Erdogan deutete an, dass die Stadt vom IS verlassen worden sei. Der mit F-16-Kampfjets, Panzern und Artillerie und der Hilfe von rund 1500 syrischen Rebellen geführte Angriff auf die IS-Bastion Dscharablus begann unmittelbar vor dem Besuch von Biden. Es war die bislang größte Bodenoffensive gegen den IS auf syrischem Gebiet. Die Operation "Schutzschild Euphrat" wurde auch von den USA und der von ihr geführten Militärkoalition gegen den IS unterstützt. "Die Anti-IS-Koalition hat in Unterstützung türkischer Anti-IS-Operationen und syrischer Oppositionskräfte am heutigen Tag Luftschläge ausgeführt, um den IS aus Dscharablus zu vertreiben", teilte das US-Verteidigungsministerium mit.
Biden unterstützte die Türkei auch in ihrer Forderung nach einem Abzug kurdischer Milizen aus Teilen Nordsyriens. Die kurdischen Kämpfer müssten sich aus der Stadt Manbidsch auf das östliche Ufer des Flusses Euphrat zurückziehen, forderte er kurz nach seiner Ankunft.
Kurden sollen Euphrat nicht überschreiten
Die Kurden hatten die vom IS gehaltene Stadt in der syrischen Grenzregion in diesem Monat erobert. Damit befeuerten die kurdischen Kämpfer Sorgen in der Türkei, mit der Ausweitung der Gebiete unter kurdischer Kontrolle in Nordsyrien würden auch Autonomie-Bestrebungen der Kurden in der Türkei angestachelt.
Die kurdischen Einheiten dürften den Euphrat nun nicht Richtung Westen überschreiten, sagte Biden in Ankara. Ansonsten verlören sie die Unterstützung der USA. Dscharablus liegt am Westufer des Euphrat. Die syrischen Aufständischen, die von der Türkei unterstützt werden, nahmen auch das Dorf Keklidscha, fünf Kilometer westlich von Dscharablus, ein.
Russland reagierte mit vorsichtiger Unterstützung auf die Bodenoffensive der Türkei im Norden Syriens. Die Türkei solle ihr Vorgehen aber mit der syrischen Führung abstimmen, forderte ein Vertreter des russischen Außenministeriums. "Anti-Terror-Einsätze in Syrien sind so nötig wie nie zuvor, gerade an der türkisch-syrischen Grenze", sagte der Diplomat der Agentur Interfax zufolge. "Doch um effektiv zu sein, ist die Abstimmung mit Damaskus ein wichtiger Faktor." Das Außenministerium erklärte aber auch, die Regierung sei tief besorgt über die jüngste Eskalation an der türkisch-syrischen Grenze. Russland ist der engste Verbündete der syrischen Führung, hat aber auch ein gutes Verhältnis zu den kurdischen Kräften im Norden Syriens.
Laut "Washington Post" diente Dscharablus den Extremisten dazu, Kämpfer und Vorräte aus dem Ausland einzuführen – ihr Verlust treffe den IS daher hart. Der Zeitung zufolge forderte die syrische Regierung ein sofortiges Ende der "türkischen Aggression" und beklagte den Einmarsch als Verletzung der eigenen Souveränität – der Kampf gegen Terroristen sei bloß eine Ausrede.
Quelle: n-tv.de
Tags: