Sporen der Bakterien, die über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte inaktiv waren, aktiviert worden sein.
Bacillus anthracis – so heißt das Bakterium, das den Milzbrand – Englisch: Anthrax) auslöst. Die Erkrankung kommt in erster Linie in Tierbeständen vor. Das Bakterium kann aber auch Menschen infizieren. Meist kommt es dabei zum Befall der Haut, manchmal der Lunge und selten wird auch der Darm befallen.
Der Erreger bildet Sporen, die über Jahre in der Umwelt überleben und infektiös sind. Milzbrand-Infektionen beim Menschen sind selten, aber riskant.
Einmal im Körper, vermehrt sich das Bakterium und bildet gefährliche Gifte, die ernste, lebensbedrohliche Symptome zur Folge haben. Ohne die Gabe von Antibiotika verlaufen fünf bis 25 Prozent der Fälle von Hautmilzbrand tödlich.
Milzbrand oder Anthrax ist eine bakterielle Infektionserkrankung, die meist Tiere in Afrika, Asien und Teilen Europas befällt. Gefährdet sind in erster Linie Paarhufer wie Rinder. Menschen in Industrieländern sind äußerst selten betroffen.