Irakischer Stammesführer: Iran will nach Bekämpfung von IS mit Schiiten einrücken

  28 September 2016    Gelesen: 708
Irakischer Stammesführer: Iran will nach Bekämpfung von IS mit Schiiten einrücken
Iran verfolgt den Plan, die Präsenz der Terrormiliz „Islamischer Staat“ mit verbündeten Schiiten-Milizen der Haschd el-Schaabi-Organisation zu ersetzen. Ziel ist es, die schiitische Hegemonie im arabischen Nachbarland zu konsolidieren, warnte ein sunnitischer Stammesführer am vergangenen Samstag.
Iran will im Irak den Kampf gegen den IS als Vorwand missbrauchen, um in den Sunniten-Regionen mit der schiitischen Haschd el-Schaabi einzurücken“, sagte Scheich Yayha Sinbul, oberster Vertreter des sunnitisch-arabischen Stammes Naaim, im Gespräch mit dem kurdischen Fernsehsender Rudaw.

Er glaubt, dass Teherans Pläne „nicht geheim sind, da die Haschd el-Schaabi und ihre Führer offen den Befehlen von Kasim Suleimani folgen, dem obersten Kommander der iranischen Quds-Einheiten“. Die Präsenz von Schiiten-Milizen, die ihrerseits Sunniten-feindlich und oftmals nicht minder islamistisch eingestellt sind wie sunnitische Dschihadisten, in Sunniten-Regionen sei bedrohrlich für die Stabilität Iraks, da diese die Lokalbevölkerung aus Furcht für Repressionsmaßnahmen radikalisiere, erklären Analysten.

Suleimani gilt als Irans oberster Militär in den Konfliktzonen Irak und Syrien mit Bildern und Aufnahmen, die ihn an vorderster Front mit pro-iranischen Schiiten-Milizen ablichten.

Berichten zufolge wurde er 2014 nach Irak entsandt, wo er die Haschd el-Schaabi im Kampf gegen den sunnitischen IS in Tikrit und Diyala unterstützte. Er teilte inzwischen mit, dass er nach Irak zurückkehren werde, um schiitische Kämpfer, die auf den Befehl von Teheran hören, für die Einnahme von Mosul vorzubereiten. Mosul ist nicht nur die zweitgrößte Stadt Iraks, sondern gilt auch als Zentrum des Sunnitentums im Land.

Sinbul betonte, dass Iran stets auf die irakische Schiiten-Regierung Druck ausübe, „sunnitische Jugendliche nicht in die Armee oder Sicherheitskräfte zu lassen“. Dabei kritisierte er einige Sunniten-Politiker, Komplizen der Politik Teherans in Bagdad zu sein.

„Sunnitische Führer in der politischen Arena Iraks arbeiten mit Iran zusammen, um die iranische Agenda umzusetzen. Sie kommen meist aus der Daawa-Partei, auch der Parlamentssprecher Salim Dschaburi gehört dazu. Sie arbeiteten mit Nuri el-Maliki zusammen, um Hoschyar Zebari herauszudrängen“, behauptete er. Dschaburi ist Iraks Finanzminister gewesen, der wegen einer fragwürdigen Vertrauenswahl vergangene Woche aus dem Parlament ausgeschlossen wurde.

Sinbul rief sunnitische Staaten des Nahen Ostens auf, der irakischen Sunniten-Bevölkerung angesichts des wachsenden iranischen Einflusses zur Hilfe zu kommen.

„Sunnitische Araber lösen sich auf und verschwinden im Irak und bislang hat kein arabisch-sunnitischer Staat ihnen geholfen“, kritisierte er.

„Viele Seiten kämpfen drum, Irak in drei Staaten zu teilen, einen schiitischen, sunnitischen und kurdischen Staat, was wir kategorisch ablehnen. Die Teilung wird zu einem blutigen Ergebnis führen“, warnte Hadi el-Amiri, ein ehemaliger Minister und Kommandeur der pro-iranischen Schiiten-Miliz Haschd el-Schaabi, an die Adresse der sunnitischen Araber und Kurden im Norden des Landes. Er gilt weithin als einflussreicher Hardliner im politischen Establishment Bagdads.

Am vergangenen Freitag behauptete el-Amiri, dass die Bedingungen Iraks eine „Drei-Staaten-Lösung“ nicht erlauben würde.

Zahlreiche sunnitische Araber und Kurden im Irak betrachten die schiitische Regierung in Bagdad nach Jahren der systematischen Verfolgung und Ausgrenzung nicht mehr als Autorität. Forderungen nach Föderalismus und Unabhängigkeit werden im Norden Iraks zunehmend lauter.

Die Türkei gilt als größte Unterstützerin der irakischen Kurden (KRG) und der Sunniten-Mosuls. In der Militärbasis Baschika, 15 Kilometer von Mosul entfernt, hat sie rund 3,000 kurdische Peschmerga und 3,000 Haschd el-Vatani-Milizen, bestehend aus sunnitischen Arabern, Kurden und Turkmenen, ausgebildet. Sie sollen anstatt von schiitischen Hardlinern dabei helfen, Mosul zurückzuerobern.

Quelle:eurasianews

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