Als Forschungsobjekte dienten Krähenscharben, die auf der Isle of May, einem schottischen Naturschutzgebiet an der Mündung des Firth of Forth, ihren Nachwuchs großziehen. Anders als der Kormoran (Phalacrocorax carbo) lebt die etwas kleinere Krähenscharbe (Phalacrocorax aristotelis) stets an der Meeresküste.
Ihr Nest baut sie in Nischen an Küstenfelsen. Von dort fliegt sie immer wieder aufs Meer hinaus, um sich und ihre Jungen mit Fisch zu versorgen. Wer einen solchen Vogel während der Brutzeit mit Messgeräten ausrüstet, kann ihn später am Nest abfangen und die Apparatur mitsamt den aufgezeichneten Daten zurückerhalten.
Krähenscharben passen ihre Geschwindigkeit der Windstärke an
Warum die Krähenscharbe zu ihren Ausflügen routinemäßig gegen den Wind startet, weiß jeder, der als Kind einmal einen Drachen hat steigen lassen: Die Luft, die den Flügeln entgegenströmt, gibt diesen Tragflächen so viel Auftrieb, dass der Vogel rasch an Fahrt gewinnt. Bei frischem Wind muss er sich gar nicht sonderlich anstrengen. Um sich in die Luft zu erheben, genügen dann schon Flügelschläge, wie sie sonst erst nach dem Abflug üblich sind, berichten die Forscher um Yukihisa Kogure im „Journal of Experimental Biology“.
Weht während des Ausflugs nur eine schwache bis mäßige Brise, so behalten die Krähenscharben relativ zur Windgeschwindigkeit ein ziemlich konstantes Tempo von etwa 50 Kilometern pro Stunde bei. Bei frischem bis starkem Rückenwind lassen sie es ein bisschen geruhsamer angehen; bei ebenso heftigem Gegenwind legen sie sich deutlich mehr ins Zeug. Nach Berechnungen der Wissenschaftler gelingt es den Krähenscharben durch diese Anpassung, ihre Reisekosten in Form von Stoffwechselenergie immer so gering wie möglich zu halten.
Gute Voraussetzungen, um von den Fanggründen auf hoher See ausreichend Futter für die hungrigen Nestlinge heimzubringen. Der Kerguelenscharbe (Phalacrocorax verrucosus) - auf den Kerguelen-Inseln im Süden des Indischen Ozeans zu Hause - fehlt dagegen die Fähigkeit, ihre Fluggeschwindigkeit entsprechend anzupassen. Relativ zum Wind fliegt sie immer nur so schnell wie unbedingt nötig, um nicht abzustürzen. Mit etwa 46 Kilometern pro Stunde ist sie dabei freilich recht flott unterwegs.
Wie ihre europäischen Verwandten schwimmen und tauchen die Kerguelenscharben, indem sie kräftig mit den Füßen paddeln. Als Spezialisten für tiefe Tauchgänge suchen sie bisweilen aber mehr als hundert Meter unter dem Meeresspiegel nach Beute. Deshalb zahlt es sich aus, zwischen den Federn der verhältnismäßig kleinen Flügel relativ wenig Luft mitzunehmen: Der entsprechend geringe Auftrieb kommt dem Tauchvermögen zugute.
Tags: