Vettels Sieg in Singapur: “Einfach perfekt!“ - FOTO

  21 September 2015    Gelesen: 1138
Vettels Sieg in Singapur: “Einfach perfekt!“ - FOTO
Zum vierten Mal hat Sebastian Vettel den Großen Preis von Singapur gewonnen. Er liebt die besondere Herausforderung des Kurses und dominierte über das gesamte Wochenende - das muss auch die Konkurrenz anerkennen.
Es gibt Formel-1-Strecken und Fahrer, die gehören offenbar einfach zusammen: Ayrton Senna und Monaco, das war eine solche besondere Liebe, Michael Schumacher und Spa. Für Sebastian Vettel scheint sich Singapur immer mehr zu dem Kurs zu entwickeln, auf dem der viermalige Weltmeister Jahr für Jahr ganz Besonderes abliefert. Im achten Singapur-GP feierte er seinen vierten Sieg - aber beeindruckend war vor allem seine Dominanz über das gesamte Wochenende, an dem die bisher so überlegenen Mercedes-Silberpfeile überraschend schwächelten.

Schon im Qualifying hatte Vettel mit einer absoluten Traumrunde, die das Zeug dazu hat, in die Formel-1-Geschichte einzugehen, Fans und Fachwelt begeistert. Auch das Rennen beherrschte er. Nach der Zieldurchfahrt jubelte er über Funk: "Que giornata, was für ein Tag". Er grüßte seine Crew begleitet vom großen Feuerwerk, mit dem in Singapur die Sieger gefeiert werden. Vettel kämpfte bei der Siegerehrung mal wieder mit den Tränen und sagte: "Eines meiner besten Rennen, es war sehr intensiv, auch mit den Safety-Cars. Daniel Ricciardo hinter mir war schon stark, aber es war ein fantastisches Wochenende. Ich konnte das Rennen immer kontrollieren. Einfach perfekt!"
Vettel selbst hat keine Erklärung für seine Dominanz

Warum ist Vettel in Singapur immer so besonders gut? Er selbst hat auch keine wirkliche Erklärung, außer, dass er sich auf dem Kurs einfach extrem wohl fühlt. Dass er die besondere Herausforderung der schwierigen, langen Strecke, die keinen Fehler verzeiht, liebt - bei den gleichzeitig auch körperlich stark fordernden Bedingungen, Hitze, hoher Luftfeuchtigkeit und dem mit zwei Stunden längsten Rennen des Jahres.

Rein technisch gesehen könnte es auch eine Rolle spielen, dass Singapur durch seine Charakteristik und seinen Asphalt als Strecke gilt, auf der die Reifen nur in einem sehr schmalen Temperaturfenster optimal arbeiten - vor allem bei den diesjährigen Supersofts war das wohl besonders kritisch. Die Ingenieure, die mit Vettel arbeiten und gearbeitet haben, sagen ihm ein besonders gutes Gefühl für den Umgang mit den Reifen unter schwierigen Bedingungen nach - außerdem scheint Ferrari hier mit der Abstimmung genau getroffen zu haben, so dass man die Reifen sehr gut in diesen Bereich brachte.

Bei der Konkurrenz vermutete man das auf jeden Fall: Williams-Renningenieur Rob Smedley meinte: "Bei uns hat es nicht gepasst - und vielleicht war das auch ein bisschen das Problem, das Mercedes hatte. Das sind Unterschiede von wenigen Grad, die sich dann massiv auswirken. Wenn man aber genau triff, dann liegt das Auto unglaublich gut." Genau das hatte Vettel seinem Ferrari ja schon nach seiner Poleposition attestiert, nach einer Runde, die ihm sichtlich fast so viel Befriedigung gegeben hatte wie sonst nur ein Sieg.

"Der war auf einem anderen Planeten unterwegs"

Als Nico Rosberg während des Teambriefings bei Mercedes im Fernsehen diese Vettel-Runde aus der Onboard-Perspektive auf dem Bildschirm sah, "da konnte ich nicht anders als laut los zu schreien. Das war unglaublich, da hat man gesehen, dass der da auf einem anderen Planeten unterwegs war", sagte er.


Rosberg selbst litt wie sein Teamkollege Lewis Hamilton unter der rätselhaften Schwäche, die die Silberpfeile plötzlich befallen hatte. Das gesamte Wochenende war Mercedes zur Überraschung aller nicht in den Tritt gekommen. Die Startplätze fünf und sechs mit 1,5 Sekunden Rückstand auf Vettel sagten ja schon alles. Das Schlimmste für Mercedes-Sportchef Toto Wolff: Nicht genau zu wissen, woran es eigentlich lag. "Irgendwo im Zusammenspiel zwischen den Reifen, der besonderen Charakteristik dieser Strecke und einem grundsätzlichen Fehler in unserem Set-up," vermutete er.

Rosberg, der als Vierter immerhin zwölf Punkte in der WM-Wertung auf Hamilton gut machen konnte, weil der Brite mit einem Pfennigdefekt im Turbosystem ausfiel, sagte: "Wir haben jetzt vielleicht ein paar Ideen, aber wir brauchen noch ein bisschen Zeit, um das alles genau zu analysieren." Wie Hamilton hofft er, dass in einer Woche in Suzuka wieder "Business as usual" sein wird - aber ein bisschen Verunsicherung herrscht bei den bisherigen Seriensiegern schon.

Auch Sebastian Vettel rechnet damit, dass Mercedes dort wieder von vorn sein wird, er "hätte aber natürlich auch nichts dagegen, wenn es nicht so wäre". Er kündigte auf dem Siegerpodest an, erstmal feiern zu wollen: "Meine Trinkflasche hat zur Hälfte des Rennens ihren Geist aufgegeben, ich habe also erst mal ziemlichen Durst. Auf der Party heute Nacht wird es wohl ein paar Drinks geben!" Den ersten Durst löschte er mit einem großen Schluck aus der Siegersektflasche, um dann bei der Pressekonferenz auf die heikle Frage, ob er der Konkurrenz von Red Bull Ferrari-Motoren geben würde, grinsend festzustellen: "Oh, der Champagner wirkt doch ziemlich stark, ich glaube, ich halte jetzt besser mal meinen Mund."

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