Syrien-Rückkehrer gab Hinweis auf Terrornetzwerk

  09 November 2016    Gelesen: 481
Syrien-Rückkehrer gab Hinweis auf Terrornetzwerk
Politiker loben den Einsatz der Sicherheitsbehörden, die einen der Köpfe der deutschen Salafisten-Szene sowie weitere mutmaßliche IS-Unterstützer festnehmen. Die Informationen, die zur Ergreifung führen, stammen von einem ehemaligen IS-Kämpfer.
Die Anti-Terror-Aktion der Polizei in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen geht auf die Aussage eines Syrien-Rückkehrers zurück. "Der Hinweisgeber hat erklärt, wie das Netzwerk funktioniert", sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger in Düsseldorf. Der Mann habe sich selbst zur Ausreise nach Syrien bewegen lassen. Jäger sprach von einem empfindlichen Schlag gegen die salafistische Szene und deren Chefideologen.

Die deutschen Sicherheitsbehörden hatten nach monatelangen Ermittlungen einen der mutmaßlich wichtigsten Unterstützer der Terrormiliz Islamischer Staat in Deutschland festgenommen. Der 32 Jahre alte Iraker Abu Walaa gilt als prägende Figur der bundesweit einflussreichen Islamisten-Szene in Hildesheim.

Neben Abu Walaa, dem sogenannten Prediger ohne Gesicht, wurden noch vier weitere IS-Verdächtige verhaftet. Die Männer Herkunft sollen nach Angaben der Bundesanwaltschaft Freiwillige für den IS rekrutiert haben. Hinweise auf Anschlagspläne in Deutschland gibt es demnach nicht. Die Festgenommenen werden einem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe vorgeführt. Das Gericht ist für Staatsschutzsachen zuständig.

"Aktiv, entschlossen und wachsam"

Bundesinnenminister Thomas de Maizière wertete die Verhaftungen als "wichtigen Erfolg". Diese gute Nachricht zeige, dass die Sicherheitsbehörden "aktiv, entschlossen und wachsam sind", sagt er in Berlin. "Wir wollen nicht, dass Terrorismus in Deutschland stattfindet, und wir wollen nicht, dass Terrorismus aus Deutschland exportiert wird", so de Maizière. Auch Bundesjustizminister Heiko Maas bezeichnete die Festnahmen als Erfolg für die Ermittlungsbehörden.

Die Bundesanwaltschaft habe seit Herbst 2015 gegen den Iraker und mutmaßliche Helfer ermittelt, teilte die Behörde mit. Sie sollen vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen junge Muslime für den sogenannten "Heiligen Krieg", den Dschihad, angeworben und bei der Ausreise logistisch und finanziell unterstützt haben.

Abu Walaa sei es vorbehalten gewesen, Ausreisen zu billigen und zu organisieren, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Das Netzwerk habe nachweislich einen jungen Mann samt seiner Familie zum IS nach Syrien geschleust. Die Haftbefehle waren demnach bereits am 26. Oktober ausgestellt worden.

"Hot-Spot der radikalen Salafistenszene"

Bei den Festgenommenen handelt es sich laut Bundesanwaltschaft um den 32-jährigen irakischen Staatsangehörigen Ahmad Abdulaziz Abdullah A. (Szenename Abu Walaa), den 50-jährigen Türken Hasan C., den 36-jährigen deutschen und serbischen Staatsangehörigen Boban S., den 27-jährigen deutschen Staatsangehörigen Mahmoud O. und den 26-jährigen Ahmed F. Y. aus Kamerun.

Erst Ende Juli hatte es Durchsuchungen in dem Fall gegeben. Unter den kontrollierten Objekten sei die Moschee des "Deutschsprachigen Islamkreises Hildesheim" (DIK) in der Hildesheimer Nordstadt gewesen. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius bezeichnete die Moschee damals als "bundesweiten Hot-Spot der radikalen Salafistenszene".

In Hildesheim durchsuchten Polizisten nun eine Wohnung. Außerdem waren die Beamten in der DIK-Moschee im Einsatz. Bei Einsätzen in Dortmund und Duisburg sowie in Tönisvorst nahe Düsseldorf nahm die Polizei nach Angaben des NRW-Innenministeriums zwei der mutmaßlichen IS-Anhänger fest. Sie sollen Teil des salafistischen Netzwerks um Abu Walaa sein. Dieser wohnt nach Angaben des NRW-Innenministeriums in Tönisvorst und sei oft als salafistischer Redner aufgetreten.

Der festgenommene Hasan C. aus Duisburg habe darüber hinaus Kontakt zu den Jugendlichen gehabt, die im April den Anschlag auf einen Sikh-Tempel in Essen verübt haben sollen, sagte NRW-Verfassungsschutz-Chef Burkhard Freier.

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