Bei den Angriffen kam es offenbar zu Dutzenden Toten. Der türkischen Armee zufolge kamen 25 kurdische Kämpfer ums Leben. Diese hätten zuvor das Feuer eröffnet, berichtete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf das Militär. Fünf Gebäude, die die kurdischen Milizen benutzt hätten, seien zerstört worden.
Zudem wurden mindestens 35 Zivilisten getötet, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete. Im Dorf Dschub al-Kusa waren es demnach 20. Ein Bauernhof nahe des Dorfes al-Amarna südlich der Grenzstadt Dscharablus sei bombardiert worden, in dem Familien Unterschlupf gesucht hätten. Dort seien 15 Unbeteiligte ums Leben gekommen. Weitere 75 Zivilisten seien in beiden Orten verletzt worden. Außerdem seien vier kurdische Kämpfer ums Leben gekommen. Beide Ortschaften seien von der türkischen Allianz eingenommen.
Die türkische Offensive richte sich bislang vor allem gegen Aufständische, die mit kurdischen Einheiten verbündet seien, teilte die Beobachtungsstelle weiter mit. Die Angaben der Aktivisten, die sich auf ein dichtes Netz von Informanten stützt, sind von unabhängiger Seite nicht zu überprüfen.
Kommandeur kündigt Vorstoß nach Manbidsch an
Offenbar als Reaktion auf die Berichte über getötete Zivilisten teilte das türkische Militär laut Anadolu am Sonntag mit, die Streitkräfte hätten "alle Vorkehrungen getroffen, dass die in der Region lebende Zivilbevölkerung nicht zu Schaden kommt".
Die Türkei hatte am Mittwoch ihre Offensive "Schutzschild Euphrat" gegen die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) sowie gegen kurdische Rebellen gestartet. Die türkische Armee und protürkische Rebellen verkündeten bereits wenige Stunden nach Beginn des Einsatzes die Rückeroberung von Dscharablus aus der Hand des IS. (Lesen Sie hier eine Hintergrundanalyse zur türkischen Offensive)
Das Vorgehen des Nato-Staates Türkei in Syrien ist heikel, weil die USA das von der YPG angeführte Militärbündnis SDF im Kampf gegen den IS unterstützen. Erst in diesem Monat hatten etwa kurdische Kämpfer die Stadt Manbidsch mit Unterstützung der USA vom IS erobert. Ein Kommandeur der protürkischen Rebellen sagte nun, man rücke in Richtung Manbidsch vor. Der Kommandeur erklärte weiter, man wolle auch gegen den IS weiter im Westen vorgehen.
Die Kurdenmiliz YPG äußerte sich bislang nicht zu den aktuellen Kämpfen. Mit ihr verbündete Rebellen teilten aber mit, die YPG habe sich schon vor Beginn der Offensive aus den jetzt angegriffenen Gebieten zurückgezogen. Protürkische Rebellen hatten am Samstag mitgeteilt, erstmals mit Kämpfern des von der YPG angeführten Militärbündnisses SDF zusammengestoßen zu sein.
Ebenfalls am Samstag wurde ein türkischer Panzer nach offiziellen Angaben von einer Rakete getroffen, dabei kam ein Soldat ums Leben. Das Geschoss wurde der Türkei zufolge von einem Gebiet aus abgefeuert, das die YPG kontrolliert. In der Nacht auf Sonntag griffen laut türkischen Medien mutmaßlich kurdische Extremisten den Flughafen Diyarbakir mit Raketen an. Tote und Verletzte gab es dabei demnach nicht.
Quelle : spiegel.de
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