Derweil ist bei einem Raketenangriff kurdischer Milizen auf zwei türkische Panzer im Norden Syriens ein türkischer Soldat getötet worden. Er ist der erste Tote auf türkischer Seite seit dem Beginn von Ankaras Bodenoffensive in dem Nachbarland, wie die Nachrichtenagentur Dogan berichtete. Kurdische Rebellen feuerten unterdessen vier Raketen auf den Flughafen von Diyarbakir im Südosten der Türkei, doch gab es keine Opfer.
Wie die Agentur weiter berichtete, wurden die Panzer in der Nähe des syrischen Grenzorts Dscharablus getroffen, den protürkische Rebellen am Mittwoch mit Hilfe der türkischen Armee von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) erobert hatten. Laut der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurden die Raketen von Kämpfern der kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD) abgefeuert.
"Neuer Konfliktabschnitt in der Region"
Die kurdischen Behörden in Nordsyrien erklärten, örtliche Kämpfer hätten in der Nähe des Dorfes Al-Amarne zwei türkische Panzer zerstört und ihre Besatzung getötet. Syrische Aktivisten hatten zuvor gemeldet, dass die türkische Luftwaffe erstmals seit Beginn der Offensive Luftangriffe auf kurdische Stellungen geflogen sei. Anadolu berichtet von Angriffen auf Waffenlager und Kommandoposten "terroristischer Gruppen".
"Mit dieser Aggression wird ein neuer Konfliktabschnitt in der Region beginnen", erklärte nach den Angriffen der Militärrat von Dscharablus, der zu den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) gehört. Das arabisch-kurdische Bündnis, das seit Monaten in Nordsyrien mit Erfolg gegen die IS-Miliz vorgeht, wird von den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) dominiert, dem bewaffneten Arm der PYD.
Die Türkei hatte am Mittwoch eine große Offensive gegen die IS-Miliz in Syrien gestartet. Der Einsatz richtet sich aber gleichzeitig gegen die PYD, die Ankara als syrischen Ableger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) betrachtet und daher ebenfalls als Terrororganisationen einstuft. Die Türkei will unbedingt die weitere Ausweitung des Territoriums der Kurden entlang der türkischen Grenze stoppen.
Die Regierung in Ankara fürchtet, dass die Ausrufung eines Kurdenstaats in Nordsyrien die Kurden in der Türkei ermutigt, ihren Kampf für Autonomie zu verstärken. Die türkische Armee liefert sich seit dem Zusammenbruch eines Waffenstillstands vor einem Jahr wieder heftige Gefechte mit der PKK im Südosten Anatoliens. Fast täglich gibt es Gefechte und blutige Anschläge.
"Akte Daraja geschlossen"
Derweil übernahmen die syrischen Regierungstruppen die vollständige Kontrolle über die Stadt Daraja bei Damaskus, die nach vierjähriger Belagerung komplett von den Rebellen geräumt worden war. Die Truppen von Staatschef Baschar al-Assad seien "in die gesamte Stadt vorgedrungen", sagte ein Militärvertreter. Es gebe keine Rebellen mehr. Das Staatsfernsehen berichtete, die "Akte Daraja" sei geschlossen.
Die katastrophale humanitäre Lage in Daraja hatte die Aufständischen gezwungen, ein Abkommen mit der syrischen Führung über die Evakuierung der Stadt zu schließen, deren Einwohner sich im Frühjahr 2011 mit als Erste gegen Machthaber Baschar al-Assad erhoben hatten. Die Rebellenkämpfer und ihre Familien sollten in die Region Idlib im Nordwesten Syriens gebracht werden, die unter Kontrolle der Aufständischen steht.
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