Es war ein besonderes Spiel für den Münchner Offensivmann, das hatte er in den vergangenen Tagen immer wieder betont. "Ich will den Abend genießen", ließ er wissen. Und nun beendete Trainer Carlo Ancelotti diesen Genuss vorzeitig, bereits nach 63 Minuten nahm er ihn aus der Partie, ganz ohne Grund, wie der Spieler fand. "Der Trainer denkt vielleicht an meine Gesundheit, aber ich war nicht angeschlagen", sagte Robben später. Da haderte er noch immer mit der Entscheidung. "So ein Spiel ist einmalig für mich. Ich wollte von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz stehen. Ich war schon ein bisschen sauer und enttäuscht, dass ich raus musste."
"Fand das kein gutes Spiel von uns"
Er war nicht mehr Beteiligter, sondern nur noch Zuschauer, als zehn Minuten später Robert Lewandowski den FC Bayern in Führung brachte. Der Pole hatte bereits den Ausgleich per verwandeltem Handelfmeter erzielt, eine gute Viertelstunde nachdem Santiago Arias das 1:0 für die Niederländer gelungen war - allerdings aus einer Abseitsposition heraus.
Womöglich hatte Robben auf der Bank eine etwas andere, distanziertere Sicht auf diese vierte Vorrundenpartie der Münchner bekommen oder einfach Zeit, nachzudenken. Während sich die Kollegen mit dem glanzlosen 2:1-Sieg nicht mehr groß beschäftigten und nach der Qualifikation für das Achtelfinale mit den Gedanken schon zwei Spieltage weiter waren, beim Vorrunden-Finale Anfang Dezember gegen Atletico Madrid, in dem es wohl um den Gruppensieg gehen wird, schwang sich Robben zum Chefkritiker auf. "Ich fand das kein gutes Spiel von uns", sagte er vor Fernsehkameras. "Wir machen immer die gleichen Fehler". So bekomme man im Achtelfinale Probleme.
Es mag in erster Linie mit Frust zu tun haben, dass er etwas harsch reagierte. Der Abend war so ganz anders verlaufen, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Obwohl Robben sich neuerdings als Teamworker präsentiert, hätte er sicher viel dafür gegeben, wenn nicht Lewandowski, sondern er in Eindhoven der Mann des Abends gewesen wäre. Zum ersten Mal seit er seine Heimat verlassen hat, um zunächst beim FC Chelsea dann bei Real Madrid und nun seit 2009 in München Karriere zu machen, bestritt er ein Champions-League-Spiel in den Niederlanden. "Das ist ein bisschen wie zu Hause", fand er. Mit einem Lachen war er einen Tag vor dem Spiel in Eindhoven angekommen, mit einem Lächeln betrat er das Stadion, in dem er zwischen 2002 und 2004 rund 50 Pflichtspiele bestritten hatte. Schon vor Anpfiff, als der Stadionsprecher die Aufstellungen verlesen hatte, war Beifall bei Robbens Namen aufgebrandet.
In den ersten Minuten schienen er und Lewandowski genau dort weiterzumachen, wo sie drei Tage zuvor in Augsburg aufgehört hatten. Zweimal hintereinander sorgten sie mit Doppelpässen bei der PSV-Abwehr für Verwirrung. Robben war auch weiter hochmotiviert, stets anspielbar und sehr fleißig, aber in die entscheidenden Szenen der Partie spielte er keine Rolle - oder er befand sich gar nicht mehr auf dem Platz. Da war das Lächeln bereits verschwunden aus seinem Gesicht.
Quelle: n-tv.de
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