Nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei am 15. Juli waren Zehntausende Soldaten, Polizisten, Justizbeamte, Ministeriumsmitarbeiter und sonstige Staatsbedienstete suspendiert, entlassen, verhaftet oder in Untersuchungshaft genommen worden. Das türkische Außenministerium hatte Hunderte Diplomatenpässe für ungültig erklärt. Allein in Deutschland sollen acht Diplomaten betroffen sein. Sie werden offenbar verdächtigt, Anhänger der Gülen-Bewegung zu sein. Ankara vermutet den in die USA emigrierten Prediger Fethullah Gülen hinter dem Umsturzversuch.
Die Asylgesuche könnten die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei weiter belasten. Bisher habe das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) zwar in keinem der Fälle entschieden, dennoch könnte es Ankara als neuerliche Provokation empfinden, sollte den türkischen Diplomaten politisches Asyl in Deutschland gewährt werden.
Angebliche Konfrontation in Botschaft
Burkhard Lischka, innenpolitischer Sprecher der SPD, forderte in der "Süddeutschen Zeitung" dennoch, den Asylsuchenden entgegenzukommen. "Angesichts der Verfolgung von Regierungskritikern in der Türkei" müsse es eine "Selbstverständlichkeit für den deutschen Rechtsstaat sein, die Anträge von Botschaftsangehörigen sorgfältig und wohlwollend zu prüfen". Dem Bericht zufolge gibt es bisher kein Auslieferungsgesuch aus Ankara. Zudem seien die Diplomaten zumindest für die Dauer der Prüfung ihres Asylgesuchs vor einer Abschiebung geschützt.
Informationen, wonach die Putschisten in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli auch geplant hatten, die türkische Botschaft in Berlin unter ihre Kontrolle zu bringen, sind bisher nicht bestätigt worden. Angeblich sollen sich regierungstreue Botschaftsmitarbeiter damals aber auf eine Konfrontation mit den Regierungsgegnern eingestellt und sich auf einer Etage der Botschaft verbarrikadiert haben. In Berliner Regierungskreisen sei bekannt, dass es dort nach dem Putsch erhebliche Auseinandersetzungen gegeben habe. Ein Sprecher der türkischen Vertretung habe "einen Angriff der Putschisten" zwar dementiert, ergänzte aber, es sei "richtig, dass einige Diplomaten zurück in die Türkei gerufen worden sind".
Quelle: n-tv.de
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