Kracht es zwischen Rosberg und Hamilton?
Die Titel sind an Hamilton seit Austin und sein Mercedes-Team seit Sotschi vergeben. Zum ersten Mal in seiner Karriere kann Hamilton zu den letzten Rennen einer Saison ohne Druck reisen. Auch die rauschende WM-Party in einer Pianobar in Austin dürfte er weggesteckt haben, wenn die Motorsportkönigsklasse an diesem Freitag erstmals seit 1992 wieder in Mexiko City zum Training antritt. Alles entspannt also für das Highspeed-Spektakel, bei dem Rekordgeschwindigkeiten von über 360 Stundenkilometer in der dünnen Luft erwartet werden? Ganz und gar nicht. Rivale Rosberg und auch der aktuelle WM-Zweite, Ferraripilot Sebastian Vettel, wollen den weiteren Jubel-Marathon des nahezu Unantastbaren verhindern.
Regen droht auch noch
Ob die dicke Luft beim WM-Dritten Rosberg nach seinem unglücklichen Rennen in Austin sich schon aufgelöst hat, bleibt abzuwarten. Er will jedenfalls in den letzten drei Saisonrennen seine persönliche Mini-WM bestreiten. Nur was passiert, wenn sein britischer Widersacher ihm auch dabei noch in die Quere kommt? "Ich weiß es nicht", hatte Rosberg in Austin auf die Frage entgegnet, wie lange es zwischen ihm und Hamilton noch gut gehen könne. Jedenfalls braucht er ein Erfolgserlebnis. Ohnehin wird mehr darüber spekuliert, ob es in der kommenden Saison zum Duell zwischen dem dreifachen Weltmeister Hamilton und dem viermaligen Titelträger Vettel kommt. Rosbergs Chancen spielen da eher keine Rolle. Der Neustart der Formel 1 in Mexiko wäre da also genau richtig für einen Neustart Rosbergs.
Allerdings hat auch Vettel gleich mehrere Gründe, Hamilton den Sieg in Mexiko streitig zu machen und so auch Rosberg wieder nur zum Nebendarsteller zu degradieren. Zunächst könnte er mit einem eigenen Sieg den 30 Jahre alten Briten auf dem Weg stoppen, seinen und den Saisonrekord von Michael Schumacher mit 13 Siegen einzustellen. Zehn hat Hamilton in diesem Jahr seinen zuvor 33 hinzugefügt. In seiner bislang letzten Titel-Saison hatte Vettel 13 Rennen gewonnen. Das war zuvor nur Rekordchampion Schumacher 2004 gelungen. Zudem wäre ein Erfolg Vettels in Mexiko ein weiterer (Vettel-)Finger-Zeit für den Großangriff auf Hamilton und das eigene Unternehmen "Titel Nummer fünf" im nächsten Jahr.
Die Zuschauer werden sich ohne Zweifel auf ein weiteres Spektakel freuen können. Regen droht auch noch. Bereit ist Mexikos Kapitale mit ihren 22 Millionen Einwohnern im städtischen Ballungsgebiet und dem täglichen Verkehrschaos auf verstopften Straßen ohnehin. Nicht aber Vettel lacht die Autofahrer beim Weg vom Flughafen in die Innenstadt unter anderem an, sondern dessen Ersatzpilot Esteban Gutierrez. Kein Wunder, er ist Mexikaner. Das Land ist für seinen Motorsport-Enthusiasmus bekannt und freut sich auf die Rückkehr. Schließlich ist es 23 Jahre her, dass die Formel 1 letztmals auf dem Kurs fuhr. "Dieses Rennen wird ein Klassiker der modernen Formel 1", prophezeite bereits Gutierrez` Landsmann, Sergio Perez, Teamkollege von Nico Hülkenberg bei Force India. 1992, beim bis dato letzten Rennen in Mexiko, gewann übrigens ein Brite, Nigel Mansell. Ein Deutscher namens Michael Schumacher wurde Dritter. Es war der erste Podestplatz des später siebenmaligen Weltmeisters und 91-maligen Grand-Prix-Siegers. Mexiko scheint ein guter Ort für die Fortsetzung britisch-deutscher Formel-1-Duelle.