In Europa ist die neu gewählte Präsidentin Estlands keine Unbekannte: Die 46 Jahre alte ausgebildete Biologin war von 2004 bis zum Frühjahr als Vertreterin Estlands beim Europäischen Rechnungshof in Luxemburg tätig. Ähnlich wie in Deutschland bleiben die Aufgaben des Staatsoberhaupts in dem baltischen Staat mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern vorwiegend auf repräsentative Auftritte beschränkt.
Trotzdem gelang die Wahl Kaljulaids erst im sechsten Anlauf: Zuvor war es weder bei drei Wahlgängen im Parlament, noch bei zwei Abstimmungen in einer gesonderten Wahlversammlung einem der Kandidaten gelungen, die erforderliche Mehrheit zu erlangen.
Kallas, Jöks und Kaljurand unterliegen
Im estnischen Parlament benötigt ein Kandidat für den Sieg eine Zweidrittelmehrheit - was sich angesichts von sechs Parteien in dem 101 Abgeordnete zählenden Parlament bei den ersten Wahlversuchen als schwierig erwies. Kaljulaids Gegenkandidaten besaßen teils erhebliches politisches Gewicht. Gegen die 46-Jährige angetreten waren neben dem früheren Ministerpräsident und EU-Verkehrskommissar Siim Kallas auch der frühere Ombudsmann Allar Jöks und die frühere Außenministerin Marina Kaljurand.
Schließlich stimmten 81 der 98 abstimmenden Abgeordneten im Parlament in Tallinn für Kaljulaid als neue Staatspräsidentin. Kajulaid musste bei der Abstimmung neben den 81 Ja-Stimmen auch 17 Enthaltungen hinnehmen.
Damit erreichte Kaljulaid jedoch dennoch klar die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit in der Volksvertretung Riigikogu, die nach der wiederholt gescheiterten Wahl zu einer weiteren Sondersitzung zusammengekommen war. Kaljulaid wird die erste Frau an der Spitze des baltischen EU- und Nato-Landes. Sie löst den bisherigen Präsidenten Ilves ab. Der 62-jährige Liberale konnte nach zwei fünfjährigen Amtszeiten nicht wieder kandidieren.
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