Foodwatch fordert Verkaufsverbot von Energy-Shots

  19 September 2015    Gelesen: 781
Foodwatch fordert Verkaufsverbot von Energy-Shots
Bundesernährungsminister Christian Schmidt hat eine Aufklärungskampagne über die Risiken von Energy Drinks und anderen koffeinhaltigen Getränken angekündigt. Die Kampagne soll noch dieses Jahr starten. Verbraucherschutzorganisationen wie Foodwatch kritisieren die Maßnahme: Sie fordern stattdessen eine Altersgrenze für Verkauf von Energy Drinks ab 18 Jahre und ein Verbot der besonders hoch konzentrierten Shots.

Das Bundesministerium für Risikobewertung hat bereits 2008 und 2009 auf mögliche negative Auswirkungen von Energy Drinks allgemein und insbesondere von den hochkonzentrierten so genannten Energy Shots hingewiesen. Foodwatch berichtet, dass die Wissenschaftler des Ministeriums damals sogar ein Verkaufsverbot für notwendig erachteten, weil ein Warnhinweis auf der Verpackung eine Überdosierung nicht ausschließen könne. Im Jahr 2013 bestätigte das Bundesministerium für Risikobewertung auf Anfrage von Foodwatch seine kritische Einschätzung von Energy Shots, wich aber ohne weitere Begründung von der Forderung nach einem generellen Verkaufsverbot ab. Auch die französische Lebensmittelbehörde ANSES warnte 2013, dass die Sicherheit der Produkte nicht garantiert werden könne. Die Weltgesundheitsorganisation empfahl nach einer Studie 2014 ebenfalls ein Verkaufsverbot an Kinder und Jugendliche. In den USA ermittelt die Food and Drug Adminstration (FDA) gerade, ob mehrer Todesfälle durch Energy Drinks ausgelöst wurden.

Als Energy Drinks werden Getränke bezeichnet, die neben Koffein in der Regel Taurin, Glucuronolacton, Inosit und Zucker oder Süßungsmittel enthalten. Energy Shots haben eine wesentlich höhere Koffeinkonzentration als Energy Drinks, was das Risiko einer Überdosierung erhöht und sie so gefährlich macht. Die Gefahr von Energy Drinks und Shots liege aber nicht allein im Koffeingehalt, sondern möglicherweise auch in der Wechselwirkung von Koffein und Taurin, das in jedem Energy Drink enthalten ist, so Foodwatch. Das Bundesverbraucherministerium hat im Mai 2012 Höchstwerte für Koffein und Taurin in Energy Drinks erlassen. Viele Hersteller umgehen diese aber, indem sie die Energy Shots als Nahrungsergänzungsmittel deklarieren. Der Red Bull Energy Shot enthält nach Angaben von Foodwatch beispielsweise viermal soviel Koffein wie für einen Energy Drink erlaubt ist.

Als besonders gefährlich gilt die Mischung aus einem Energy Drink und Alkohol, berichtet das Bundesinstitut für Risikobewertung. Obwohl ein kausaler Zusammenhang noch nicht zweifelsfrei bewiesen ist, weisen die zahlreichen Fälle von Herzrhythmusstörungen mit Todesfolge nach der Aufnahme dieser Mischung auf einen direkten Zusammenhang hin. Aber auch eine Überdosis des Getränks ohne gleichzeitigen Alkoholkonsum kann schwerwiegende Folgen haben, die in seltenen Fällen auch zum Tod führen. Folgen einer Überdosis von Koffein können unter anderem Herzrasen, Bluthochdruck und Krampfanfälle sein. Außerdem kann das Risiko einer Typ 2 Diabetes Erkrankung steigen.

Gesundheitsschädigend ist, den Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung zufolge, ein Energy Drink-Konsum ab drei Dosen á 250 Milliliter am Tag. Damit wird die für einen gesunden Erwachsenen als unbedenklich geltende Einzeldosis an Koffein überschritten. Dass Bundesinstitut für Risikobewertung gibt an, dass 16 Prozent der Jugendlichen und 6 Prozent der Erwachsenen mehr als drei Dosen eines Energy Drinks hintereinander trinken. Das gehe aus einer 2012 erhobenen Studie hervor. Eine Dose eines herkömmlichen Energy Drinks á 250 Milliliter enthält etwas 80 Milligramm Koffein, was in etwa dem Koffeingehalt in einer Tasse Kaffee entspricht. Ein gesunder Erwachsener kann bedenkenlos 3 Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht auf einmal zu sich nehmen. Über den Tag verteilt gilt die Aufnahme von bis zu 5,7 Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht als unbedenklich. Diese Richtwerte gelten allerdings nicht für Schwangere oder stillende Frauen. Für Kinder und Jugendliche wird empfohlen, über den Tag nicht mehr als 3 Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht aufzunehmen.

Die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke e.V. (wafg) bewertet ein generelles Verkaufsverbot von Energy Drinks für Personen unter 18 Jahre als unverhältnismäßig, weil ein herkömmlicher Energy Drink á 250 Milliliter in etwa genauso viel Koffein enthält wie eine Tasse Kaffee. Sie fordern, dass statt eines Verkaufsverbots das Verständnis der Verbraucher für die Informationen, die sie zu den Produkten bekommen, gestärkt werden muss.

Im Jahr 2006 sind 500 neue Energy Drink-Marken auf dem Markt erschienen. Zwischen 2008 und 2012 verzeichnete die Branche ein Wachstum von 60 Prozent. Die Public Health berichtet, dass der Umsatz der Industrie für das Jahr 2012 auf 12,5 Millionen Dollar geschätzt wird. Der erste Energy Drink wurde 1960 in Japan hergestellt. Im Jahr 1987 erschien der erste Energy Drink dann auf dem europäischen Mark und 1997 in den USA.

Eine Studie der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in 16 Ländern der EU aus dem Jahr 2011 zeigt, dass 68 Prozent der Jugendlichen (10-18 Jahre), 30 Prozent der Erwachsenen und 18 Prozent der Kinder (unter 10 Jahre) Energy Drinks konsumieren. Das Bundesinstitut für Risikobewertung weist allerdings daraufhin, dass sich die Länder stark hinsichtlich der Höhe des Konsums unterscheiden.

Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit ist ein moderater Konsum von Energy Drinks unter Beachtung der Verbraucherhinweise gesundheitlich unbedenklich. Selbst in Verbindung mit der Aufnahme von bis zu 0,8 Promille Alkohol sei ein moderater Konsum von Energy Drinks unbedenklich. Das Bundesamt für Risikobewertung empfiehlt Kindern, Schwangeren, Stillenden und koffeinempfindlichen Personen, zum Beispiel Menschen mit Herzkreislauferkrankungen, auf Energy Drinks zu verzichten.

Tags:


Newsticker